Ämter, Archive, Orts-Chronisten Ahnenforschung: Wo finde ich Informationen?
Hauptinhalt
10. Mai 2022, 13:16 Uhr
Die Geschichten der Vorfahren verstecken sich meist in Archiven. Für die jüngere Geschichte bietet sich eine Nachfrage bei der BStU an. Bei Familiengeschichten, die weiter zurückgehen, könnten Kirchenbücher helfen.
Standesämter / Kirchenämter / Mormonenarchiv
Ohne Lebensdaten der Vorfahren gibt es keinen oder nur einen unvollständigen Familienstammbaum - sie sind also essenziell. Angaben zu Geburt, Heirat und Tod sind seit dem 1.10.1874 in Preußen und seit dem 1.1.1876 in den restlichen deutschen Ländern in Standesamtsunterlagen zu finden. Alle Ereignisse, die vor diesem Jahr liegen, erfragen Sie am besten im Pfarramt der jeweiligen Kirche.
Tipp: Geheiratet wurde meist am Wohnort der Frau.
Ein riesiger Fundus an Kirchenbüchern liegt außerdem bei der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage", den Mormonen. Die Mitglieder dieser Kirche erforschen ihre Vorfahren aufgrund ihrer religiösen Anschauung. Seit vielen Jahrzehnten sichern sie weltweit Kirchenbücher und viele andere Unterlagen auf Mikrofilm. Die Mikrofilme können im Internet recherchiert, bestellt und in sogenannten Familienforschungszentren in ganz Deutschland eingesehen werden. Über die Kosten informieren die jeweiligen Internetseiten.
Ortschronik / Zeitzeugen
In den meisten Orten gibt es eine Orts-Chronik. Hatten die Ahnen ein eigenes Unternehmen, haben sich beim Bau des Kirchendaches engagiert oder waren Mitglied im Gemeinderat? Mit etwas Glück finden Sie in einer Orts-Chronik noch Spuren Ihrer Vorfahren.
Fragen zur jüngeren Zeitgeschichte können manchmal auch noch Zeitzeugen beantworten. Vielleicht war der Großvater im Ort bekannt und ältere Menschen aus dem Nachbarschaft können noch einige Anekdoten aus dessen Leben berichten.
Regionale und kommunale Archive
In den regionalen und kommunalen Archiven findet man das Archivgut aller Ämter sowie der Eigenbetriebe und Beteiligungsgesellschaften des Ortes oder der Region. Sehr nützlich bei der Erforschung der Familiengeschichte können manchmal auch alte Zeitungen, Adressbücher, Melderegister und historische Stadtpläne sein.
Landesarchive
In jedem Bundesland Deutschlands gibt es ein Staats- oder Landessarchiv. Die Aufgabe dieser Archive besteht in der dauerhaften Aufbewahrung von Dokumenten (Urkunden, Akten, Karten, digitale Daten usw.) der Behörden ihres Gebiets. Auch ältere Unterlagen werden nach diesem Regionalprinzip demjenigen Archiv zugeordnet, das für die Region heute zuständig ist. Demnach befinden sich beispielsweise die Verwaltungsakten der ehemaligen preußischen Provinz Sachsen im heutigen sachsen-anhaltinischen Landesarchiv.
Bundesarchiv Berlin
Das Bundesarchiv gibt es nicht nur ein-, sondern gleich elfmal! Die Zentrale befindet sich in Berlin-Lichterfelde. Aufgabe des Bundesarchivs ist es, Datenbestände zur Einsicht bereitzustellen. Man findet hier alles, was mit den öffentlichen Organen der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Demokratischen Republik, den Nachkriegsverwaltungen in den Besatzungszonen, dem Deutschen Reich und dem Deutschen Bund zu tun hat.
In den Beständen des Bundesarchivs finden sich außerdem Nachlässe von bedeutenden Personen, Unterlagen von Parteien, Verbänden und Vereinen mit überregionaler Bedeutung sowie publizistische Quellen wie Bücher und Zeitschriften.
Deutsche Dienststelle (WASt) + Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
Im Bundesarchiv findet sich auch eine eigene Abteilung, die bis 2019 die Wehrmachtsauskunftsstelle (WASt) war. Sie registriert alle Wehrmachtsangehörige, vor allem im Zweiten Weltkrieg getötete, verwundete und verschollene Soldaten. Außerdem sind hier alle in Kriegsgefangenschaft und / oder nach dem Krieg von Angehörigen zur Suche ausgeschriebenen Soldaten verzeichnet. Insgesamt umfasst der Datenbestand 20 Millionen Karteikarten
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ist ein gemeinnütziger Verein. Er kümmert sich vor allem um den Erhalt deutscher Kriegsgräber im Ausland und deren Zusammenführung auf größeren Friedhöfen.
Die Grabungsteams sind permanent unterwegs auf der Suche nach nicht verzeichneten oder später zerstörten Grab-Anlagen. So werden immer wieder Vermisstenschicksale geklärt. Es lohnen sich also mehrfache Anfragen in größeren Abständen.
Die Onlinedatenbank stellt nur einen Teil der Daten dar, eine individuelle Anfrage kann also sinnvoll sein.
WASt und Volksbund sind gut vernetzt, wenn also der Volksbund jemanden findet, dann geht eine Meldung an die WASt und wird in die Akten der jeweiligen Person aufgenommen mit allen zugehörigen Angaben, zum Beispiel der Nummer der Grabsteins.
Ist der Vater oder Großvater im Krieg gefallen oder gilt er seitdem als vermisst? Vielleicht findet sich sein Name in den Registern der Deutschen Kriegsgräberfürsorge.
BStU - Stasi-Unterlagen
Das ist die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik.
Die BStU wurde 1990 gegründet. Nachdem Marianne Birthler im Jahr 2000 die Leitung übernahm, sprach man auch von der "Birthler-Behörde". Seit 2011 hat Roland Jahn den Posten inne. In den Archiven der BStU werden die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR aufbewahrt. Jeder ehemalige DDR-Bürger hat seit dem Stasi-Unterlagen-Gesetz von 1991 das Recht, seine seine Unterlagen einzusehen und sie sich herausgeben zu lassen.
DRK Suchdienst
Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes wurde 1945 gegründet, um bei der Suche nach durch den Krieg vermissten deutschen Staatsangehörigen zu helfen. Älteren werden vielleicht noch die Suchmeldungen des DRK über Radio in Erinnerung sein. Seit nun mehr als 60 Jahren forscht der DRK Suchdienst nach Vermissten, Verschleppten und infolge der Kriegswirren verloren gegangenen Kindern.
Internationaler Suchdienst (ITS)
In den Archiven des Internationalen Suchdienstes (engl. International Tracing Service) in Bad Arolsen werden rund 50 Millionen Dokumente von etwa 17,5 Millionen zivilen Opfern der Naziverfolgung aufbewahrt.
Beim ITS findet man Dokumente zum Schicksal und Verbleib verschleppter oder gefangener Ausländer. Das betrifft vor allem deportierte Juden und KZ-Häftlinge, aber auch Gefangene anderer Haftstätten, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene die auf dem Gebiet des damaligen Deutschen Reiches sowie den besetzten Gebieten verhaftet wurden. Träger des Internationalen Suchdienstes ist das Internationale Komitee vom Roten Kreuz.
Kirchlicher Suchdienst
In der Heimatortskartei (HOK) des Kirchlichen Suchdienstes sind mehr als 20 Millionen Personen namentlich erfasst, die ihre Heimat (die einst preußischen Provinzen Ostpreußen, Schlesien, Pommern, Neumark sowie ein kleiner Teil des Landes Sachsen östlich von Zittau) während des Zweiten Weltkrieges meist durch Flucht, Vertreibung, Umsiedlung und Aussiedlung verloren haben. Dabei wurden die Flüchtlinge nicht nur alphabetisch, sondern auch nach ihren ehemaligen Heimatwohnorten registriert.