Influenza Grippe und Corona: Deshalb gibt es in diesem Jahr die Dreifach-Impfung
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20. November 2024, 16:02 Uhr
Seit 2018 wird in Deutschland ein Vierfach-Impfstoff gegen Grippe verwendet. In dieser Saison ist das anders. Und das hat mit Corona zu tun.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte bereits im vergangenen Herbst empfohlen, statt des Vierfach- einen Dreifach-Impfstoff gegen Influenza zu verwenden. In diesem Sommer zog auch die Ständige Impfkommission (Stiko) nach und passte ihre Empfehlung für die Grippe-Impfung der Saison 2024/2025 an. Der aktuelle Impfstoff bietet Schutz gegen nur drei statt vier Influenza-Virusstämme. Dabei handelt es sich nicht um eine Sparmaßnahme, sondern eine Reaktion auf die Entwicklung während der Corona-Pandemie. "Wir haben einen Grippestamm komplett ausgerottet", sagt Carsten Watzl von der TU Dortmund. "Das zeigt sehr eindrücklich, wie effektiv die Maßnahmen waren."
Keine Nachweise für Grippestamm B/Yamagata
Seit 2020 habe es nur wenige Nachweise von Ansteckungen mit dem Grippestamm B/Yamagata gegeben, so begründete bereits die WHO ihre Entscheidung. Im August 2024 bestätigten Forscher mit einer Veröffentlichung im Fachmagazin The Lancet "einen erheblichen und fortschreitenden Rückgang bei der Zahl der Nachweise des Influenzavirus B/Yamagata" im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie. Ob dieser Stamm ganz ausgestorben ist, konnte noch nicht geklärt werden, das schnelle globale Verschwinden einer Influenza-B-Viruslinie sei jedoch beispiellos, so die Forscher.
Theoretisch besteht derzeit das Risiko, "dass Viren der B/Yamagata-Linie sich durch die Verwendung von abgeschwächten Lebendimpfstoffen wieder ausbreiten könnten", heißt es beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI), dem Bundesinstitut für Impfstoffe. Daher "soll der B/Yamagata-Virusanteil möglichst bald aus Grippe-Impfstoffen entfernt werden". Verfügbar sind solche Impfstoffe hierzulande bisher nur eingeschränkt: "Da es für viele Hersteller nicht möglich war, kurzfristig auf die trivalenten Impfstoffe umzustellen, wird es in der aktuellen Saison 2024/2025 nur einen abgeschwächten Lebendimpfstoff als trivalenten Impfstoff geben", so das PEI. Alle anderen verfügbaren Impfstoffe seien Vierfach-Impfstoffe, also tetravalente Impfstoffe. Die Verwendung dieser inaktivierten tetravalenten Impfstoffe sei laut Stiko-Empfehlung bis maximal zur Saison 2025/2026 weiterhin möglich. Bis Ende Oktober wurden bereits knapp 20 Millionen Influenza-Impfstoffdosen für die Grippesaison 2024/2025 freigegeben.
Abwägen für die anstehende Saison
Jährlich im Februar überlegt die WHO, wie die Impfstoffe der kommenden Saison für einen bestmöglichen Schutz konzipiert sein sollten. Da es schwierig ist, die jeweils dominierenden Stämme vorherzusagen, wurde seit Jahren auf einen Vierfach-Impfschutz gegen zwei A- und zwei B-Stämme gesetzt. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Impfstoff gegen die tatsächlich zirkulierenden Stämme gut wirksam ist.
Die Grippe ist eine hochansteckende Infektionskrankheit. Der Verlauf ist wesentlich schwerer als bei «grippalen Infekten», wie die von anderen Erregern verursachten Erkältungskrankheiten häufig genannt werden. Meist kommt es ganz plötzlich zu Abgeschlagenheit, hohem Fieber und trockenem Husten. In Deutschland erkranken im Winterhalbjahr jeweils zigtausend Menschen an Influenza.
Etliche Todesfälle jährlich
Influenza-Viren mindern die Abwehrkräfte und machen den Körper für lebensgefährliche Komplikationen anfällig: Influenza-bedingte Todesfälle werden dem RKI zufolge meist durch eine bakterielle Lungenentzündung verursacht, nachdem die Influenza-Viren die Lunge vorgeschädigt haben. Die Zahl der Todesfälle schwankt von Saison zu Saison stark - von mehreren Hundert bis über 25.000 wie in der Saison 2017/18.
Die Stiko empfiehlt eine jährliche Schutzimpfung im Herbst für Menschen ab 60 Jahren oder bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung etwa infolge einer Grunderkrankung. Hundertprozentigen Schutz vor Erkrankung bietet eine Impfung zwar nicht, sie sorgt aber für mildere Verläufe. Antibiotika hingegen sind bei Influenza wie bei allen von Viren verursachten Erkrankungen wirkungslos. Sie kommen aber zum Einsatz, wenn zusätzlich bakteriell verursachte Komplikationen auftreten.
Links/Studien
Den Bericht des Paul-Ehrlich-Instituts zum Stand der Grippe-Impfung finden Sie hier.
Wahrscheinliches Aussterben der Influenza B/Yamagata und seine Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, erschienen in The Lancet im August 2024.
gp/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | 19. November 2024 | 15:00 Uhr
MDR-Team vor 1 Wochen
@mk11
Wenn Sie eine Schlagseite in der Berichterstattung finden, ist das Ihre Sichtweise. Die RKI-Files hatten kaum Neuigkeitswert und wurden eher von anderen Akteuren "hochgekocht", um Ihre Formulierung zu verwenden. Und wenn die bestehenden Bedenken nicht begründet sind, wird dies auch so präsentiert.
LG, das MDr-WISSEN-Team
MDR-Team vor 1 Wochen
@mk11
Das ist Ihr Leseverständnis. "Feiern" klingt für unser Leseverständnis anders. Carsten Watzl ist zudem nicht nur irgendein Experte, sondern seit 2011 er Professor an der TU Dortmund und seit 2013 Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Natürlich sind seine Aussagen deswegen nicht automatisch "Goldstandard", aber schon ein gewisses Gewicht.
LG, das MDR-WISSEN-Team
mk11 vor 1 Wochen
@georg: Das "kein Aber" ist aber großzügig. Ich finde die Schlagseite der Berichterstattung nach wie vor deutlich. Zum Beispiel: Der Umschau-Beitrag "Corona-Impfstoff in der Kritik – Was ist dran?" wurde von der mdr-Seite genommen und nie wieder publiziert. Ob die angeblichen Sorgfaltspflichen, die der Beitrag verletzt haben soll, in vergleichbaren, die positiven Impfwirkungen betonenden Fällen, ebenso kritisch überprüft werden, muss offenbleiben. Kritiker sprechen von "Messenmit zweierlei Maß."
Die RKI-Files, für das Agieren des RKI sicher kein Ruhmesblatt, wurden wie bei der ARD insgesamt, medial auf das kleinste Level runtergekocht.
Auch die oben zitierten kritischen Beiträge werden i.d.R. so präsentiert, dass bestehende Bedenken als nicht ausschlaggebend eingeschätzt werden. Wie bei der "Muttermilch"-Meldung: Reste von Impf-mRNA dort - niemals ... ach nee, geht dochj... schadet aber nix .... https://www.mdr.de/wissen/faktencheck/faktencheck-impfung-muttermilch-100.html