Blick nach vorn Bitterfeld-Wolfen kann auch schön
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05. Mai 2023, 05:00 Uhr
Geht es um versiegelte Flächen, liegt Bitterfeld-Wolfen laut einer aktuellen Studie in Sachsen-Anhalt ganz vorn. Das ist nicht verwunderlich, bedenkt man, dass Bitterfeld früher zum Chemiedreieck der DDR gehörte und auch heute noch großer Industriestandort ist. Die Bitterfelder kennen das nicht anders, wissen aber vermutlich genau deshalb ihre schönen Ecken so zu schätzen. MDR SACHSEN-ANHALT war dort.
Für den Ingenieur Lars Schindler aus Bitterfeld war das Ergebnis der bundesweiten Studie überraschend. Bisher sei es ihm jedenfalls nicht aufgefallen, dass in Bitterfeld besonders viele Flächen versiegelt sind.
Natürlich sei man nach wie vor Industriestandort und es gebe viele Neuansiedlungen, die Platz für Logistik benötigten, so dass Flächen weiter mit Beton und Asphalt versiegelt werden müssten. Zum Ausgleich dazu gebe es aber auch sehr viel schöne Ecken in Bitterfeld, findet der 48-Jährige.
"Stadt hat sich gut entwickelt"
Konrad Reiß kommt auch aus Bitterfeld und ist der Meinung, dass es vielleicht auch gut ist, wenn viel Fläche in Bitterfeld versiegelt ist. Schließlich seien vor Ort noch etliche Altlasten im Boden.
Wenn er an früher denke, habe sich die Stadt gut entwickelt: "Jetzt ist’s herrlich", sagt er MDR SACHSEN-ANHALT.
"Wie ein Tag Urlaub"
Regelrechte Fans von Bitterfeld-Wolfen sind Holger und Brigitte Preuß aus Dessau. Für sie ist der Grad an Versiegelung kein Wunder, schließlich gebe es viel Industrie hier.
Dennoch gebe es viele schöne Ecken, findet Ehepaar Preuß. Die beiden seien öfter in Bitterfeld und die 30 Kilometer von Dessau mit dem Rad auf dem Goitzsche-Rundweg gefahren. "Das ist wie ein Tag Urlaub", sind sich beide einig.
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Bitterfeld-Wolfen: Kaum Luft für den Boden
Eine bundesweite Studie hatte zuletzt ergeben, dass Bitterfeld-Wolfen bei der Flächenversiegelung Spitzenreiter in Sachsen-Anhalt ist. Rund 55 Prozent des Gebietes sind dort bebaut, betoniert oder asphaltiert. Das kann vor allem bei Starkregen zum Problem werden, wenn Regenwasser nicht versickern kann. Bundesweit liegt Bitterfeld-Wolfen übrigens auf Platz 25 , gleich dahinter folgen die Städte Magdeburg und Halle.
Früher: "Ökologisches Katastrophengebiet" Bitterfeld-Wolfen
Die Industrieregion um Bitterfeld-Wolfen war von der chemischen Industrie geprägt und gehörte mit der VEB Filmfabrik ORWO und dem VEB Chemisches Kombinat Bitterfeld (CKB) zum Chemiedreieck der DDR. Umweltschutz war damals zweitrangig – entsprechend wuchs die Belastung von Luft, Boden und Grundwasser. Wegen der gesundheitsgefährdenden Zustände gab es in der Region bei Kindern besonders viele Atemwegserkrankungen.
Der Volksmund nannte die Straße Richtung Bitterfeld/Wolfen auch "die Straße der 1.000 Düfte", denn entlang der Werkshallen roch es alle 100 Meter anders.
Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen heute
Bitterfeld-Wolfen galt vor 1990 als dreckigste Region Europas. Chemie, Filmproduktion und Braunkohletagebaue prägten den Landstrich weithin.
Seit 1990 sind rund 4,5 Millarden Euro am Standort investiert worden, allein 230 Millionen Euro mit Hilfe des Landes Sachsen-Anhalt in die Infrastruktur.
Heute sind rund 300 Unternehmen auf dem modernen Industrieareal des Chemieparks ansässig. Dazu gehören Betriebe international agierender Firmen der Chemie- und Pharmabranche, Mittelständler und Dienstleister mit rund 12.000 Beschäftigten. Bayer (Leverkusen) beispielsweise produziert am Standort Tabletten.
Bitterfeld-Wolfen wie auch Leuna, Schkopau, Böhlen bilden den Kern der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Ostdeutschland. Die Branche hat in den ostdeutschen Ländern rund 55.000 Mitarbeiter.
Quelle: dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Mai 2023 | 07:10 Uhr