Paradeschlafzimmer im Residenzschloss Dresden
Erstrahlt in neuem Prunk: das Paradeschlafzimmer im Residenzschloss Dresden Bildrechte: Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Höfische Kultur im Dresdner Residenzschloss Stark imposant: Die rekonstruierten Paraderäume von August dem Starken

28. September 2019, 04:00 Uhr

In Dresden wurden die Königlichen Paraderäume Augusts des Starken und das Porzellankabinett im Residenzschloss Dresden wieder eröffnet. Besucher können künftig in einem Schlossrundgang die fürstliche Prachtentfaltung bis zu ihrem Höhepunkt erleben. Das Zusammenspiel von Wandtextilien, Gemälden, kostbaren Prunkmöbeln und Porzellanen sowie die prächtigen Staatsgewänder und Herrschaftsinsignien Augusts des Starken verdeutlichen den damaligen Stellenwert von höfischer Repräsentationskultur.

Mit den im einstigen originalen Prunk fertiggestellten Paraderäumen bekommt das Residenzschloss seine Seele zurück. Das Leben bei Hofe wird durch den Besuch der Räume sehr anschaulich. Ich erinnere aber auch daran, dass das Fürstentum mit seinen Reichtümern auf der Arbeit und den Entbehrungen etwa der Bergleute basierte, die unter anderem das Silber förderten, das Sachsen reich machte.

Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst

Erstmalig eröffnet wurden die Paraderäume von August dem Starken im September vor genau 300 Jahren. Anlass bot das einen Monat andauernde Hochzeitsfest von Kurprinz Friedrich August und der Kaisertochter und Erzherzogin Maria Josepha. Für diesen Anlass ließ August der Starke neun Räume im Paradeappartement im Westflügel errichten und das gesamte zweite Geschoss des Schlosses erneuern. So bewies der Kurfürst von Sachsen, dass sein Schloss ein königliches war und in Konkurrenz zu den Residenzen der Könige Europas und des Kaisers stand.

Die Paraderäume Augusts des Starken und das Turmzimmer waren bei Ihrer Eröffnung 1719 Ausdruck eines selbstverständlich europäischen Kulturverständnisses. Einflüsse aus vielen europäischen Ländern stärkten das Ringen um eigene Perfektion und künstlerische Höchstleistungen.

Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Pilaster mit Seidensamt und Goldstickereien

Rekonstruiert wurden zum Beispiel die monumentalen Deckengemälde von Louis de Silvestre nach Farbfotografien von 1942/44, die barocken Prunktextilien des Audienzgemaches aus Pilastern mit aufwendigen Goldstickereien und Posamenten sowie "fadengenau" nur anhand eines Fragmentes: der karmesinrote Seidensamt über die gesamte Wandfläche. Zu sehen sind außerdem Prunkmöbel, die nachweislich zu den Repräsentationsräumen gehörten, Staatsgewänder des Kurfürst-Königs und die Lieblingswaffen von August des Starken.

Das ist schon ein Raumkunstwerk des Spätbarocks von höchster Repräsentation – im Detail von unglaublicher Raffinesse und Verfeinerung.

Birgit Fritz, MDR KULTUR-Landeskorrespondentin in Sachsen

Das Porzellankabinett im Turmzimmer

Zum Zeitpunkt der Hochzeit präsentierte August der Starke darin den Staatsschatz in Form von außerordentlich kostbaren monumentalen Silbergefäßen. In den 1730er-Jahren, unter August III., wurde aus dem Silberbuffet ein Porzellankabinett. Der rekonstruierte Raum zeigt einzigartige Meisterwerke der Meissener Manufaktur, wie die plastisch überbordenden Elementvasen von Johann Joachim Kändler, die nach mehr als 75 Jahren im Depot an ihren ursprünglichen Ausstellungsort zurückkehren.

Handwerkliche Höchstleistung - auch aus der BURG

Im Zweiten Weltkrieg wurde diese Festetage zerstört. 1997 beschloss die Sächsische Staatsregierung, sie bis ins kleineste Detail wieder auferstehen zu lassen. 300 Handwerksbetriebe aus ganz Europa, die die jahrhundertealten Techniken noch beherrschen, arbeiteten gemeinsam an diesem Projekt.

Auch die Textilmanufaktur der halleschen Kunsthochschule Burg Giebichenstein beteiligte sich an der fadengenauen Rekonstruktion der textilen Ausstattung des Paradeschlafzimmers. Vierzehn Mitarbeiter stickten nach historischem Vorbild Samtapplikationen auf in Frankreich hergestellten Goldbrokat. Weiterhin wurden unter anderem Bett- und Fenstervorhänge, Bettkränze, Portieren sowie Wandbehänge akribisch und detailgenau in der Textilmanufaktur rekonstruiert.

Informationen zur Ausstellung: Die Königlichen Paraderäume Augusts des Starken und das Porzellankabinett im Residenzschloss Dresden

Ausstellungsort: Residenzschloss
Öffnungszeiten: täglich 10:00-18:00 Uhr, Dienstag geschlossen
01.10.2019, 10:00-18:00 Uhr (Sonderöffnung)
Eintrittspreise: regulär 12 €, ermäßigt 9 €, unter 17 frei, ab 10 Pers. 11 €, Audioguide frei

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 27. September 2019 | 18:05 Uhr