Landkreis Gotha Brüheim - Ortsteil der Landgemeinde Nessetal im Landkreis Gotha

Fließt in Brüheim "dreckige Brühe"? Nein, sagt Namenforscher Professor Jürgen Udolph. Er hat Belege für ein sumpfiges, mooriges Gebiet gefunden.

Brüheim Ortsteil von Nessetal im Landkreis Gotha - Der Ortsname ist von Ch. Riese ausführlich besprochen worden. Aus seiner Untersuchung stammen die meisten historischen Belege und auch wesentliche Teile der Deutung.

Historische Belege

  • 9. Jh. (Kopie 12. Jh.) Brucheim(2mal), Variante Burcheim; Brůcheîm  (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 33, 37, 291)
  • 973 Brohem (Dobenecker I Nr.  455, S. 103)
  • 975 (Kopie um 1160) in marcha Bruchheim  (MGH DO II Nr. 105 S. 119)
  • 1298 de Bruheim (Paullini, Annales Isenacenses S. 69)
  • 1299 (Kopie 15. Jh.) Hartungus de Bruheim (UB. Erfurter Stifter II Nr. 776 S. 441)
  • 1300 in Bruhemensi campo (Heusinger, Opuscula I S. 146)
  • 1303 Hart. de Bruheim (UB DOB Thüringen Nr. 681 S. 570)
  • 1305 de Bruheim (UB. Erfurter Stifter I Nr. 856 S. 480)
  • 1306 de Bruheim (Devrient, Stadtrechte S. 20)
  • 1316 Bruheim (Henneb. UB V Nr. 56 S. 32)
  • 1323 (Kopie 14. Jh.)Iohanni de Bruheym (4x) (UB. Erfurter Stifter I Nr. 1200 S. 668)
  • (1336-1342) Bruheym (UB Vacha I S. 42)
  • 1349/50 Heinrich Breuheim (LBFS, Anhang 22, 5, 305)
  • 1353 dominus Theodericus de Bruheym (Cron. S. Petri Erf., 464)
  • 1357 Bruheim (Regesten Wangenheim I,1 Nr. 108 S. 103) 
  • 1378 Bruheim (RDMM VIIIa, 16, 21)
  • 1392 Dyther Breuheim (UB Erfurt II Nr. 1020 S. 736)
  • 1408 Fricze Bruheym (UB Arnstadt Nr. 274 S. 176)
  • 1431 zcu Bruheim (Reg. Wang., 182, 201, Or.)
  • 15. Jh. Brucheym (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 37)
  • 1447 fluren zcu Bruheym (Reg. Wang. Nr. 200 S. 225)
  • 1450 Bruheym (SAGo Gerbing 1)
  • 1469 zcu Bruheim (Reg. Wang. Nr. 225 S. 247)
  • vor 1506 in Bruheym (Mainzer SubsReg., 1939, 221)
  • 1522 zue Bruheym (Reg. Wang. Nr. 291 S. 348)
  • 1533 zu Bruheim (Reg. Wang. Nr. 299, S. 362)
  • 1558 (Kopie 17. Jh.) Brueheym (Stadtrecht Gotha 74, 303)
  • 1592 (Kopie 16. Jh.) Brüheimb (Stadtrecht Gotha 84, 337)
  • 1713 Iohannes Brüheim (Hist. Goth. 153)
  • 1756 Breuheim (Postlex. 221)
  • 1796 Brüheim (Bube 67)
  • 1873 Brüheim (OV Prov. Sachsen 24)

Zur Bedeutung des Ortsnamens:

Es ist klar, dass im zweiten Teil des Ortsnamens althochdeutsch -heim, früher auch altniederdeutsch -hēm "Heim, Siedlung, Dorf“ gestanden hat. Den ersten Teil stellt E. Förstemann zu brok, mittelniederdeutsch brôk, althochdeutsch bruoh, mittelhochdeutsch bruoch ՙMoor, Bruch, Sumpfboden՚. Ähnlich argumentiert A. Werneburg.
H. Walther denkt dagegen an althochdeutsch brugiՙ Holzgerüst, Brücke՚, wozu es auch eine Variante urgermanisch *bruwi gegeben habe, die noch in altsächsisch brū weiterlebt. Ch. Riese hat die Diskussion zusammengefasst und seinem Vorschlag darf man folgen. Er schreibt u.a.: Als Grundform ist anzusetzen *Brôk-heim bzw. *Brôk-hēm, somit ist im Bestimmungswort mittelniederdeutsch brôk, althochdeutsch bruoh, mittelhochdeutsch bruoch ՙMoor, Bruch, Sumpfboden’ zu verbinden.

Diese Etymologie wird durch den Befund des weniger als einen Kilometer entfernten Sonneborn bestärkt. Beide Ortschaften sind durch einen flachen Graben, in dem die Nesse fließt, getrennt. Der Flurname Im Rohre zeugt ebenfalls von der Feuchtigkeit des Gebietes. Auch Brückners Bericht untermauert die Etymologie: "An Wasser ist auch kein Mangel, nicht nur, weil allein unten am Dorffe die Nasse vorbeifließt, sondern es ist auch im Oberteil desselben die Schwemme, überdies ist in der Mitten des Dorfes ein guter Brunnen, und es werden auf den meisten Hofrieden weitere angetroffen.“

Das ganze bedeutet, dass der Ortsname so etwas wie "Siedlung am Sumpf, Moor“ bedeutet. Mit Brühe hat der Name nichts zu tun, dieses Wort gehört zu brauen u.a.m. und somit zu "wallen, sieden, kochen“.

Literatur E. Förstemann, Ortsnamen, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, Teil 1, Nachdruck Hildesheim usw. 1983, Sp. 580.

Ch. Riese, Ortsnamen Thüringens – Landkreis Gotha, Hamburg 2010.

H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 290.

A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln/Wien 1983, S. 101.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 12. Dezember 2019 | 11:10 Uhr