Vier Personen bewegen sich in pinken Spandex-Anzügen tänzerisch über eine Bühne.
Das vierteilige Ballett "Kaleidoskop" überzeugt mit starken Bildern. Bildrechte: Ida Zenna

Empfehlungen Theater in Zwickau und Chemnitz: 5 hervorragende Stücke im November 2024

04. November 2024, 04:00 Uhr

Auf den Bühnen rund um Chemnitz gibt es im November 2024 viel Theater zu erleben: In Zwickau blickt eine sterbende Frau auf ihr Leben zurück. In Freiberg will eine Frau Rache üben. In Chemnitz wird das Kafka-Jubiläum aus einer anderen Perspektive betrachtet. In Annaberg-Buchholz wurde eine Oper über einen Teufel wiederentdeckt. Das sind unsere Tipps mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden, damit Sie kein Highlight verpassen:

Kabarett-Theater in Chemnitz: "Kafka has left the building" 

In den vergangenen Monaten war Franz Kafka noch präsenter, als er sowieso schon immer seit seinem Tod war. Denn der Schriftsteller, der wohl in jedem Deutschunterricht behandelt wird und dessen besondere Prosa ihn selbst quasi zum geflügelten Wort machte (kafkaesk), ist vor 100 Jahren gestorben. Da will natürlich auch das tschechische Performance-Kabarett "Das Thema – To téma" aus Prag (wo Kafka bekanntermaßen lebte) mitmischen. Ihr Stück "Kafka has left the building" ist dabei auch eine Parodie auf den ganzen Jubiläumshype um Kafka: Sie haben eine Art Shop mit allerlei Kafka-Merch aufgebaut, in dem sie fröhlich improvisieren und den Kultautor auch mal provokant interpretieren. "Tatsächlich strotzt die Performance vor skurrilen und surrealen Elementen, sie arbeitet mit abstrusen Requisiten und einer Vielzahl von Bühnenbildern", heißt es dazu beim "Radio Prag International". 

Weitere Informationen "Kafka has left the building"

Adresse:
Off-Bühne Komplex
Zietenstraße 32
Chemnitz 09130

Termine:
23. November, 19:30 Uhr

Schauspiel in Freiberg: "Medea" nach Euripides 

Sie ist vielleicht eine der düstersten Gestalten der Theatergeschichte und fasziniert seit der griechischen Antike zahlreiche Kunstschaffende: Medea hat dem Helden Jason geholfen, das Goldene Vlies zu finden und hat sich damit von ihrer eigenen Familie abgewandt. Sie flieht also mit dem Abenteurer, in den sie sich verliebt hat, auf seinem Schiff. In Korinth will Jason jedoch die dortige Königstochter heiraten. Für Medea würde das bedeuten, dass man ihr ihre Kinder nimmt und sie verbannt – die nicht mehr nach Hause kann. In Freiberg kommt der antike Klassiker relativ schlicht, aber in symbolisch aufgeladener Ausstattung auf die Bühne: Die Figuren tragen militärisch anmutende Kleidung und wühlen sich durch den Dreck. Regisseur Stephan Bestier will vor allem zeigen, wie Medea sich schließlich zu ihrer Rache durchringt: Sie will Jason das gleich antun, was er ihr antun wollte und alle töten – auch die eigenen Kinder. Dabei wird sie unterstützt von einem Chor aus Frauen, was der Inszenierung dann doch einen sehr aktuellen Bezug gibt: Wie können Frauen sich von einem Mann lösen, der sie hintergeht und weiter Macht über sie ausübt? Sarah Hofmann ist in der "Freien Presse" nicht nur von Natalie Renaud-Claus in der Rolle der Medea überzeugt, sondern von der gesamten Produktion: "Eine gelungene, ästhetische, spielgewaltige und inhaltlich ambivalente Inszenierung, die Theaterfans auf keinen Fall verpassen sollten." 

Weitere Informationen "Medea" von Euripides

Adresse:
Theater Freiberg
Borngasse 1
09599 Freiberg

Dauer: 140 Minuten, eine Pause

Termine:
8. November, 19:30 Uhr
9. November, 19:30 Uhr

Figurentheater in Zwickau: "La derniere danse de Brigitte" 

Eine gedrungene Figur sitzt auf dem etwas wacklig wirkenden Rollstuhl. Sie hat ein großes rundes Gesicht, dessen Züge hängen, von der Zeit nach unten gezogen werden. Das ist Brigitte. Sie weiß, dass sie bald sterben wird und will vorher noch ihre Erinnerungen versammeln. José Antonio Puchades und Julieta Gascón Roque verkörpern die junge Brigitte und ihren damaligen Liebhaber. In ihrem stummen Spiel und Tanz wirken sie manchmal selbst wie Puppen, ihre Bewegungen sind kantig, aber auch sehr genau gesetzt. Ihre strahlenden Gesichter zeugen von schönen Momenten. Doch manchmal stocken die Bewegungen, geraten die beiden aneinander, wenn Brigitte kurz verwirrt ist. Zwischendurch drückt sie auf ihr Herz, um sicherzugehen, dass es noch schlägt. Schließlich führen sie ihre Erinnerungen in ihre Kindheit, eine kleine Puppe, die ähnlich und doch anders verletzlich ist als die alte Brigitte. "La derniere danse de Brigitte" ist ein Abend ohne Worte, aber mit einem großen Thema. 

Zwei Personen bewegen sich um eine Puppe.
Brigitte erinnert sich an ihr langes Leben. Bildrechte: André Wirsig

Weitere Informationen

Tanz in Chemnitz: "Kaleidoskop" im Opernhaus 

Der Abend "Kaleidoskop" versammelt vier unterschiedliche Choreografien, in denen das Chemnitzer Ballett verschiedene Seiten zeigen kann. Fabrice Guillot lässt das Ensemble an Seilen hoch über der Bühne tanzen. In "Septem" versucht Yuri Zhukov die Stärken der Tänzerinnen und Tänzer herauszuarbeiten und zu kombinieren, sodass ein bemerkenswerter Flow entsteht. Der Choreograf Tú Hoàng hat sich von der Club-Kultur inspirieren lassen. Und schließlich lädt uns Andonis Foniadakis in immer neue Traumbilder ein. Die Kritikerin Katharina Leuoth lässt in der "Freien Presse" sich immer wieder von dem Abend begeistern, von der Virtuosität des Ensembles und den starken Bildern der Choreografien. Ihrer Meinung nach lohnt sich schon wegen des vierten Stücks "Dream Wave" der Besuch. 

Zwei Personen tanzen synchron in Seilen.
Das Chemnitzer Ballett geht in "Vertikale Spiele" neue Wege. Bildrechte: Ida Zenna

Weitere Informationen "Kaleidoskop"
Vierteiliger Ballettabend von Fabrice Guillot, Yvruk, Tú Hoàng und Andonis Foniadakis

Adresse:
Opernhaus
Theaterplatz 2
09111 Chemnitz

Dauer: 120 Minuten, eine Pause

Termine:
3. November, 16 Uhr
9. November, 19:30 Uhr
22. November, 19:30 Uhr

Musiktheater in Annaberg-Buchholz: "Satanella" im Winterstein-Theater 

Die Kritik ist begeistert und fasziniert: Sie haben es schon wieder geschafft. Seit einigen Jahren macht das Eduard-von-Winterstein-Theater überregional mit selten gespielten und fast vergessenen Musiktheaterwerken auf sich aufmerksam. Auch mit "Satanella", nach "Falstaff" die zweite Wiederentdeckung aus der Feder von Michael William Balfe am erzgebirgischen Theater. Darin geht es um einen Dämon, der eigentlich einen verschuldeten Spieler verführen soll und sich aus Versehen richtig verliebt. Die Musik von Balfe dafür sei "phantastisch", meint der Kritiker Joachim Lange in "Die deutsche Bühne", "in ihrer melodischen Opulenz und Eingängigkeit". Auch szenisch kann das Winterstein-Theater überzeugen: Sie bauen rund um die märchenhafte Handlung einen Rahmen, der von einem Mann erzählt, der sich die Schuld am Tod seiner Verlobten gibt. Deswegen überzeugt die Inszenierung mit düsteren und überzeugenden Bildern. "Das gelingt in Annaberg faszinierend, unterhaltsam und echt prickelnd", meint der Kritiker Roland Dippel in "Concerti". 

Ein Mann taumelt in der Mitte einer Menge mit erhobenen Stühlen.
Rupert muss sich mit Schulden rumschlagen. Bildrechte: Dirk Rückschloß

Weitere Informationen "Satanella oder Die Macht der Liebe"
Romantische Oper von Michael Balfe

Adresse:
Eduard-von-Winterstein-Theater
Buchholzer Straße 67
09456 Annaberg-Buchholz

Termine:
3. November, 19:30 Uhr
17. November, 15 Uhr
30. November, 19:30 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | artour | 19. September 2024 | 22:10 Uhr

Mehr MDR KULTUR