Sa 20.05. 2023 11:00Uhr 60:00 min

MDR KULTUR - Das Radio Sa, 20.05.2023 11:00 12:00
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MDR KULTUR trifft Andreas Friedrich

MDR KULTUR trifft Andreas Friedrich

Gründer und Leiter des Neiße Festivals, Großhennersdorf

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20 Jahre Neiße Filmfestival werden in diesem Jahr vom 23. bis 28. Mai im deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck gefeiert und 30 Jahre Kunstbauerkino in Großhennersdorf in der Oberlausitz, dort wo alles begann. Andreas Friedrich ist Gründer des Neiße Filmfestivals, arbeitete viele Jahre ehrenamtlich als Leiter und dies seit einigen Jahren zusammen mit Ola Staszel. Deutsche, polnische, tschechische und weitere osteuropäische zeitgenössische und historische Spielfilme, Dokumentarfilme und Kurzfilme werden gezeigt, umrahmt von einem vielfältigen Musikprogramm. Am 27. Mai wird Pussy Riot im Rahmen des Festivals im Kühlhaus in Görlitz live zu erleben sein.

* Andreas Friedrich
In Dresden wird Andreas Friedrich 1957 geboren. Bei den Großeltern wächst er auf. Beide sind KPD-Mitglieder. Er besucht die Christenlehre, läßt sich mit 15 Jahren taufen, in den kirchlichen Gruppen findet er später Gleichgesinnte. 1973 beginnt Andreas Friedrich in Radebeul eine Ausbildung zum Unterstufenlehrer. Nach einem halben Jahr wird er wegen "moralischer Unreife" und "auffälligem Verhalten" exmatrikuliert. Die Kontakte zur Kirche, der Tramper-Szene, die langen Haare und Jeans sind der eigentliche Grund. Bis 1979 wird er zu einer Ausbildung zum Lüftungsanlagenbauer verpflichtet, arbeitet noch ein Jahr in diesem Beruf und findet dann in Großhennersdorf im Katharinenhof der evangelischen Kirche Arbeit in der Pflege behinderten Menschen. Großhennersdorf war zugleich Anlaufpunkt für jugendliche Friedensaktivisten und Andersdenkende aus der ganzen DDR. Von 1979 bis 1982 absolviert Andreas Friedrich eine Ausbildung zum Sozialdiakon in Fürstenwalde. 1992 zieht er nach Jena, heiratet, zwei Kinder werden geboren. Zusammen mit seiner Frau ist er in der Friedensarbeit und anderen politischen Kreisen politisch aktiv. Sie geraten ins Visier der Staatssicherheit, die ihnen schließlich die Kinder entziehen will. Gezwungenermaßen stellt Andreas Friedrich den Ausreiseantrag. Die Familie kann binnen weniger Stunden ausreisen. Sie lassen sich in Süddeutschland, in Lörrach nieder. Nach dem Fall der Mauer geht Andreas Friedrich zurück nach Großhennersdorf, um dann nach Basel zu ziehen. Seit 16 Jahren arbeitet er dort als Sozialpädagoge in einer Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen. Ende des Jahres 2023 will Andreas Friedrich ein letztes Mal umziehen, zurück nach Großhennersdorf.
Mitwirkende
Redaktion: Angelika Zapf