MDR KULTUR trifft Jan Kobel

Architektonisch kühn, gemeinschaftlich, energetisch nachhaltig, Arbeiten und Leben verbindend. Die diesjährige Sommerserie von MDR Kultur will Wohnutopien aufzeigen, verbunden mit der Frage: Wie sollen, wie wollen wir zusammen leben? Bis zum 20. August werden ungewöhnliche Wohn-, Bau- und Lebensprojekte in Mitteldeutschland vorgestellt und die Menschen dahinter.

Jan Kobel ist freiberuflicher Fotograf und zog mit seiner Frau Judith Rüber 2006 von München nach Arnstadt. Von 2005 bis 2023 sanierten sie das Stadthaus Arnstadt, retteten es vor dem Verfall, fanden darin ihr zu Hause und Judith Rüber führt das Hotel Stadthaus Arnstadt. Die Anlage besteht aus einem 400 Jahre alten Fachwerkhaus und einem Fabrikgebäude von 1905, welches heute eine Kaffeerösterei, einen Tagungsraum und eine große Ferienwohnung beherbergt. Jan Kobel ärgert, daß Städte leichtfertig ihre architektonische Geschichte dem Abriß opfern. So werden oftmals Fördermittel, auch EU-Gelder großzügig für den Abriß bereitgestellt, anstatt sie für Sanierungen alter Industrieanlagen mit neuen Nutzungskonzepten zu nutzen. In diesem Zusammenhang denkt Jan Kobel immer auch die Frage mit, wie bekommen wir junge Menschen wieder in die Provinz.

Zusammen mit seiner Frau und anderen Mitstreitern sanierte er ab 2014 ein weiteres denkmalgeschützes Industriegebäude, den Milchof Arnstadt, drei ehemalige Fabrikgebäude mit insgesamt 2200 Quadratmetern Nutzfläche. Anläßlich des 100jährigen Jubiläums des Bauhauses Weimar kuratierten und zeigten sie dort die Ausstellung „Weiß - Nullpunkt der Moderne". Mit seinen zahlreichen Fotos Thüringer Industriekultur entwickelte Jan Kobel 2020 mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena die Internetseite „Kulturfabriken.eu", die den Betrachter mit den Worten begrüßt: „Leerstand ist keine Schande. Gebäude verfallen zu lassen aber schon. Wir stoppen die Abrißkultur! Eine weitere gemeinsame Ausstellung, von Judith Rüber als Wanderausstellung konzipiert und Jan Kobel fotographiert, erzählte im Themenjahr 2020 "900 Jahre jüdisches Leben" die Geschichte von Synagogen an 32 Orten "Von Arnstadt bis Walldorf".

In München wurde Jan Kobel 1960 geboren. Ab 1981 studierte er Literaturwissenschaft, Politologie und Mediavistik in München und Tübingen und promovierte 2003 in Bremen. Von 1986 bis 1999 arbeitete Jan Kobel als freischaffender Fotograf und Texter für diverse Magazine, leitete ein Fotostudio, um anschließend und bis heute in den Bereichen werbliche und redaktionelle Fotografie zu arbeiten, sowie Portrait- und Architekturfotografie für Verlage und Ausstellungen.

Mitwirkende
Moderation: Julia Hemmerling
Redaktion: Angelika Zapf