Sexarbeiterin Emy Fem "Ich wollte einen Job, mit dem ich in kurzer Zeit viel Geld verdienen kann"

14. Juli 2019, 18:53 Uhr

Emy Fem macht Performances und Workshops – und arbeitet als Porno-Darstellerin und als Sexarbeiterin. Mit MDR SACHSEN-ANHALT hat sie darüber gesprochen, ob sie ihren Job gefährlich findet und wie ihre Kinder zu ihrer Arbeit stehen.

MDR SACHSEN-ANHALT: Wie sind Sie zur Sexarbeit gekommen?

Emy Fem: Ich habe halt Geld gebraucht. Ich wollte einen Job, mit dem ich in kurzer Zeit viel Geld verdienen kann. Weil ich aus einer niedrigeren Schicht komme und viel in der sex-positiven, queeren Szene unterwegs bin, haben eh schon viele meiner Freunde angeschafft. Die haben mir dann den Tipp gegeben, in welche Nachtbar ich gehen soll. Und da hatte ich dann auch direkt meinen ersten Kunden. Früher habe ich sogar mal eine Ausbildung gemacht, aber für mich war es undenkbar, in dem Beruf zu arbeiten. Danach war ich nie wieder so lang an einem Ort. Ich war schon immer viel unterwegs und habe selbstständig gearbeitet.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Einen konkreten Arbeitsalltag habe ich nicht. Zur Zeit drehe ich viele feministische Pornos, in denen ich als Darstellerin zu sehen bin, die ich aber auch mitproduziere. Ich gebe außerdem Workshops – früher viel über Sexarbeit und Transthemen, jetzt mehr über BDSM und feministische Pornos.

Einstiegsberatungen habe ich auch schon gemacht und mit Menschen gesprochen, die als Sexarbeiter arbeiten wollten. Das hat teilweise dann sogar dazu geführt, dass die Menschen sich doch gegen den Beruf entschieden haben.

Emy Fem, Sexarbeiterin

Manchmal habe ich auch Auftritte. Ich hatte mal eine eigene Bühnenshow, die in Berlin, Toronto und Amsterdam zu sehen war. Und ich habe als Teil eines Ensembles aus Sexarbeitern die Sex Worker's Opera in der ganzen Welt aufgeführt. Dazu kommt dann natürlich noch die normale Sexarbeit. Da mache ich auch ganz viele verschiedene Sachen, vom schnellen Blowjob bis hin zur Latex-Session. Je nachdem, wie es gerade passt.

Wortwahl: Sexarbeit versus Prostitution

Der Begriff Prostituierte ist häufig negativ besetzt. Einige verbinden damit Zwang. Das Wort Sexarbeiter ist neutraler und wird deswegen in der aktuellen Debatte häufiger genutzt. Auch, weil es mehr sexuelle Dienstleister einschließt als das Wort Prostitution. Berufsverbände selbst sprechen eher von Sexarbeiterinnen als von Prostituierten. Deswegen nutzt der MDR SACHSEN-ANHALT in diesem Artikel auch das Wort Sexarbeit. Emy Fem spricht dagegen meist von Prostitution.

Wie beeinflusst Ihr Job Ihre Familie?

Ich habe zwei Kinder. Die beiden wissen von meiner Arbeit und können damit gut leben, meine Tochter hat sogar schon Sexarbeits-Aktivismus gemacht. Eine monogame Beziehung habe ich nicht. Ich bin polyamorös.

Haben Sie einen gefährlichen Beruf?

Das habe ich noch nie so empfunden. Wenn ich zu einem Kunden nach Hause gehe, habe ich immer ein sogenanntes "Backup" – eine Person, die genau weiß, wo ich bin. Und mit der ich wenn ich beim Kunden bin auch telefoniere. Und die Kunden wissen das. Für die ist es viel zu gefährlich, mir etwas anzutun. Und weil es immer überall von Zwang in der Sexarbeit geht: Den gibt es doch eigentlich in jedem Beruf. Ich war neulich bei Aldi, die Frau an der Kasse sah auch ganz schön traurig aus. Wenn man sich Polizeiberichte durchliest, wird klar, dass es in der Feldarbeit, auf dem Bau oder auch unter Menschen, die anderen den Haushalt machen, viel mehr Zwang gibt.

Die Fragen stellte Alisa Sonntag.

Quelle: MDR/aso

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