Der Innenraum der Kloster Kirche Sankt Wigbert
Täglich um 6:20 und 9:20 Uhr gibt es bei MDR THÜRINGEN - Das Radio "Augenblick mal", das Wort zum Tag. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wort zum Tag Augenblick mal

16. März 2024, 05:00 Uhr

Täglich 6:20 und 9:20 Uhr hören Sie bei MDR THÜRINGEN - Das Radio das Wort zum Tag. In dieser Woche spricht es Anne-Christin Martz von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Gera.

Dienstag, 19. März: Alltagsheldin

Es ist noch früh, ich warte auf den Bus, habe Zeit mich umzuschauen. Eigentlich schön – die Wiese hinter der Bushaltestelle. Langsam wachsen dort wieder die Gänseblümchen, es wird Frühling. Wenn doch nicht der ganze Müll da liegen würde.

"Unmöglich", kommentiert eine Frau neben mir. Kopfschüttelnd kickt sie eine leere Limonadendose zur Seite, die direkt vor ihren Füßen liegt, dann ermahnt sie ihren Hund, nicht mit der leeren Keksverpackung zu spielen und zieht ihn weiter.

Anne-Christin Martz, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Gera, Augenblick-mal-Autorin 2 min
Bildrechte: Anne-Christin Martz
2 min

MDR THÜRINGEN - Das Radio Di 19.03.2024 06:20Uhr 01:59 min

Audio herunterladen [MP3 | 1,8 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 3,7 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/mdr-thueringen/podcast/augenblick/audio-muell-helden-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Etwas später kommt eine andere Frau vorbei, sportlich gekleidet, sie joggt. Ihr Pferdeschwanz wippt dabei, aber das Wippen wird langsamer. Sie hält inne, um auf der Wiese ihre Arme und Beine zu dehnen. Oder täusche ich mich? Sie bückt sich, kommt hoch, bückt sich wieder, ihr Blick wandert über die Wiese. Was tut sie da?

Als sie mit zwei zerknautschten Plastikflaschen und einer leeren Zigarettenpackung in Richtung Mülleimer läuft, verstehe ich: Sie sammelt den Müll auf. Noch mal zur Wiese, noch mal zum Mülleimer. Mit einer Leichtigkeit, die mich staunen lässt. Dann dreht sie sich um und joggt weiter.

Anstatt sich zu ärgern, hat sie das Problem in die Hand genommen – ohne besondere Aufmerksamkeit oder ein Dankeschön zu erwarten. Jetzt juckt es mich schon ein bisschen in den Fingern. Soll ich? Die leere Chipstüte, die noch übriggeblieben ist, liegt nur wenige Schritte hinter mir. Ich muss ja nicht gleich die ganze Wiese durchforsten. Aber die eine Tüte, die geht schon. Oder?

Die Gelegenheit heute einen Unterschied zu machen, auch im Kleinen – das wünscht Ihnen Anne-Christin Martz von der G26, der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Gera.

Montag, 18. März: Gutes über die Stadt

Gutes über die Stadt – so lautet das Motto der ökumenischen Veranstaltungsreihe "Momento" in Gera. Auch heute Abend werden wohl wieder über hundert Menschen zusammenkommen, um "Gutes über die Stadt" zu erzählen.

Immer mehr Menschen treffen sich seit ein paar Wochen montags vor der Salvatorkirche im Stadtzentrum. Sie beten für die Stadt, singen gemeinsam, tauschen Gedanken aus. Was haben sie Gutes erlebt in ihrer Stadt?

Eine Frau erzählt davon, wie ihr behinderter Sohn täglich Hilfe erfährt. Eine andere spricht von ihrem Engagement gegen Rassismus – davon wie andere sie unterstützen. Ein Musiker singt von Hoffnung.

Nicht nur Christen versammeln sich Montagabend vor der Salvatorkirche in Gera – auch andere Menschen schließen sich an, um friedlich ein Zeichen zu setzen. An einem Abend zieht unmittelbar vor ihnen eine andere Gruppe vorbei – bei ihnen geht es montags lauter zu. Parolen dringen über die Straße, Hassbotschaften, Beleidigungen.

Anne-Christin Martz, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Gera, Augenblick-mal-Autorin 2 min
Bildrechte: Anne-Christin Martz
2 min

MDR THÜRINGEN - Das Radio Mo 18.03.2024 06:20Uhr 02:00 min

Audio herunterladen [MP3 | 1,8 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 3,8 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/mdr-thueringen/podcast/augenblick/audio-augenblick-montag-martz100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Was mich fasziniert: Die Menschen vor der Kirche bleiben ruhig. Anstatt zurück zu pöbeln, reden sie weiter vom gelingenden Miteinander in der Stadt. Vom Zusammenleben. Von der Vielfalt, der Liebe füreinander.

Herz statt Hetze verbreiten. "Nicht den Stinkefinger zeigen, sondern Klarheit in Liebe", sagt einer der Männer vor der Kirche. Klarheit, das erfordert kritisch zu bleiben, wenn andere Angst schüren und Hass verbreiten. Und den Untergangsszenarien etwas entgegenzusetzen. Was können Sie Gutes erzählen über Ihre Stadt oder Ihr Dorf? Denken Sie mal drüber nach und sagen Sie es laut. Es könnte einen Unterschied machen.

Meint Anne-Christin Martz, evangelisch-freikirchlich aus der Gemeinde G26 in Gera.

Sonntag, 17. März: Klein beginnen

Manchmal läuft es nicht nach Plan. Kerstin wollte ein Dorffest feiern, alle einladen. Sie hatte angefangen, eine Liste zu führen, um aufzuschreiben, wer alles Kuchen mitbringt. Eine andere fürs Kinderschminken. Eine dritte für die Tombola.

Dorffest – viele Nachbarn fanden Kerstins Idee toll. Aber die Listen blieben trotzdem leer: zu viel zu tun, schon was vor, zu langfristig, zu kurzfristig. Am Ende saß Kerstin nur mit ihren zwei Nachbarn von schräg gegenüber am Klapptisch, sie aßen Streuselkuchen und tranken Bowle, niemand war gekommen.

Anne-Christin Martz, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Gera, Augenblick-mal-Autorin 2 min
Bildrechte: Anne-Christin Martz
2 min

MDR THÜRINGEN - Das Radio So 17.03.2024 06:20Uhr 01:47 min

Audio herunterladen [MP3 | 1,6 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 3,4 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/mdr-thueringen/podcast/augenblick/audio-augenblick-sonntag-martz100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Zuerst ärgerte sich Kerstin – so hatte sie sich das nicht vorgestellt. Und mit Thomas und Sabine hatte sie sonst überhaupt nichts zu tun. Aber der Kuchen war lecker und die drei fanden überraschend viele Gesprächsthemen, lachten über die gleichen Witze. Am Ende haben sie mit der Bowle darauf angestoßen: Das nächste Dorffest würden sie gemeinsam organisieren.

Oft muss es eben klein anfangen – und braucht Geduld. Es gibt einen Satz in der Bibel, der mir immer wieder hilft, gelassen zu bleiben, wenn etwas nicht gleich so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe: "Alles hat seine Zeit." Ein Samenkorn wird schließlich auch nicht gleich zum Baum – aber möglich ist es schon. Umso besser, wenn ich mich entschieden habe, den Samen in die Erde zu stecken. Und mir ab und zu beim Gießen helfen lassen.  

Mögen Ihre Vorhaben gelingen über kurz oder lang – das wünscht Anne-Christin Martz aus der G26, der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde aus Gera.

MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 19. März 2024 | 06:20 Uhr