Landkreis Weimarer Land Göttern - Ortsteil von Magdala

03. Juli 2019, 15:09 Uhr

Die Grundlage des Ortsnamens ist eine geographische Lage und kann in der Bedeutung "Ort in einem Bergeinschnitt oder Tal" gesehen werden. Später trat das germanische Element -ithi hinzu. Was das ist, erklärt Prof. Udolph auch.

Historische Belege:

Vorbemerkung: Ein Beleg aus dem 9. Jh. Geture, der oft zu Göttern gestellt wird, bleibt beiseite. Er gehört zu einer Wüstung  (s. W. Fuhrmann, G. Hänse, Der spätmittelalterliche Wüstungsvorgang im Lichte der Wüstungs- und Flurnamen des Kreises Weimar, in: Alt-Thüringen 10 (1968/69), S. 260.

  • 1279 (Kopie 16. Jh.) Gethirn (Fuhrmann)
  • 1287 Geterde (Fuhrmann)
  • 1290 Jetyrde (K. Hengst)
  • 1333 Getherde (Fuhrmann)
  • 1348/49 Getterde (Lehnbuch S.  206)
  • 1357 Gitterde (UB Stadt Jena I S. 265)
  • 1414 Gitterde (Reitzenstein S. 214)
  • ca. 1450 Ietteren (Fuhrmann)
  • 1509 Gitterden (Fuhrmann)
  • 1529 Gettern (Fuhrmann)
  • 1630 Göttern (Fuhrmann)
  • 1796 Göttern (Bube 79)
  • 1848 Göttern (Huhn 2,622)

Zur Bedeutung des Ortsnamens:

Wie W. Fuhrmann richtig bemerkt hat, stammt der Beleg von 1279 aus einer Kopie des 16. Jahrhunderts, was bedeutet, dass die ersten sicheren Überlieferungen Geterde, Jetyrde, Getherde usw. sind. Das spricht dafür, dass wir einen -ithi-Ortsnamen vor uns haben, die in Thüringen nicht selten sind. Das Element -ithi ist in thüringischen Ortsnamen gut bezeugt, es besagt letztlich, dass das, was im ersten Teil steht, hier vorhanden ist. Bei Wehnde ist es eine Weide, ein Grasplatz, bei Sömmerda die Lage nach Süden, ein "Sommerort".

Hinweise auf die geographische Lage

Es fragt sich bei Göttern, dessen heutiges -ö- durch Rundung aus -e- erst spät entstanden ist, was sich hinter Geter-, später Git(t)er-, verbirgt. Die bisherigen Vorschläge verbinden damit deutsch Gatter oder Gitter. So heißt es bei K. Hengst: "Wohl zu ahd. getiri, mhd. geter ՙGitter, Gatter՚, vielleicht im Sinne von Umzäunung", und weiter: "Das auslautende <de> aus älterem -idi dürfte am ehesten in dem ON als Suffix zur Kennzeichnung einer Örtlichkeit gelten".

Dem kann man zustimmen, es ist allerdings zu bemerken, dass kaum einer der Ortsnamen, die -ithi enthalten, mit einer vom Menschen geschaffenen Einrichtung verbunden werden kann. Es sind fast nur Hinweise auf die geographische Lage, die Fauna und Flora u.ä.

Erkennbare Senke in einem Hügelzug

Hier helfen jetzt Gedanken von K. Casemir zum Ortsnamen Salzgitter weiter, in dem sie mit Recht eine altertümliche -r-Ableitung zu gat "Öffnung, Durchgang" sieht und auf eine Grundform *Gat‑ira schließt. Die Namengebung nimmt Bezug auf eine noch heute erkennbare Senke in einem Hügelzug, die sich als Durchgang gut eignet.

Ähnliches ist bei Göttern zu erkennen. Der Ort liegt im Einschnitt, den die Magdel durch ihren Lauf ausgewaschen hat, man erkennt es auch am Schorbaer Graben, der auch Göttern erreicht.

Zusammengefasst würde ich die Entwicklung der altertümlichen Ortsnamens etwa wie folgt beschreiben: Grundlage ist *Gatira, eine altertümliche -r-Bildung wie in Artern bei Sangerhausen, Groß-, Klein-Fahner bei Langensalza, Kelbra, Nebra u.a., etwa in der Bedeutung "Ort in einem Bergeinschnitt, Tal". An Gatir(a) ist dann später das germanische Element -ithi angetreten.

Es bleiben Fragen offen, aber der Zusammenhang mit Salzgitter scheint mir gesichert. Darauf baut diese Deutung auf.

Literatur-Angaben: G. Jacob: "Die Ortsnamen des Herzogthums Meiningen", Nachdruck Meiningen 2004, S. 39.

H. Rosenkranz: "Ortsnamen des Bezirkes Gera", Greiz 1982, S. 39.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Vormittag mit Haase und Waage | 04. Juli 2019 | 11:10 Uhr