Katrin Schumacher 57 min
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Von Verlust und Trauer erzählt Maike Wetzel in ihrem Roman "Schwebende Brücken". Ibtisam Azems "Buch vom Verschwinden" wagt ein verrücktes Gedankenexperiment. Neue Lyrik gibt's von Dirk von Petersdorff und Jan Kuhlbrodt.

MDR KULTUR - Das Radio Mi 09.08.2023 18:00Uhr 57:19 min

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18:10 Maike Wetzel: Schwebende Brücken.
Zwei Bücher von Maike Wetzel sind schon erschienen und haben viel Lob bekommen: der Roman Elly und der Erzählband Entfernte Geliebte. Gerade der Debütroman beschäftigte sich schon mit dem Thema Verlust. Und das spielt auch beim zweiten Roman von Maike Wetzel eine Rolle. Tino Dallmann stellt ihn vor.

18:20 Ibtisam Azem: Buch vom Verschwinden.
Es gab im deutschen TV ein- zweimal den Versuch über den Weg einer Fernsehkomödie den Gedanken durchzuspielen: was, wenn einfach mal alle Ausländer das Land verlassen würden? Wenn schon so viele herumbrüllen: Ausländer raus, dann gehen sie halt wirklich. Auch in Literatur und Zeitschriften hat man sich immer mal wieder an dieses Gedankenexperiment gewagt. Immer verbunden mit den Fragen: Wie würde unsere Gesellschaft reagieren? Würde sie noch funktionieren? Könnte sie überhaupt funktionieren? Das hatte hier immer etwas schrulliges, überzeichnetes. Es mag aber Länder geben, wo die Konflikte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen so tief sitzen, dass man da nicht mehr mit dem Mittel einer Komödie herangehen kann. Und so ist denn auch "Das Buch vom Verschwinden" der israelisch-palästinensischen Autorin Ibtisam Azem alles andere als lustig. Dort verschwinden einfach von einem Tag auf den anderen alle Palästinenser aus Israel. Geschrieben wurde dieses Buch schon 2014, erst jetzt erscheint es in deutscher Übersetzung. Hendryk Proske stellt es vor.

18:30 Andreas Lehmann: Lebenszeichen.
Der Wahlleipziger Andreas Lehmann, Jahrgang 1977, hat schon kurz nach seinem Studium der Buchwissenschaft, Komparatistik und Amerikanistik in Mainz vereinzelt Lyrik- und Prosatexte in verschiedenen Anthologien und Zeitschriften publiziert. Seitdem folgen immer wieder Würdigungen und Auszeichnungen für seine Schreibkunst, u.a. durch die Prosawerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung, der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquium Berlin oder auch durch die Romanwerkstatt im Literaturforum des Brechthauses Berlin. Im Herbst 2018 schließlich erschien Andreas Lehmanns Debütroman "Über Tage" im renommierten Düsseldorfer Karl Rauch-Verlag, der in diesem Jahr schon 100 Jahre existiert. Zu diesem besonderen Jubiläum hat Andreas Lehmann nun einen sehr feinen Kurzgeschichten- Band beigesteuert, der es in sich hat. Alexander Kühn hat "Lebenszeichen" für uns gelesen.

18:40 Emmanuel Carrère: V13. Die Terroranschläge in Paris. Gerichtsreportage.
Emmanuel Carrère hat ein Faible für das Ungeheuerliche, ein Gespür für die Wahnsinnigen, eine Nähe zum Unbegreiflichen und Existenziellen. In mehreren Erzählungen ist er realen Menschen in ihren Kosmos gefolgt, hat versucht, ihr Hirn vor uns aufzuklappen und hineinzuschauen. Sein Buch "Amok" erzählte vom Fall des Jean Claude Romand, der über Jahre hinweg ein Doppelleben führte. In "Limonow" näherte er sich dem egomanischen Schriftsteller Eduard Limonow, einem Weltreisenden, schlachterprobten Legionär und wüsten Nationalisten. „Alles ist wahr“ erzählte von einer Tsunami-Katastrophe, in die er mit seiner Familie hineingerät. „Yoga“, zuletzt erschienen, sollte eine autobiographische Suche nach dem werden, was das Leben zusammenhält, und beschreibt dann, wie es fast auseinanderbricht. Der 1957 in Paris geborene Carrère erzählte darin auch von den Auswirkungen des islamistischen Anschlags auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo im Januar 2015. Sein neues Buch beschäftigt sich mit den noch viel verheerenden Attentaten am 13. November desselben Jahres. "V13. Die Terroranschläge in Paris" heißt die Gerichtsreportage, die nun auf Deutsch erscheint. Ulrich Rüdenauer stellt sie vor.

18:50 Dirk von Petersdorff: Der ewige Brunnen.
Dieses Buch versammelt auf über tausend Seiten deutschsprachige Gedichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Der Jenaer Professor für Germanistik, Dirk von Petersdorff, ist selbst Lyriker und nun auch der neue Herausgeber dieser traditionsreichen Anthologie, die 1955 erstmals im CH. Beck Verlag erschien. Mit kühnem Zugriff entstaubt Petersdorff die Sammlung von stereotypem Poesiealbum-Kitsch und zeigt in seiner anregenden neuen Auswahl, die neben Lyrik der DDR und der Gegenwart auch aktuelle Pop-Songs mit einschließt, dass sich Gedichte über alle Kanäle in unseren Herzen einnisten. Vorgestellt von Marit Heuß

18:55 Von hier für da: Gedichte für die Gegenwart!
Mit einiger Spannung erwarten wir den jetzt zum Herbst angekündigten neuen Roman des in Chemnitz bzw. Karl-Marx-Stadt geborenen Jan Kuhlbrodt. Für einen Auszug daraus hat Kuhlbrodt vor kurzem den renommierten Döblin-Preis zugesprochen bekommen. Mit diesem Roman setzt der mittlerweile Leipziger ein vielgestaltiges Werk fort: Er ist Herausgeber einer Lyrik-Reihe, er ist Nachdichter, Essayist und, in mehreren Gedichtbänden dokumentiert, auch Lyriker. Und somit natürlich bestens aufgehoben hier in unserem Lyrik-Abteil. Er liest sein Gedicht "Einige Städte".

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