Zwischen Wegwerfen und Neukaufen Nachhaltige Mode aus Leipzig

16. Oktober 2019, 14:54 Uhr

Slow Fashion als Gegenentwurf zur Fast Fashion: Eine Leipziger Designerin vernäht Kleidung bis zum knittrigen Ende.

Jill Röbenack 3 min
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Sa 12.10.2019 13:43Uhr 03:10 min

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In vielen Großstädten zeigt sich das immer gleiche Bild: Menschen rauschen durch Einkaufsgassen. Vollgepackte Einkaufstaschen. Modeketten bewerben in Schaufenstern ihre Produkte. Shopping wird als Spaß, als Lifestyle vermarktet - bestenfalls ohne schlechtes Gewissen. Andererseits werden jährlich etwa eine Million Tonnen Kleidung entsorgt. Wie viele volle Tüten brauchen wir wirklich?

Nicht nur der Umwelt zuliebe suchen Menschen nach anderen Lösungen und Gegenkonzepten. Zum Beispiel dem der „Slow Fashion”. 

Den Wert der Kleidung schätzen lernen 

Die Designerin Jill Röbenack versucht mit ihrer nachhaltigen Mode ein Zeichen zu setzen. Im Kollektiv-Store Peperoni im Leipziger Westen verkauft sie ihre nachhaltige Mode unter dem Label Studio Jiro gemeinsam mit den Designer*innen Anne Ihm und Christoph Geist. Slow Fashion bedeutet für Jill langlebige Kleidung, die getragen und benutzt wird, solange es nur geht. Das ist ihre Antwort auf die Fast Fashion der großen Modekonzerne. Also verwandelt sie alte Stoffe und Ramschware in Designerstücke. Hinter den alten Stoffen stecken Geschichten, die zeigen, welchen immateriellen Wert Kleidung auch haben kann.

Was bei uns die Falten sind, sind sozusagen bei den Stoffen die Notizen und die Unregelmäßigkeiten und das Handgemachte vielleicht auch. 

Diese Geschichten findet Jill auch bei Secondhand-Ware. Den Stoff schneidet sie aber nicht gleich auseinander. Sie prüft jedes Teil ganz genau. Schaut nach den Materialien, nach Geruch und Beschaffenheit. Lebenserhaltende Maßnahmen gehen vor. Da kann es auch schonmal sein, dass eine Jeans besser noch drei Sommer getragen wird, bevor Jill aus ihr zum Beispiel eine Kette kreiert. 

Nachhaltigkeit fängt im eigenen Kleiderschrank an

Die globalisierte, oft schnelllebige Modeindustrie folgt einer anderen Logik als Jill es tut. Die Herstellung von Kleidung orientiert sich nicht am Bedarf, sondern am Gewinn. Wer Jeans lange trägt, steigert nicht den Umsatz.

Laut Greenpeace wird heutzutage weltweit doppelt so viel Kleidung produziert wie im Jahr 2000 - deutsche Verbraucher*innen würden ihre Sachen nur noch halb so lange tragen wie vor 15 Jahren. Die Verantwortung dafür sieht Jill allerdings nicht bei den Endverbraucher*innen, sondern bei den großen Konzernen, die Shopping als Hobby erst möglich machen. 

Konsument*innen können ihre Garderobe natürlich trotzdem gemäß ihren Möglichkeiten umstellen. Dafür gibt Jill einen Tipp: “Wenn man einen nachhaltigen Kleiderschrank möchte, dann sollte man sich sehr gut überlegen, welche Teile man möchte, welche man reinlässt und dann einfach die Sachen tragen, bis sie auseinanderfallen und wirklich das einfach nicht mehr als Wegwerfprodukt betrachten. Das ist das Nachhaltigste.” 

Shoppen, das geht also auch im eigenen Kleiderschrank. Teile wiederentdecken, die längst in Vergessenheit geraten sind. Und wenn sie nicht mehr gefallen: Neues draus machen. Das macht mindestens genauso viel Spaß.