Rundfunkgeschichte Mit der Mirag fing es an

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Knapp drei Kilometer Luftlinie trennen die heutige MDR-Zentrale vom "Geburtsort" des ersten Mitteldeutschen Rundfunks. Liegen zwischen beiden auch mittlerweile knapp neun Jahrzehnte, so bleibt ihnen doch eins gemeinsam: Nach dem gleichen technischen Grundprinzip strahlen sie ihr Programm für ein Gebiet aus, das flächenmäßig nahezu gleich ist. Auch der Anspruch, die Hörer rundum zu versorgen, hat sich nicht verändert.

Start als "Leipziger Meßamtssender"

Titelblatt der MIRAG Mitteldeutsche Rundfunkzeitung
Titelblatt einer der ersten Ausgaben der "MIRAG Mitteldeutsche Rundfunkzeitung" Bildrechte: Repro MDR / Axel Berger

Also schauen wir zurück auf den ersten Sonnabend im März 1924, als der Mitteldeutsche Rundfunk auf Sendung ging. An jenem 1. März war es gegen 14:30 Uhr, als der Spruch "Hallo, hallo - hier ist Leipzig, hier ist der Leipziger Meßamtssender der Reichs-Telegraphen-Verwaltung für Mitteldeutschland, wir senden auf Welle 450", zum ersten Mal über den Äther ging. Historisch gesehen war damit die Messestadt die Nummer zwei der deutschen Sendestädte, ging doch nur vier Monate zuvor in Berlin mit der Radio-Stunde im Vox-Haus der erste deutsche Unterhaltungssender überhaupt in Betrieb.

In Leipzig gab es einen speziellen Grund, den Sendestart für die Mitteldeutsche Rundfunk AG auf Anfang März zu legen. Unmittelbar am nächsten Tag begann die Frühjahrsmesse, auf der erstmals die Funkindustrie in einer gesonderten Schau die Leistungsfähigkeit ihrer Neuheiten anhand eines laufenden Radio-Programms präsentieren wollte. Gerade dieser wirtschaftliche Aspekt war es neben der zentralen Lage im künftigen Sendebezirk, der den Ausschlag für den Sendestandort Leipzig gab.

Who is Who der Leipziger Gesellschaft beteiligt

Wie weit das neue Medium Rundfunk in Leipzig auf gesellschaftliches Interesse stieß, verdeutlicht der Personenkreis, der an der unmittelbaren Gründung der Sendegesellschaft Beteiligten: Neben der "Radio-Vereinigung Leipzig", einer aus heutigem Verständnis Funkamateurvereinigung, waren es der Verkehrsverein, die Handelskammer, die Rundfunk-Händler und nicht zuletzt die örtliche Tagespresse. Die Liste der Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder der am 22. Januar 1924 gegründeten Mirag liest sich mithin wie ein Who is Who der damaligen Leipziger Gesellschaft.

Zwar stand die Sendegesellschaft unter hoheitlicher Aufsicht der Reichspost, im Vergleich zu den acht anderen deutschen Sendegesellschaften wich die Post jedoch gleich dreimal von ihrem sonst eher strikten Vorgaben ab: Zum einen genehmigte sie mit Dr. Erwin Jaeger einem führenden Kopf der Radio-Amateurbewegung in Leipzig, als Vorstand wesentlichen Einfluss auf das Programm zu nehmen. Zum anderen band sie mit Dr. Fritz Kohl einen Vertreter der Rundfunkhändler und Vertrauten der Handelskammer in die Gesellschaft ein. Mit Edgar Herfurth als Herausgeber der regional dominierenden konservativen Tageszeitung "Leipziger Neueste Nachrichten" wurde schließlich der Hauptaktionär gefunden. Herfurth stellte neben dem Startkapital gleichzeitig kostenlos das Nachrichtenmaterial zur Verfügung, somit eine nicht unwesentliche Quelle für das laufende Programm.