Sa 09.09. 2023 09:00Uhr 35:00 min

MDR KULTUR - Feature Santiago 1973

Chronik eines Putsches

Von Felicitas Morgenstern

Komplette Sendung

Salvador Allende, 1973 59 min
Bildrechte: IMAGO / Leemage
MDR KULTUR - Das Radio Sa, 09.09.2023 09:00 09:35
Am Morgen des 11. September 1973 besetzten militärische Truppen das Stadtzentrum von Santiago de Chile. Die Moneda, der Präsidentenpalast, wird bombardiert. Salvador Allende Gossens, der sozialistische Staatspräsident, ist tot. Ein blutiger Putsch beendet die dreijährige Regierungszeit der Unidad Popular, einem Bündnis aus Sozialisten, Kommunisten und Radikalen. Sozialismus in Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat hatte die UP auf ihre Fahnen geschrieben. Sie versuchte durch Reformen sowohl die wirtschaftliche Situation Chiles als auch die sozialen Bedingungen der Bevölkerung zu verbessern. Die Nationalisierung des Kupferbergbaus und anderer Schlüsselindustrien hatte heftige Proteste der besitzenden und wohlhabenden Mittel- und Oberschicht des Landes hervorgerufen. Insbesondere die USA versuchten mit einem von Präsident Nixon angeordneten Kredithilfestopp Einfluß auf die innenpolitische Entwicklung Chiles zu nehmen.

Die Regierung der Unidad Popular bekommt die zunehmenden wirtschaftlichen Probleme nicht in den Griff. Streiks, Lebensmittelknappheit, allgemeine Versorgungskrise führen zu Unruhen und bürge rkriegsähnlichen Zuständen. Schließlich greift das Militär ein und putscht. Ausgerechnet jener General, der Salvador Allende zu Beginn seiner Amtszeit die unbedingte Treue geschworen hatte, führt denn Staatsstreich an. General Augusto Pinochet Ugarte beginnt einen grausamen Feldzug gegen Sozialisten, Kommunisten und Sympathisanten der sozialistischen Bewegung. Er verwandelt das Fußballstadium von Santiago de Chile in eine Folterhölle, in der Tausende gefangengehalten, schweren Mißhandlungen ausgesetzt sind. Viele werden sofort exekutiert, andere in Konzentrationslager verschleppt. 4000 Menschen kamen bei dem Staatsstreich ums Leben. Es gab über 30.000 Verhaftungen, über 6000 Chilenen flohen ins Ausland. Pinochet, der jede Opposition unverzüglich im Keim erstickte, bleibt 13 Jahre an der Macht.

Felicitas Morgenstern ist freie Journalistin und Autorin und Heilpraktikerin. Sie schreibt Reportagen, Dokumentationen für Print und verschiedene Rundfunkstationen und veröffentlicht in Online-Magazinen.

(29 Min.)
Mitwirkende
Produktion: Mitteldeutscher Rundfunk 1998
Darsteller
Mitwirkende:
Viola Sauer
Max Urlacher
Matthias Hummitzsch
Gerd Gütschow