Porträt CDU-Politiker Dierks ist Deutschlands jüngster Landtagspräsident
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01. Oktober 2024, 14:02 Uhr
15 Jahre lang lag es in der Verantwortung von Matthias Rößler (69, CDU) den Sächsischen Landtag im Griff zu behalten. Er war verantwortlich für die Debattenkultur, den Umgang zwischen den Parlamentariern und er repräsentierte die höchste demokratische Instanz des Freistaats nach außen. Nun hat diese Aufgabe sein Parteikollege Alexander Dierks übernommen. Mit 36 Jahren ist er der jüngste Landtagspräsident bundesweit. Ein Porträt von MDR SACHSEN.
- Alexander Dierks ist nichts in den Schoß gefallen. Neben einem abgeschlossenen Studium hat er sehr jung seine politische Laufbahn begonnen.
- Politische Gegner im Landtag betonen Dierks' Emotionalität bei Debatten.
- Dierks will den Rollenwechsel vom Parteipolitiker zum neutralen Landtagspräsidenten mit Demut anpacken.
Der mit 36 Jahren jüngste Landtagspräsident bundesweit lebt seit seiner Schulzeit in Chemnitz. Wie Alexander Dierks MDR SACHSEN berichtet, ist bei ihm zu Hause immer viel über Politik diskutiert worden. "In meiner Familie war, glaube ich, noch niemand parteipolitisch gebunden. Aber wir haben uns immer über aktuelle politische Themen ausgetauscht, auch als ich noch zur Schule gegangen bin." In der 10. Klasse sei er in die Junge Union eingetreten und später im Studium in die CDU.
Mit 26 Jahren in den Landtag
Einen europaorientierten Studiengang "European Studies" schließt er an der Technischen Universität in Chemnitz ab und wird zwischenzeitlich der Landeschef der Jungen Union. Im Jahr 2014 tritt Dierks in Chemnitz im Wahlkreis 2 unter der CDU-Flagge zu den Landtagswahlen in Sachsen an. Er gewinnt seinen Wahlkreis und wird mit 26 Jahren Parlamentarier.
Parteipolitiker mit Kanten
Im Landtag angekommen, übernimmt Dierks in seiner Fraktion zunächst das Thema Jugend- und Sozialpolitik. Später wird er gesundheitspolitischer Sprecher. Sieben Jahre lang war er zudem Generalsekretär der CDU Sachsen. Beschrieben wird der junge Politiker von anderen Abgeordneten als diskussionsfreudig, insbesondere mit den politischen Kontrahenten. So bezeichnet die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, Susanne Schaper, die Auseinandersetzungen mit Alexander Dierks als "Gespräche auf Augenhöhe".
"Wir sind ähnlich emotional und haben lautstark miteinander gerungen. Wir mussten dann aber letztlich, weil wir uns beide merklich reingesteigert haben, über uns selber lachen", so Schaper. Ähnliches erlebe man nur mit wenigen Politikern aus anderen Parteien.
Wir sind ähnlich emotional und haben lautstark miteinander gerungen.
Doch macht sich Dierks im Landtag nicht nur Freunde. Gerade in seinen Reden im Plenum "wirft" er den anderen Parteien immer wieder scharfe Worte entgegen, die der Chemnitzer mit ausladenden Gesten untermalt. So gerät auch die AfD-Fraktion öfter in seine Schusslinie. In einer Landtagsdebatte zu den Coronamaßnahmen wirft Dierks der AfD beispielsweise "schwachsinniges Geschwurbel, das wir uns hier jeden Monat anhören müssen" vor. Dies entspräche nicht der Verantwortung deren Wählern und dem ganzen Land gegenüber.
Vom Parteipolitiker zum neutralen Landtagspräsidenten
Als Landtagspräsident muss Dierks nun in der Lage sein, zwischen den Parteien zu vermitteln. Eine gewisse Skepsis, ob ihm das gelingen kann, findet man in der AfD-Fraktion. Deren Vorsitzenden Jörg Urban zufolge habe Dierks "immer wieder die Nazi-Keule geschwungen". Dierks sei bisher im Plenum oft durch eine sehr starke Polemik aufgefallen. "Außerhalb des Plenums erlebe ich ihn eigentlich deutlich ruhiger, gelassener und umgänglicher als in der Debatte", resümiert Urban.
Dierks sagt, er sei sich des deutlichen Rollenwechsels vom Parteipolitiker zum neutralen Landtagspräsidenten bewusst. Voller Demut gehe er an diese Aufgabe und müsse beweisen, dass er es kann. "Ich habe sehr gerne debattiert, ich debattiere auch gerne hart, aber mein Anspruch ist, immer in der Sache fair zu argumentieren.
Es gibt Debatten, da wird sich nichts geschenkt. Aber es sollte sich immer unterhalb persönlicher Beleidigungen und persönlicher Einwürfe bewegen.
Dierks zufolge gibt es Debatten, da werde sich nichts geschenkt. "Aber es sollte sich immer unterhalb persönlicher Beleidigungen und persönlicher Einwürfe bewegen. Das ist mein Anspruch, den habe ich versucht selbst einzuhalten und den werde ich hier auch einfordern", so der neue Landtagspräsident.
MDR (wim)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 01. Oktober 2024 | 19:00 Uhr