Umschau | MDR FERNSEHEN | Themensammlung Bioethanol

14. Februar 2013, 13:29 Uhr

Der Einsatz von Bioethanol als Benzinersatz oder -zusatz hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Bioethanol wird ausschließlich aus Biomasse (z.B. Zuckerrohr, Weizen) oder biologisch abbaubaren Abfällen hergestellt. Dabei werden entweder reines Ethanol oder Mischungen aus Benzin und Ethanol verwendet. Je nach prozentualem Ethanolanteil werden die Mischungen zum Beispiel als E5, E10 oder E85 angeboten. Reines Bioethanol wird dann entsprechend als E100 bezeichnet, für konventionelle Motoren ist es jedoch nicht geeignet. Derzeit gibt es in Deutschland etwa 350 Tankstellen, die hochprozentige Bioethanol-Mischungen ("Bio-Super" oder "CropPower85") anbieten. Für E85 und E50 zahlt man etwa 20 Cent weniger als für Super-Benzin.

Seit Anfang 2011 wird aufgrund einer EU-Richtlinie bundesweit der Kraftstoff E10 vertrieben. Der Marktanteil stieg bis zum Ende des Jahres 2012 auf gut 14 Prozent. Preislich liegt E10 in der Regel 4 Cent unter herkömmlichem Superbenzin. Aufgrund zahlreicher kritischer Stimmen zur Markteinführung (unter anderem durch den ADAC) stehen viele Autofahrer dem Kraftstoff skeptisch gegenüber und verzichten auf die Einsparmöglichkeiten.

Vorteile

Bioethanol wird aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen und ist damit völlig unabhängig von der Erdölproduktion. Im Vergleich zu fossilen Energieträgern geht man davon aus, dass bei der Verbrennung weniger klimaschädliches Kohlendioxid als bei herkömmlichen Kraftstoffen entsteht. Aufgrund des energieaufwendigen Herstellungsprozesses ist die Klimabilanz allerdings nicht ausgeglichen. Laut Herstellerangaben ermöglicht der Antrieb mit Bioethanol eine bis 20 Prozent gesteigerte Motorleistung. Die Bioethanol-Benzinmischungen E100 und E 85 sind voraussichtlich bis 2015 von der Energiesteuer befreit.

Nachteile

Reines Ethanol als Kraftstoff (E100) kann nicht für herkömmliche Motoren verwendet werden. Aber auch geringere Mischverhältnisse sind für herkömmliche Motoren umstritten, wie die aktuelle Diskussion zeigt, denn Ethanol greift Schläuche und Dichtungen an. Zudem lassen ethanolhaltige Kraftstoffe Leichtmetalle und Stahl korrodieren. Eine kostenintensive Umrüstung wäre notwendig. Es gibt allerdings speziell konzipierte Neufahrzeuge, die mit jedem möglichen Gemisch aus Benzin und Ethanol oder auch mit herkömmlichem Benzin betrieben werden können. Diese sogenannten "Flexible Fuel Vehicles" (FFV) sind bis zu 1.400 Euro teurer und verbrauchen bei Betrieb mit E85 etwa 30 Prozent mehr Kraftstoff als ein vergleichbares Benzinmodell. Daher ist mit einem Mehrverbrauch von bis zu einem Drittel zu rechnen.