* Die Dresdner Rapper 01099
In den blauen Stunden, wenn sich der Himmel kurz vor Anbruch der Nacht in dunkles Blau färbt oder nach einer berauschten Nacht langsam wieder ins Hell des Tages übergeht, liegt für die Dresdner Band 01099 eine besondere Melancholie. Sie stehen für das, was sie mit ihrer Musik überwiegend ausdrücken. Deswegen heißt ihr neues Album: „Blaue Stunden“.
Benannt haben sich Gustav, Paul und Zachi nach der Postleitzahl der Neustadt, wo alle drei Bandmitglieder aufgewachsen sind. Ihr Sound liegt irgendwo zwischen Rap, Pop und Elektro. Mitten in der Corona-Zeit hatten sie mit Hits wie "Frisch" und "Durstlöscher" ihren Durchbruch. Ihre Songs sind Oden an das Feiern, die Leichtigkeit, das Abhängen mit Freunden. Sorglos und unbeschwert. Im Hier und Jetzt sein ist, was zählt. Schöne Momente festzuhalten, in dem Wissen, dass sie bald vorbeigehen - dafür werden sie von ihrer Generation gefeiert.
Auf ihrem neuen Album sind die Themen, mit denen sie erfolgreich geworden sind, immer noch zu finden: Party, Alkohol, Rumhängen, Freunde sind Family. Aber man hört auch: Die Band ist melancholischer und nostalgischer geworden. Denn mit dem Erfolg hat sich einiges geändert im Leben der Drei. Für Freunde, Familie, die Liebe ist kaum noch Zeit. Man schafft es nicht mehr, da zu sein für die Menschen, die einem wichtig sind. Momente, in denen man einfach loslassen kann, gibt es nur noch wenige. Und in der Neustadt sind sie nur noch selten.
In Berlin treffen wir Gustav, Paul und Zachi während der Proben zu ihrem Release-Konzert.
* Loriot in Brandenburg
Man lachte gern und viel in der DDR. Offiziell über Helga Hanemann und Hans-Joachim Preil, inoffiziell über die Partei- und Staatsführung. Meistens waren es Witze der deftigen Art, nach denen man sich zwischen Kap Arkona und Sonstewo auf die Schenkel klopfte. Ironie oder gar Anarchie waren eher rar im ostdeutschen Humorbetrieb, und doch wurden sie verstanden. Als im Mai 1985 ein Wunder geschah und einer der größten deutschen Humoristen seine Werke in der DDR ausstellen konnte, Loriot in seiner Heimatstadt Brandenburg, da waren alle baff. Zuallererst die Stasi, die nach ihrer Meinung viel zu spät Wind von dieser subversiven Aktion kirchlicher Kreise bekam, dann die Menschen, die sich freuten über die unglaubliche Aussicht, Loriots Arbeiten im Original zu sehen und am Ende Loriot selbst, der niemals erwartet hätte, so warmherzig und liebevoll in seiner Heimatstadt Brandenburg im Sozialismus empfangen zu werden. Ein denkwürdiger Moment der deutsch-deutschen Humorgeschichte, in Brandenburg ist er zu Loriots hundertstem Geburtstag lebendig wie nie zuvor.
* Das Leben feiern – der Dokumentarfilm "Miss Holocaust Survivor"
Einmal im Jahr findet in Israel ein ungewöhnlicher Schönheitswettbewerb statt. Frauen im Alter von 77 bis 95 Jahren flanieren in ihren schönsten Kleidern über den Laufsteg, sie haben Schmuck angelegt und strahlen ins Publikum. Doch was hier zählt, sind keine Äußerlichkeiten. Alle Teilnehmerinnen teilen das gleiche Schicksal: Sie sind Überlebende des Holocaust.
Im Dokumentarfilm "Miss Holocaust Survivor" begleitet Regisseur Radek Wegrzyn 12 Bewohnerinnen eines Altersheims für Holocaust-Überlebende auf ihrem Weg zum Catwalk. Die Bühne gehört dabei den Geschichten der Jüdinnen, zum Beispiel Rita Kasimow-Brown, die als damals Siebenjährige 19 Monate in einem engen Erdloch überlebte oder Tova Ringer, im Alter von 95 Jahren noch täglich im Fitnessstudio oder Madeleine Schwartz, die mit 77 Jahren noch Mathematik unterrichtet.
"Es soll diejenige gewinnen, die das Leben am meisten feiert“, sagt Shimon, der Gründer des Altenheims. Was auf den ersten Blick skurril erscheint, findet seit 2017 im israelischen Haifa statt, initiiert von einer Traumatherapeutin, die so die Frauen zur Auseinandersetzung mit den in der Kindheit erlittenen Verlusten ermutigen will. Einer kleinen Jury erzählen die Frauen, was sie erlebt haben und wie sie überlebt haben. Schmerzvolle Erinnerungen brechen wieder auf, doch am Ende stehen alle auf der Bühne, um zu zeigen: "Wir stehen hier und lächeln, denn wir sind am Leben."
* Die schöne Kraft der Melancholie
Ein dunkler melancholischer Klang verbindet die Bilder Alexander Camaros und anderer Berliner mit denen Hallescher Künstler der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei der Recherche zu dieser überraschenden Brücke zwischen Berliner und Hallescher Schule stieß Matthias Rateiczyk von der Kunsthalle Talstraße darauf, dass das Kunstmuseum Moritzburg in Halle bereits 1947 ein Bild auch von Camaro gekauft hatte, um den Verlust der Moderne-Sammlung durch die nationalsozialistische Aktion "Entartete Kunst" auszugleichen und den Anschluss an die Kunstentwicklung der damaligen Zeit zu finden - der Versuch eines gemeinsamen Aufbruchs. Die Künstler hatten ähnliche Erfahrungen gemacht und die Absicht, an die klassische Avantgarde anzuknüpfen: mit stimmungstiefen Bildern vom abendlichen Rummel, mit Masken in Ruinen, traurigen Modellen und Harlekins. Aus der Melancholie wird Kunst: In einem kurzen historischen Zeitfenster - bevor diese Kunst im Osten als formalistisch verurteilt und im Westen von der Abstraktion verdrängt wurde - entstanden beeindruckend intensive Bilder. Eine Spurensuche und sicher der Jahreshöhepunkt in der Kunsthalle Talstraße Halle: "Alexander Camaro und Seelenverwandte: Die Kraft der Melancholie".
Kulturkalender
* „Gerüste der Republik“
Ausstellung über Klettergerüste auf Spielplätzen der DDR
hr.Fleischer
Kiosk am Reileck in Halle
1.11. bis 25.11.2023
* Euroscene Leipzig
33. Europäisches Tanz- und Theaterfestival
7.11. bis 12.11.2023
* Konzert "Steiner & Madleina"
10.11. im Mon Ami in Weimar
11.11. im Alten Schlachthof
17.11. im Täubchenthal in Leipzig
"artour" ist das Kulturmagazin für das MDR-Sendegebiet und für Ostdeutschland. "artour" wird in Rostock wie in Weimar geschaut, aber natürlich auch in Hamburg und München. Das Kulturmagazin mit Ostkompetenz greift Themen auf, die die Zuschauer bewegen. Von Thälmann bis Theater, von der Kittelschürze bis zum Konzert, von der Off-Bühne bis zur Oper. Themen werden auch mal gegen den Strich gebürstet, egal, ob es sich um eine Kunstausstellung oder einen kulturpolitischen Skandal handelt.
In den blauen Stunden, wenn sich der Himmel kurz vor Anbruch der Nacht in dunkles Blau färbt oder nach einer berauschten Nacht langsam wieder ins Hell des Tages übergeht, liegt für die Dresdner Band 01099 eine besondere Melancholie. Sie stehen für das, was sie mit ihrer Musik überwiegend ausdrücken. Deswegen heißt ihr neues Album: „Blaue Stunden“.
Benannt haben sich Gustav, Paul und Zachi nach der Postleitzahl der Neustadt, wo alle drei Bandmitglieder aufgewachsen sind. Ihr Sound liegt irgendwo zwischen Rap, Pop und Elektro. Mitten in der Corona-Zeit hatten sie mit Hits wie "Frisch" und "Durstlöscher" ihren Durchbruch. Ihre Songs sind Oden an das Feiern, die Leichtigkeit, das Abhängen mit Freunden. Sorglos und unbeschwert. Im Hier und Jetzt sein ist, was zählt. Schöne Momente festzuhalten, in dem Wissen, dass sie bald vorbeigehen - dafür werden sie von ihrer Generation gefeiert.
Auf ihrem neuen Album sind die Themen, mit denen sie erfolgreich geworden sind, immer noch zu finden: Party, Alkohol, Rumhängen, Freunde sind Family. Aber man hört auch: Die Band ist melancholischer und nostalgischer geworden. Denn mit dem Erfolg hat sich einiges geändert im Leben der Drei. Für Freunde, Familie, die Liebe ist kaum noch Zeit. Man schafft es nicht mehr, da zu sein für die Menschen, die einem wichtig sind. Momente, in denen man einfach loslassen kann, gibt es nur noch wenige. Und in der Neustadt sind sie nur noch selten.
In Berlin treffen wir Gustav, Paul und Zachi während der Proben zu ihrem Release-Konzert.
* Loriot in Brandenburg
Man lachte gern und viel in der DDR. Offiziell über Helga Hanemann und Hans-Joachim Preil, inoffiziell über die Partei- und Staatsführung. Meistens waren es Witze der deftigen Art, nach denen man sich zwischen Kap Arkona und Sonstewo auf die Schenkel klopfte. Ironie oder gar Anarchie waren eher rar im ostdeutschen Humorbetrieb, und doch wurden sie verstanden. Als im Mai 1985 ein Wunder geschah und einer der größten deutschen Humoristen seine Werke in der DDR ausstellen konnte, Loriot in seiner Heimatstadt Brandenburg, da waren alle baff. Zuallererst die Stasi, die nach ihrer Meinung viel zu spät Wind von dieser subversiven Aktion kirchlicher Kreise bekam, dann die Menschen, die sich freuten über die unglaubliche Aussicht, Loriots Arbeiten im Original zu sehen und am Ende Loriot selbst, der niemals erwartet hätte, so warmherzig und liebevoll in seiner Heimatstadt Brandenburg im Sozialismus empfangen zu werden. Ein denkwürdiger Moment der deutsch-deutschen Humorgeschichte, in Brandenburg ist er zu Loriots hundertstem Geburtstag lebendig wie nie zuvor.
* Das Leben feiern – der Dokumentarfilm "Miss Holocaust Survivor"
Einmal im Jahr findet in Israel ein ungewöhnlicher Schönheitswettbewerb statt. Frauen im Alter von 77 bis 95 Jahren flanieren in ihren schönsten Kleidern über den Laufsteg, sie haben Schmuck angelegt und strahlen ins Publikum. Doch was hier zählt, sind keine Äußerlichkeiten. Alle Teilnehmerinnen teilen das gleiche Schicksal: Sie sind Überlebende des Holocaust.
Im Dokumentarfilm "Miss Holocaust Survivor" begleitet Regisseur Radek Wegrzyn 12 Bewohnerinnen eines Altersheims für Holocaust-Überlebende auf ihrem Weg zum Catwalk. Die Bühne gehört dabei den Geschichten der Jüdinnen, zum Beispiel Rita Kasimow-Brown, die als damals Siebenjährige 19 Monate in einem engen Erdloch überlebte oder Tova Ringer, im Alter von 95 Jahren noch täglich im Fitnessstudio oder Madeleine Schwartz, die mit 77 Jahren noch Mathematik unterrichtet.
"Es soll diejenige gewinnen, die das Leben am meisten feiert“, sagt Shimon, der Gründer des Altenheims. Was auf den ersten Blick skurril erscheint, findet seit 2017 im israelischen Haifa statt, initiiert von einer Traumatherapeutin, die so die Frauen zur Auseinandersetzung mit den in der Kindheit erlittenen Verlusten ermutigen will. Einer kleinen Jury erzählen die Frauen, was sie erlebt haben und wie sie überlebt haben. Schmerzvolle Erinnerungen brechen wieder auf, doch am Ende stehen alle auf der Bühne, um zu zeigen: "Wir stehen hier und lächeln, denn wir sind am Leben."
* Die schöne Kraft der Melancholie
Ein dunkler melancholischer Klang verbindet die Bilder Alexander Camaros und anderer Berliner mit denen Hallescher Künstler der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei der Recherche zu dieser überraschenden Brücke zwischen Berliner und Hallescher Schule stieß Matthias Rateiczyk von der Kunsthalle Talstraße darauf, dass das Kunstmuseum Moritzburg in Halle bereits 1947 ein Bild auch von Camaro gekauft hatte, um den Verlust der Moderne-Sammlung durch die nationalsozialistische Aktion "Entartete Kunst" auszugleichen und den Anschluss an die Kunstentwicklung der damaligen Zeit zu finden - der Versuch eines gemeinsamen Aufbruchs. Die Künstler hatten ähnliche Erfahrungen gemacht und die Absicht, an die klassische Avantgarde anzuknüpfen: mit stimmungstiefen Bildern vom abendlichen Rummel, mit Masken in Ruinen, traurigen Modellen und Harlekins. Aus der Melancholie wird Kunst: In einem kurzen historischen Zeitfenster - bevor diese Kunst im Osten als formalistisch verurteilt und im Westen von der Abstraktion verdrängt wurde - entstanden beeindruckend intensive Bilder. Eine Spurensuche und sicher der Jahreshöhepunkt in der Kunsthalle Talstraße Halle: "Alexander Camaro und Seelenverwandte: Die Kraft der Melancholie".
Kulturkalender
* „Gerüste der Republik“
Ausstellung über Klettergerüste auf Spielplätzen der DDR
hr.Fleischer
Kiosk am Reileck in Halle
1.11. bis 25.11.2023
* Euroscene Leipzig
33. Europäisches Tanz- und Theaterfestival
7.11. bis 12.11.2023
* Konzert "Steiner & Madleina"
10.11. im Mon Ami in Weimar
11.11. im Alten Schlachthof
17.11. im Täubchenthal in Leipzig
"artour" ist das Kulturmagazin für das MDR-Sendegebiet und für Ostdeutschland. "artour" wird in Rostock wie in Weimar geschaut, aber natürlich auch in Hamburg und München. Das Kulturmagazin mit Ostkompetenz greift Themen auf, die die Zuschauer bewegen. Von Thälmann bis Theater, von der Kittelschürze bis zum Konzert, von der Off-Bühne bis zur Oper. Themen werden auch mal gegen den Strich gebürstet, egal, ob es sich um eine Kunstausstellung oder einen kulturpolitischen Skandal handelt.
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Moderation
- Yara Hoffmann
Anschrift
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MDR-Fernsehen
Redaktion "artour"
04360 Leipzig
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