Immunsystem Ingwer: Wie er wirklich wirkt
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26. November 2024, 15:16 Uhr
Wie gesund ist Ingwer? Ist Ingwertee nützlich? Wie wirkt Ingwer? An der TU München hat man wissenschaftlich untersucht, was dran ist am Ruf der Knolle und was hinter ihrer Schärfe steckt.
An Ingwer scheiden sich die Geister, sowohl am Geschmack als auch daran, ob und, wenn ja, was die Pflanze bewirkt. Eine Forschungsgruppe der TU München hat sich mit der fingerförmigen Knolle im Labor beschäftigt und herausgefunden: Ingwer stimuliert die Immunzellen. Versuche zeigten demnach, dass schon geringe Mengen eines Scharfstoffes der Knolle weiße Blutkörperchen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzen. Die Wirkung eines Liters Ingwertee setzte nach 30 bis 60 Minuten ein, ab dann waren im Blut signifikante Mengen von Ingwerscharfstoffen nachweisbar, am meisten vom Scharfstoff Gingerol.
Studie: Ingwertee auf nüchternen Magen
Wie genau wurde nun die Ingwerwirkung untersucht? Für die Studie wurden 100 Gramm einer frischen chinesischen Ingwerknolle, lateinisch Zingiber officinale, geschält und zerkleinert, mit einem Liter kochendem Wasser übergossen und 15 Minuten ziehen gelassen. Anschließend wurde der Aufguss gefiltert, um unlösliche Bestandteile zu entfernen. Die höchsten Nachweise der Scharfstoffe fanden die Forschenden 30 bis 60 Minuten nachdem die Testpersonen den Ingwertee getrunken hatten.
Wie kommen die Ingwerscharfstoffe ins Blut und wie weist man sie nach?
Dazu muss man wissen: Auf der Oberfläche von Nervenzellen sitzt ein Ionenkanal, der sogenannte Rezeptor TRPV1. Er reagiert nicht nur auf Hitze- und Schmerzreize, sondern auch auf Scharfstoffe von Chilischoten oder Ingwer. Das Forschungsteam konnte nun erstmals nachweisen, dass dieser Schärfe-"Detektiv" auch in weißen Blutkörperchen bestimmter Zellen vorkommt. Versuche zeigten, dass sehr geringe Gingerol-Konzentrationen ausreichen, um über diesen Rezeptor die Immunzellen zu aktivieren. Forscherin Gaby Anderson zufolge lassen sich im Blut solche Konzentrationen theoretisch durch den Konsum von gut einem Liter Ingwertee erzielen.
1.000 Fragen offen: Ingwer gut gegen Regelschmerzen?
Die Wirkung von Ingwer ist trotz dieses sicher spannenden Forschungsergebnisses noch lange nicht umfassend überprüft: Wirkt Ingwer gegen Erkältungen? Wenn ja, in welcher Form, roh, aufgebrüht, gekocht oder geschmort? Verringert Ingwer Regelschmerzen, wenn ja, wie? Wirken Ingwerwickel äußerlich als Schmerzmittel? Wirkt Ingwer vielleicht sogar gar auf die Psyche? Wissenschaftlerin Gaby Anderson zufolge sind weiter viele Fragen auf molekularer, epidemiologischer und medizinischer Ebene offen.
Fakten über Ingwer
Deutschland hat laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2021 knapp 31.600 Tonnen Ingwerwurzeln importiert, im Gesamtwert von 74,6 Millionen Euro. 2020 waren es nur 24.100 Tonnen. Seit 2021 hat sich dem Statistischem Bundesamt zufolge die Einfuhrmenge vervierfacht. Der in Deutschland verbrauchte Ingwer stammt zumeist aus China (52 Prozent) oder aus Peru (21 Prozent).
Ingwer selbst anbauen
Ingwer ist mit Kurkuma, Kardamom und Galgant verwandt. Man kann die Pflanze auch selbst anbauen. Hier die Anleitung des Bundeszentrums für Ernährung:
Um Ingwer zu Hause zu ziehen, benötigt man ein Stück Ingwer, nährstoffreiche Erde und einen ausreichend großen Blumentopf, am besten einen Kasten. Das Stück Ingwer legt man über Nacht in lauwarmes Wasser. Am nächsten Tag füllt man den Blumenkasten zu zwei Dritteln mit Erde und setzt den Ingwer mit der Schnittfläche nach unten darauf. Den Ingwer mit zwei Zentimetern Erde bedecken und stets feucht halten. Nach einigen Wochen zeigt sich ein grüner Trieb. Die Pflanze sollte nun weiterhin täglich leicht gegossen werden. Nach rund neun Monaten verfärben sich die Blätter gelblich, dann kann der Ingwer geerntet werden.
Links/Studien
Die Studie "Gingerol Facilitates CXCL8 Secretion and ROS Production in Primary Human Neutrophils by Targeting the TRPV1 Channel" lesen Sie hier im Original.
lfw
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 23. April 2024 | 08:30 Uhr