Landeshauptstadt Erfurt Bischleben

Bischleben ist Teil der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt. Der Name weisst wahrscheinlich auf den Besitz eines Bischofs hin. Aber ganz sicher ist diese Deutung nicht.

Historische Belege:

  • 1184 Bischovesleibe (Dobenecker II Nr. 699)
  • um 1260 Bisleyben (UB DOB Thüringen Nr. 156 S. 117)
  • um 1275 (Kopie) Bischovisleiben (UB Stadt Erfurt I Nr. 275)
  • 1276 (K) Bischofisleben (Dob 4,1270)
  • 1286 (Kopie) de Busscibisleibin (UB Paulinzelle I Nr. 110 S. 115)
  • 1288 de Biscovisleiben (UB Stadt Erfurt I Nr. 373 S. 246)
  • 1288 Cunradus archipresbyterus de Bischovesleiben (TKlö I 58)
  • 1292 de Biscovileibin (UB. Erfurter Stifter I Nr. 681 S. 391)
  • 1294 Hugo de Bischovesleiben (Eichs I 729)
  • 1299 de Bischovisleiben (UB Stadt Erfurt I Nr. 482 S. 336)
  • 1306 Ludewicus de Bischleyben (Erfurt I 530)
  • 1308 Bisschovesleyben (UB Stadt Erfurt I Nr. 547 S. 383)
  • 1319 Byschovisleybin (UB. Erfurter Stifter I Nr. 1094 S. 604)
  • 1339 Gerhard von Vischberg, Pfarrer zu Bischovisleyben (EKlö II 101)
  • 1348 Bischofisleben (OrEG Vieselb. 6)
  • 1386 czu Byschofisleybin (Erfurt II 921)
  • 1390 Bißchofisloubin (ZR(B)V 21 Bl. 29)
  • 1391 zcu Bischoffsleiben (EKlö III 146)
  • 1444 (Kopie) Dorff Bischoffleben (TKlö I 165)
  • 1460 Bischoffsleuwen (OrESt VIII 342)
  • 1484 (Kopie) zu Bisschoffsleyben (EKlö III 303)
  • 1487 in Bischoffsleyben (Erbb. Ichtershsn. StA Gotha)
  • 1506 Bischleibenn (REg subs 36)
  • 1520 Bischoffslebenn (OrESt XIX 39)
  • 1559 Bischoffsleben (OrESt VIII 186)
  • 1566 Byschleben (OrESt VIII 194)
  • 1594 Bischleben (Erbb. Amt Wassenburg StA Gotha)
  • 1796 Bischleben, a[uch] Bischofsleben (Bube 49)

Wir haben einen der in Thüringen und Sachsen-Anhalt häufigen -leben-Ortsnamen vor uns. Sie enthalten ein Grundwort, das nicht auf das Deutsche beschränkt ist, es gehört zu gotisch laiba 'Überbleibsel, Rest', althochdeutsch leiba, altsächsisch lēva 'Rest, Erbe, Nachlaß', altfriesisch lâva 'Hinterlassenschaft, Erbe, Erbrecht', altenglisch lâf 'Hinterlassenschaft, Erbe', altnordisch leif 'Überrest', im Altdänische bedeutet kununglef 'Krongut'. Man sieht darin eine Bedeutung 'Hinterlassenschaft, Erbe'. Im ersten steht fast immer ein alter Vorname im sogenannten Genitiv Singular, entweder auf -n- (Uthleben, alt Odenleve) oder auf -s- (Aschers-s-leben, Ascher-s-leben).

Der Name scheint zu bedeuten "Besitz, Eigentum des Bischofs". Aber diese Annahme stößt auf Probleme, denn -leben-Namen enthalten sonst immer einen Vornamen. Und ein Bischof ist eigentlich nicht zu erwarten, weil ‑leben-Namen nach allgemeiner Annahme schon vor der Christianisierung Deutschlands entstanden sind und daher mit der christlichen Kirche kaum etwas zu tun haben können. Daher gehen sowohl H. Walther wie auch M. Bathe von einer Umdeutung aus und nehmen an, dass ursprünglich der Ortsname mit einem männlichen Personennamen gebildet worden ist und erst später an Bischof angeglichen wurde. In ähnliche Richtung gehen auch Überlegungen von F. Weisser. Man muss daher leider feststellen, dass eine letzte Sicherheit über die ursprüngliche Form des Ortsnamens nicht gewonnen werden kann.

Ohne große Probleme ist die Entwicklung von Bischofsleben zu Bischleben, denn andere Ortsnamenbildungen mit Bischof wie Bischofshausen, Bischofsheim usw. haben genau dieselbe Entwicklung durchgemacht und heißen heute Bischhausen und Bischheim.

Literatur-Angaben: M. Bathe, Die Ortsnamen auf -leben, Mskr., [Berlin ohne Jahr], S. 72f.
E. Förstemann, Ortsnamen, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, Teil 1, Nachdruck Hildesheim usw. 1983, Sp. 472.
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 266.
F. Weisser, Die Ortsnamen des Land- und Stadtkreises Erfurt, Diss. Leipzig 1974, S. 68f.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 14. Mai 2020 | 11:50 Uhr