Das Dresdner Heinz-Steyer-Stadion

11. März 2020, 16:30 Uhr

Am 12. Oktober 1919 wurde das heutige Heinz-Steyer-Stadion fertiggestellt. Ursprünglich trug es den Namen "Stadion am Ostragehege des Dresdner SC", dem Hauptnutzer der für Fußball und Leichtathletik errichteten Anlage. Meilensteine wie das erste Heim-Länderspiel einer DDR-Auswahl, Ankünfte der Friedensfahrt, die erste Flutlichtanlage Deutschlands zieren seit jeher die Geschichte des Stadions, genauso wie das Elbehochwasser 2002.

Das Heinz-Steyer-Stadion in Dresden, benannt nach dem gleichnamigen Kommunisten und NS-Widerstandskämpfer, feiert am Sonnabend, den 12. Oktober seinen 100. Geburtstag. Ursprünglich für Leichtathletik-Wettkämpfe und Fußballspiele konzipiert, kämpfen in der Anlage, in welcher einst Platz für 65.000 Zuschauer war, die Dresden Monarchs in der German Football League und die Fußballer des Dresdner SC in der Landesklasse um Punkte im Liga-Betrieb.

Fußball | Historie 100 Jahre Heinz-Steyer-Stadion in Bildern

Weltrekorde, Länderspiele, Hochwasser, Helmut Schön, Deutsche Meisterschaften - das Heinz-Steyer-Stadion hat viel erlebt. Hier finden Sie eine Übersicht in Bildern.

Heinz-Steyer-Stadion in Dresden
Im August 2024 erstrahlt das Heinz-Steier-Stadion im neuen Glanz. Bildrechte: IMAGO / C3 Pictures
Heinz-Steyer-Stadion in Dresden
Im August 2024 erstrahlt das Heinz-Steier-Stadion im neuen Glanz. Bildrechte: IMAGO / C3 Pictures
Kristin Pudenz beim Diskuswurf.
Die deutsche Diskuswurf-Meisterin Kristin Pudenz, die in Paris Zehnte wurde und drei Jahre zuvor in Tokio Silber gewonnen hatte, beschreibt die Stimmung im neuen Heinz-Steier-Stadion als familär. Sie wird bei dem Eröffnungsevent am Freitag mit dabei sein und ist bereits in der Stadt. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / Sven Simon
Sprinter Jerome Blake
Ebenfalls bereits in der Stadt ist der kanadische Olympiasieger über die 4x100 Meter, Jerome Blake. Er sagt: "Ich finde es cool, dass es hier ein neues Stadion gibt und ich quasi zu den ersten gehöre, die hier laufen werden." (Archiv) Bildrechte: picture alliance/dpa/CTK | Jaroslav Ozana
Das Heinz-Steyer-Stadion in Dresden, aufgenommen 2000 aus der Luft, dahinter die Eissporthalle, im Vordergrund die Yenidze
Eine Luftaufnahme aus dem Jahr 2000 zeigt das Stadion aus der Vogelperspektive. Die Eissporthalle im Hintergrund ist genauso zu sehen wie die riesige Anzeigetafel. (Archiv) Bildrechte: imago images / Robert Michael
Der ehemalige Trainer der Fußball-Nationalmannschaft, Helmut Schön, küsst einen Fußball.
Helmut Schön kickte einst beim Dresdner SC im Steyer-Stadion am Ostragehege und feierte 1943 und 1944 den Gewinn der deutschen Meisterschaft. Später führte er als Nationaltrainer die DFB-Auswahl u.a. zum WM-Titel 1974. Bildrechte: IMAGO
Heinz-Steyer-Stadion unter Wasser, 2002
2002 war ein ganz bitterer Moment für das Steyer-Stadion. Im Zuge des Jahrhundert-Hochwassers wurde das Stadion komplett überflutet. Bildrechte: imago images / Thomas Eisenhuth
Heinz-Steyer-Stadion 2002 unter Wasser
An Fußball oder Leichtathletik war nicht zu denken. Die Regionalliga-Kicker des Dresdner SC sind teilweise nach Meißen ausgewichen. Bildrechte: imago images / Thomas Eisenhuth
Die Anzeigetafel im Heinz-Steyer-Stadion des Dresdner SC, 2003
Eine Besonderheit zudem: Die Anzeigetafel. Hier bei einem Spiel der NOFV-Oberliga zwischen dem Dresdner SC und Carl Zeiss Jena aus dem Jahr 2003. 17,2 Meter breit, 8,28 Meter hoch und 2,5 MEter tief - die beeindruckenden Maße. 1978 wurde sie eingeweiht. Letztmals erleuchtete sie 2007 bei einem Spiel der Footballer. Seit 2008 war sie außer Betrieb. Nun befindet sie sich die historische Anzeigentafel in den Technischen Sammlungen Dresden. (Archivbild) Bildrechte: imago images / Matthias Koch
Anja Lunch schießt den Fussball beim DFB Pokal der Frauen
2016 gastierte das Fußball-Spitzenteam der Frauen, der VfL Wolfsburg vor über 1.000 Zuschauern beim 1. FFC Fortuna Dresden zum Spiel im DFB-Pokal. 0:9 hieß es am Ende aus Dresdner Sicht. Bildrechte: imago/foto2press
Rückwärtsläufer Thomas Dold im Heinz Steyer Stadium
13 Leichtathletik-Weltrekorde wurden hier aufgestellt. Unter anderem sprang Heike Drechsler 1986 7,45 Meter weit und stellte damit ihren eigenen Rekord ein. Sprinterin Marlies Göhr gewann 1977 den Lauf über 100 Meter in überragenden 10,88 Sekunden. Hier posiert Rückwärtsläufer Thomas Dold vor der legendären Rekordtafel im Stadion. Bildrechte: imago/Sven Ellger
Gruppenfoto der Dresden Monarchs
Während zu DDR-Zeiten zahlreiche Events wie die Friedensfahrt, Sportangel-Weltmeisterschaften, Feldhandball-Weltmeisterschaften sowie Länderspiele der DDR bis zu 61.000 Zuschauer anlockte, sah die jüngere Vergangenheit im Vergleich dazu etwas trister aus. Dennoch: Seit 2007 nutzten die Footballer der Dresden Monarchs das Steyer-Stadion für ihre Heimspiele. Der größte Erfolg: Vizemeister 2013. Bildrechte: imago images/ddbd
Jenny Elbe im Heinz Steyer Stadium beim anlaufen
Aktuell wird das Stadion von Leichtathleten, den Fußballern des Dresdner SC sowie den Dresden Monarchs als Spielstätte genutzt. Hier posiert Dreispringerin Jenny Elbe im Stadion. Bildrechte: imago/Hentschel
Vor Eröffnung des Steyer Stadions: Gäste auf dem Rasen des Stadions
Am Mittwoch wurden bei der Generalprobe für die Wiedereröffnung noch mal alle Abläufe getestet. Bildrechte: Adam Beyer
Vor Eröffnung des Steyer Stadions: Blick von der Tribühne.
Viele verschiedene Sportarten in Dresden profitieren von dem Stadionumbau. Bildrechte: Adam Beyer
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Fußball-Stätte von Ex-Bundestrainer Helmut Schön

Der bislang erfolgreichste Bundestrainer einer DFB-Auswahl, Helmut Schön, feierte als Aktiver mit dem Dresdner SC im Steyer-Stadion einige Erfolge. 1943 und 1944 wurde er deutscher Fußball-Meister.

Der ehemalige Trainer der Fußball-Nationalmannschaft, Helmut Schön, küsst einen Fußball.
Ein prägendes Gesicht des Steyer-Stadions. Der gebürtige Dresdner Helmut Schön. DSC-Legende und Trainer der DFB-Auswahl beim WM-Titel 1974. Bildrechte: IMAGO

Später holte der als Trainer mit dem DFB-Team von 1964 bis 1978 in 139 Spielen nicht nur den bisher besten Punkteschnitt (2,09 Punkte), sondern auch den EM-Titel 1972 sowie den WM-Titel 1974. Ab 1950 gab sich die SG Volkspolizei Dresden die Ehre im Steyer-Stadion. Der daraus 1953 hervorgegangene Nachfolger, die SG Dynamo Dresden, blieb bis zum Umzug Ins Rudolf-Harbig-Stadion bis 1957. Das Areal erlebte viele Höhen und Tiefen. Wir werfen einen Blick in die Historie.

Feldhandball, Friedensfahrt und Weltrekorde in der Leichtathletik

Vor allem zu DDR-Zeiten erwies sich die Anlage als Austragungsort für zahlreiche Sportarten. Beispielsweise verfolgten im Jahr 1961 12.000 Zuschauer das Finale der Meisterschaft der Damen im Feld-Handball zwischen dem SC Fortschritt Weißenfels und dem SC Rotation Berlin (7:3). Sportanglerin Helga Wischer glänzte im gleichen Jahr mit sieben Weltmeistertiteln. Mehrfach war das Stadion Etappenort für die legendäre Friedensfahrt, erstmals am 7. Mai 1955.

In der Leichtathletik wurden hier 1990 nicht nur die letzten DDR-Meisterschaften ausgetragen, sondern zudem auch zahlreiche Weltrekorde aufgestellt. Die zweimalige Olympiasiegerin Heike Drechsler stellte beispielweise 1986 den eigenen Weltrekord im Weitsprung über 7,45 Meter ein. Neun Jahre zuvor gelang 100-Meter-Sprinterin Marlies Göhr der Sieg in 10,88 Sekunden.

Zeittafel: Flutlicht, historische Ereignisse, Hochwasser

1935: 20.000 Zuschauer waren Zeuge des ersten Länderspiels im Stadion. Am 5. Mai 1921 trennte sich Deutschland von Österreich mit 3:3. Nach einem Brand im Jahr 1928 wurde die Anlage ausgebaut und Platz für 65.000 Zuschauer geschaffen. Der bis heute ungebrochene Zuschauerrekord liegt bei 61.000 Besuchern, welche sich Deutschlands 2:1 über die Tschechoslowakei am 26. Mai 1935 nicht entgehen lassen wollten.

1945: Im zweiten Weltkrieg diente die Anlage im Dresdner Ostragehege den Bomberpiloten als Orientierungspunkt, wurde aber im Gegensatz zu großen Teilen der Stadt beim Luftangriff am 1. Februar 1945 kaum beschädigt.

1946: Erstes Fußball-Spiel nach dem zweiten Weltkrieg. Ein Städtespiel zwischen Berlin und Dresden vor 60.000 Zuschauern im August 1946. Mit dabei sind die Dresdner Legenden Helmut Schön und Richard Hofmann.

1949: Im Steyer-Stadion steht seit dem 31. Dezember 1949 eine Flutlichtanlage – die erste in einem Stadion in Deutschland. Anlässlich des Abschiedsspiels für das Dresdner Fußballidol Richard Hofmann wurde sie im Zuge eines Spiels der SG Friedrichstadt gegen eine DDR-Auswahl (2:0) eingeweiht.

1954: 1954 und 1959 war das Steyer-Stadion Austragungsort des Finals um den FDGB-Pokal.

1955: 55.000 Zuschauer waren am 14. Juni 1955 Zeuge des ersten Heimländerspiels einer DDR-Fußballmannschaft. Gegen Bulgarien hieß es nach 90 Minuten 0:0.

1969: Das vierte und letzte Länderspiel einer DDR-Auswahl im Steyer-Stadion. 40.000 Zuschauer verfolgten das WM-Qualifikationsspiel zwischen der DDR gegen Wales (2:1).

2002: Im Zuge des "Jahrhundert-Hochwasser" im Jahr 2002, als die Elbe einen Pegel von 9,40 Meter erreichte, stand das Stadion, wie weite Teile Dresdens komplett unter Wasser. Fußball-Regionalligist Dresdner SC musste teilweise nach Meißen ausweichen.

Heinz-Steyer-Stadion unter Wasser, 2002
Ein Bild aus dem Jahr 2002, als das Stadion im Zuge des Jahrhundert-Hochwassers komplett unter Wasser stand. Bildrechte: imago images / Thomas Eisenhuth

Aktuell 2019: Das Fassungsvermögen ist derzeit aus Sicherheitsgründen auf 4.500 herabgesetzt. Das Stadion befindet sich generell in einem sanierungsbedürftigen Zustand und soll in den nächsten Jahren mit Investitionen in Millionenhöhe modernisiert werden. Ziel ist die Erhöhung der Kapazität auf mindestens 10.000 Plätze - um neue historische Kapitel zu schreiben. Vielleicht von den Dresden Monarchs, welche das Stadion seit 2007 nutzen.