JubiläumHeinrich Schütz: Vor 350 Jahren starb der "Vater der deutschen Musik"
Heinrich Schütz brachte es auf stolze 87 Lebensjahre. Ein Musikerdasein, welches mit Studien in Venedig beginnt und als Hofkapellmeister in Dresden endet – und das auch die Schrecken des 30-jährigen Krieges hautnah miterlebt. Wer in solchen Elendsjahren überhaupt an Musik denkt, muss ein Optimist gewesen sein. Heinrich Schütz war es wohl. Eine Betrachtung.
Noch zu Lebzeiten wird Heinrich Schütz "germaniae lumen", Deutschlands Licht, genannt. Und in der Tat: Er erhellt mit seinen Werken das dunkle Zeitalter. Doch woher bezog dieser Mann – der Krieg, Verwüstung und persönliche Schicksalsschläge erleiden musste – die Entschlossenheit, so hoffnungsfroh und zukunftsweisend zu komponieren?
Geboren wird Heinrich Schütz 1585 im thüringischen Köstritz. Genau 100 Jahre vor Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach. Sein Vater ist Gastwirt. Doch anders als Bach, zieht Schütz seinen Radius auch außerhalb Mitteldeutschlands: Zweimal reist er nach Italien, wiederholt hält er sich am dänischen Hof auf, geht nach Breslau.
Venezianischer Einfluss
Als sein Entdecker und Förderer Landgraf Moritz von Hessen-Kassel ihn zu Studienzwecken nach Venedig schickt, ist er 24 Jahre alt. Die Musik wird fortan sein Leben bestimmen. Geplant war ein Lehrjahr bei Giovanni Gabrieli, Schütz verlängert auf vier Jahre, denn er ist überwältigt von der Vielstimmigkeit, der affektbeladenen, bildgewaltigen Musik und dem Raumklang. Schütz bleibt dieser Ästhetik sein ganzes Leben lang treu, verleiht ihr gleichzeitig eine eigene Handschrift.
Zurück in Deutschland entbrennt eine diplomatische Fehde um das musikalische Talent zwischen seinem Gönner Landgraf Moritz und dem sächsischen Kurfürsten. Am Ende setzt sich der Stärkere und politisch Mächtigere durch: Heinrich Schütz wird Dresdner Hofkapellmeister – für weit mehr als 50 Jahre.
Schütz: Seine Musik spendet Trost und Hoffnung
Für ihn beginnt eine glückliche Zeit – beruflich, wie privat. Er heiratet, die Familie vergrößert sich. Um ihn herum hingegen wütet der Dreißigjährige Krieg und bringt Elend und Leid. Das Schicksal verschont auch Schütz nicht: eine der Töchter und seine Frau sterben. Die Welt gerät auch für ihn aus den Fugen.
Doch Heinrich Schütz findet die Kraft, sich aus der Trauer und Stille zurück zu kämpfen und einen Klang zu erschaffen, der den Schmerz verarbeitet, der Trost spendet, der vor allem den Frieden beschwört. Seine Musik setzt dort ein, wo die menschliche Sprache endet. Genau das ist es, was den Komponisten zum "Vater der deutschen Musik" macht.
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Dieses Thema im Programm:MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 07. Oktober 2022 | 07:10 Uhr