So 02.07. 2023 12:00Uhr 60:00 min

MDR KULTUR Café mit Annika Reich

und ihrem Roman "Männer sterben bei uns nicht"

Die Berliner Schriftstellerin und Aktivistin zu Gast

Komplette Sendung

Annika Reich 50 min
Bildrechte: IMAGO / Future Image
MDR KULTUR - Das Radio So, 02.07.2023 12:00 13:00
Es hat gedauert mit ihrem fünften Roman – aber die Pause war mitnichten eine. Annika Reich hat die vergangenen Jahre damit verbracht, ein Netzwerk von geflüchteten Autoren aufzubauen und zu unterstützen, und vor allem den Geflüchteten das literarische Arbeiten zu ermöglichen. "Weiter Schreiben" heißt die Plattform. Mit einem Team aus zwölf Mitarbeitern engagiert sich Annika Reich dafür, dass Autoren im Exil nicht verstummen und vor allem, dass ihre Texte sichtbar bleiben.

Kinderbücher und Romane schreibt Annika Reich selbst. Ihr fünfter Roman trägt den vielsagenden Titel "Männer sterben bei uns nicht" (Hanser Berlin Verlag). Er führt zu einem prachtvollen Anwesen: fünf Häuser an einem See,
in denen die Frauen einer Familie leben, denen die Männer nach und nach abhanden gekommen sind. Im Zentrum des spannenden Romans stehen zwei Frauen: die enigmatische Großmutter der Familie, voller Contenance und Haltung, voller Prinzipien, und die Enkelin Luise, die Ich-Erzählerin.

Der Roman ist in zwei Erzählebenen aufgeteilt: ein Vergangenheitsstrang, der in die Kindheit von Luise führt, und einen Gegenwartsstrang, in dem die Großmutter gerade gestorben ist und die Familienmitglieder sich auf der Beerdigung treffen. Die Beerdigung geht in die Hose, es gibt eine Brosche, die eine tragende Rolle spielt, und wir tauchen parallel immer tiefer in die Kindheit Luises ein.

Immer wieder taucht das Thema Generationenkonflikt auf. Es geht um Klassenbewußtsein und Flucht daraus. Und ganz nebenbei ist das Buch eine große aus Literatur gebaute Frage nach weiblichem Zusammenhalt, etwas, das die Großmutter zeitlebens nicht für wichtig erachtet hat, was aber genau das ist, was der Ich-Erzählerin hätte helfen können.

Im "MDR Kultur Café" erzählt die in München geborene und in Berlin lebende Annika Reich von ihren Schreibregeln und von ihren Erfahrungen durch die Arbeit mit geflüchteten Autoren, und davon, wie wichtig weibliche Solidarität für sie selbst ist.
Mitwirkende
Redaktion: Gabriele Bischoff