Mike Jessat, Direktor des Naturkundemuseums Mauritianum in Altenburg, arbeitete zu Zeiten der DDR im Tagebau, die enorme Umweltzerstörung immer vor Augen. Er entschied sich für eine Lehre im Naturkundemuseum, arbeite als Aufsicht und Putzkraft, engagierte sich unter dem Dach der Kirche in der Umweltbibliothek und nach der politischen Wende ab 1990 als Vorsitzender des NABU-Landesverbandes Thüringen. Mike Jessat studierte Museologie und übernahm 2007 das Mauritianum in Altenburg. Für gewöhnlich dokumentieren Naturkundemuseen den Schwund der Arten, doch Mike Jessat wollte nicht mehr länger „Sterbebegleiter“ sein. So begann er über Artenschutzprojekte nachzudenken. Als Anfang der 2000er Jahre der Landkreis als Träger des Museums immer weniger Geld zur Verfügung stellte übernahm 2007 der seit 1991 existierende Förderverein das Naturkundemuseum Mauritianum. Mit Zuschüssen von Land, Bund und EU-Fördergeldern konnte das Budget verzehnfacht, 40 Mitarbeiter beschäftigt und neun große Artenschutzprogramme über das Museum entwickelt und realisiert werden. Mit großem Erfolg. 2018 schließlich wurde ein Zehn-Jahresvertrag mit der Naturforschende Gesellschaft Altenburg geschlossen, dem Nachfolger des Fördervereins. 53 Mitarbeiter, unter ihnen hochqualifizierte Agrarwissenschaftler, Biologen, Geologen und Landschaftsplaner, konnten allein 2020 40 kleinere Projekte im Wertumfang von 5000 bis 100.000 Euro betreuen und zehn Großprojekte.

Das Naturkundemuseums Mauritianum in Altenburg wurde auf Beschluß und unter Finanzierung des Landtags des Herzogtums Sachsen-Anhalt gebaut und 1908 eröffnet. Die naturwissenschaftliche Sammlung und die Bibliothek der 1817 gegründeten Naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes war zuvor in verschiedenen Domizilen in Altenburg untergebracht. 2004 und 2005 wurde das Museum grundlegend saniert und beherbergt eine Sammlung von über. 40.000 Objekten.

In Borna wurde Mike Jessat 1968 geboren, im sächsischen Groitzsch wuchs er auf. Schon früh war er in der Natur unterwegs und interessierte sich für die Vogelwelt. Mike Jessat wurde Mitglied im der Ornithologen-Fachgruppe im Kulturbund. Als Sohn eines selbständigen Gärtnermeisters und mit einem Onkel, der wegen versuchter Republikflucht dreimal in Bautzen inhaftiert war, blieb Mike Jessat das Studium in der DDR verwehrt. Er lernte Schlosser, arbeitete anschließend im Tagebau Peres. Durch Zufall lernte er bei einer Tagung den damaligen Direktors des Naturkundemuseums Mauritianums kennen und bewarb sich dort. Neben seiner Arbeit als Aufsicht und Putzkraft absolvierte er im Fernstudium das Fachabitur und ein Studium der Museologie. 2007 wurde er Direktor des Naturkundemuseums Mauritianums.

Mitwirkende
Redaktion: Angelika Zapf