Hand hält einen Joint
Die Staatsanwaltschaft Erfurt ist alarmiert: In Thüringen sei es in den vergangenen Jahren immer einfacher geworden, an Drogen zu gelangen. Bildrechte: imago images / Westend61

Betäubungsmittel Staatsanwalt warnt vor immer härteren Drogen in Thüringen

05. November 2021, 21:08 Uhr

Hat Thüringen ein Drogenproblem? Laut Staatsanwalt Uwe Strewe aus Erfurt: Ja. Das Angebot sei riesig und das "gute Zeug" gar nicht mehr so teuer. Der Drogenmarkt in Thüringen habe sich verändert. Und der Wirkstoffgehalt etwa von Marihuana und Crystal habe sich in den letzten drei Jahren deutlich erhöht.

Der Thüringer Drogenmarkt hat sich in den letzen Jahren verändert. Das sagt der Erfurter Oberstaatsanwalt Uwe Strewe. Strewe muss es wissen, er ist zuständig für Betäubungsmittelkriminalität, wie es juristisch korrekt heißt.

Drogen seien leichter verfügbar und der Wirkstoffgehalt deutlich höher als früher. Bei Metamphetamin, bekannt vor allem als Crystal, liege er derzeit bei etwa 80 Prozent. Die Droge komme nicht mehr nur aus Tschechien, sondern auch aus den Beneluxländern.

Höherer Wirkstoffgehalt macht noch schneller süchtig

Bei Marihuana habe sich der Wirkstoffgehalt in den letzen drei Jahren verdoppelt. Sorge macht den Ermittlern, dass Marihuanablüten derzeit auch mit synthetischen Cannabinoiden oder Heroin vermischt sind.

Konsumenten wissen also oft gar nicht genau, was sie sich da einwerfen oder rauchen. Der höhere Wirkstoffgehalt macht noch schneller süchtig, der körperliche Verfall geht schneller. Und manchmal ist der Stoff vom selben Dealer plötzlich so stark, dass die erhoffte Leistungssteigerung nicht nur ausbleibt, sondern Konsumente zum medizinischen Notfall werden.

Verfolgt man die Drogenprozesse, die derzeit an den Thüringer Gerichten laufen, fällt eines auf: Wird ein Dealer geschnappt und festgenommen, tritt sofort ein anderer an seine Stelle. Wer Stoff kaufen möchte, bekommt ihn auch. Auch Kinder.

Staatsanwalt: Prävention statt Repression

"Unsere Gellschaft ist suchtaffin", sagt Strewe. Drogen seien ein gesamtgesellschaftliches Problem, das nicht nur durch Repression gelöst werden kann.

Wir können noch so viele Dealer einsperren, es werden immer wieder welche nachkommen.

Oberstaatsanwalt Uwe Strewe

Desahlb müsse man auf der anderen Seite bei den Konsumenten anfangen, vor allem mit Jugendlichen ins Gespräch kommen.

"Keiner will süchtig werden"

"Keiner will süchtig werden, aber die Gefahr ist natürlich groß, und darüber muss man reden", sagt Strewe. Einen Köngisweg in der Prävention gebe es nicht. Abschreckung allein reicht nicht, sagt Strewe. Aufklären, zuhören, reden - ohne erhobenen Zeigefinger, das seien eher Lösungsansätze.

Und deshalb geht der Drogenstaatsanwalt in seiner Freizeit in die Schulen und redet mit den Jugendlichen. Das sei ihm sehr wichtig, sagt er.

Quelle: MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 05. November 2021 | 21:00 Uhr

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