DRA: Rundfunkgeschichte in Bild, Ton und Wort "Die Schatzinsel": Das Deutsche Rundfunkarchiv

08. Januar 2018, 17:03 Uhr

An zwei Standorten wird die deutsche Mediengeschichte dokumentiert: Zum einen in Frankfurt am Main – gegründet 1952 - zum anderen in Potsdam-Babelsberg, gegründet 1994. Das Deutsche Rundfunkarchiv gilt als eine der größten Phonotheken Europas – vergleichbar mit ähnlichen Einrichtungen in London und Paris.

Diese Archive fungieren gleichsam als Gedächtnis unserer Gesellschaft – sie sammeln und dokumentieren historische Aufnahmen in Ton und Bild aus allen Epochen und Genres. Zu den ältesten erhaltenen Aufnahmen des Deutschen Rundfunkarchivs gehört ein Originalton des Erfinders des Phonographen, Thomas A. Edison: Ein gesprochener Brief aus dem Jahr 1888.

Frankfurter Bestand

In Frankfurt wird die frühe Mediengeschichte dokumentiert, angefangen mit dem Beginn der Tonaufzeichnung Ende des 19. Jahrhunderts. Im Bestand sind so 2.000 Schallfolien, 130.000 Schellackplatten, 280.000 Vinylplatten, 330.000 CDs. Auch die Abspielgeräte für alte Tonträger wie Schellackplatten, Tefifion-Bänder sowie Gelatine-und Wachsplatten sind vorhanden und bespielbar. Zudem gibt es auch auch Radiomaterial  in Form von Mitschnitten, beispielsweise Tonbänder von politischen Magazinen, historischen Ansprachen oder Fernsehmitschnitte ganzer Tage, sowie Akten, Rundfunkpublikationen und Bildmaterial – insgesamt allein 30.000 Fotoabzüge.  

Potsdamer Bestand

Der Potsdamer Standort enthält das Medienmaterial der DDR – gesammelt in Form von Videokassetten 134.000 Stück, Filmbüchsen aber eben auch Tondokumente in Form von 350.000 Musikträgern , 100.000 Worttonträgern und 36.000 Geräuschaufnahmen. Der Bestand beim Fernsehen umfasst den Zeitraum von 1949 – 1991; Radioaufnahmen schon ab 1945. Außerdem gibt es eine Fachbibliothek zur Rundfunk- und Mediengeschichte der DDR  mit 21.000 Einheiten, sechs Millionen Ausschnitten im Pressearchiv sowie 2,3 Millionen Foto-Negativen sowie Programm- und Verwaltungsschriften. Neben Funk- und Fernsehaufnahmen gibt das Archiv aber auch Einblicke in die DDR-Medienforschung mit Umfragen zur Fernsehnutzung, Filmplakaten, Chroniken zu verschiedenen Zeitepochen und Ereignissen, Werbeaufnahmen aus verschiedenen Zeiten und Bilder.

DDR-TV-Aufnahmen im Welt-Gedächtnis-Register der UNESCO

Zwei Dokumente aus dem DDR-Fernsehen haben ihren Weg in die Sammlung "Memory of the World" gefunden: Zum einen die Pressekonferenz von Walter Ulbricht vom 15. Juni 1961 mit dem legendären Satz "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten", zum anderen die Pressekonferenz von Schabowski vom 9. November 1989, die den Fall der Berliner Mauer auslöste.  

Günter Schabowski sitzt vor mehreren Mikrofonen 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
3 min

Auf einer Pressekonferenz am 09.11.1989 leitet der Berliner SED-Chef Günter Schabowski durch einen Fauxpas den Mauerfall ein.

Do 09.11.1989 18:50Uhr 02:48 min

https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/damals/video233456.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Was ist das UNESCO-Weltregister "Memory of the World"? Das weltumspannende digitale Netzwerk sammelt Unikate der kulturellen Weltgeschichte. Dazu zählen Handschriften Bücher genauso wie Partituren, Bild-, Ton- und Filmdokumente.

Warum braucht man so eine Liste? So sollen Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert in Archiven, Bibliotheken und Museen gesichert und weltweit zugänglich gemacht werden.

Gibt es noch mehr deutsche Einträge auf der UNESCO-Liste? Insgesamt gibt es 23 Einträge aus Deutschland, die zum "Memory of the World"-Register zählen, darunter das Nibelungenlied, Beethovens IX. Sinfonie und dem Nibelungenlied und das Patent von Automobil-Erfinder Karl Benz von 1886.


Über dieses Thema berichtete der MDR auch in Lexi-TV, am: 16.03.2017 | 15:00 Uhr