Hände an einem <<Zauberwürfel>>
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Der Siegeszug des Zauberwürfels

29. Mai 2020, 12:04 Uhr

Es ist eines der meistverkauften Spielzeuge der Welt - der Zauberwürfel aus Ungarn. Und das, obwohl er eigentlich gar nicht auf den Markt kommen sollte. 1974 wurde das "mechanische Puzzle" erfunden, aber erst seit dem 02. Juni 1980 konnte man ihn in Deutschland kaufen.

Der kleine bunte Würfel ist in die Geschichte eingegangen. Es ist schwer nachzählbar, wie oft schon in der Welt der eine oder andere Geduldsfaden daran gerissen ist. Dabei gibt es auch wahre Meister, die den Zauberwürfel binnen Sekunden lösen können! 43 Trillionen verschiedene Einstellmöglichkeiten soll es bei dem Würfel geben, die sich nach Angaben des Erfinders mit maximal 20 Zügen lösen lassen.

Unterrichtshilfe für Studenten

Ernö Rubik erfand das dreidimensionale Geduldsspiel, um das räumliche Denkvermögen seiner Studenten zu trainieren, als ihm auffiel, dass ihre Geometrie-Kenntnisse zu wünschen übrig ließen. 1974 baute er den ersten Würfel, aber es sollte noch eine Weile dauern, bis sie industriell gefertigt wurden. Denn auf dem Weg vom Prototypen zum fertigen Produkt lauerten, wie so oft in der sozialistischen Planwirtschaft, zahlreiche Fallen und Probleme, die es zu überwinden galt. Erst Anfang 1977 kamen erste Rubik-Würfel in den Handel - vorerst nur in Ungarn.

Zauberwürfelfieber in Ungarn

Ohne Werbung, nur durch Mundpropaganda weiter empfohlen, trat der Würfel seinen Siegeszug an. Bereits 1979 soll er schon so viele Anhänger gehabt haben, dass man in Ungarn sogar auf der Straße, in der Straßenbahn oder im Café auf Zauberwürfel-Spieler stoßen konnte. Im Herbst 1981 berichtete auch das DDR-Fernsehen darüber. Der Zauberwürfel habe eine "Massenkrankheit" ausgelöst, informierte Ungarn-Korrespondent Bernd Niestroj im Wissenschaftsmagazin "AHA".

Menschen hantieren mit Zauberwürfeln 2 min
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Mit diesen drastischen Worten beschreibt der Moderator des DDR-Wissenschaftsmagazin "aha" die Beliebtheit des Zauberwürfels in Ungarn.

Mo 07.09.1981 16:00Uhr 01:49 min

https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/damals/video209210.html

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Video

Vor allem in den 1980er Jahren erfreute sich der Rubik-Würfel, wie er in manchen Ländern auch genannt wird, weltweit großer Beliebtheit. Dabei wäre das Geduldsspiel um ein Haar gar nicht auf den Markt gekommen. Der in Deutschland arbeitende, ungarisch-stämmige Computerfachmann Tibor Laczi brachte den Würfel 1979 aus Budapest, das damals hinter dem Eisernen Vorhang lag, auf eigene Faust zur Nürnberger Spielzeugmesse. Das Interesse der großen Spielzeughersteller hielt sich jedoch in Grenzen.

Spielzeugindustrie zunächst skeptisch

Daran änderte auch eine ausgedehnte, weltweite Werbetour seines Mitstreiters, Tom Kremer, zunächst nicht viel. Zwar waren viele von dem Würfel beeindruckt, doch schien der Würfel wenig massentauglich: Er war den Entscheidern der Spielzeugindustrie zu intellektuell, eine Herausforderung für Akademiker, aber kein Puzzle für die Massen. Seine Herstellung wäre zudem, so glaubte man, zu schwierig und zu teuer.

Die einhellige Meinung der Branche war, als wir den Würfel vermarkten wollten, er sei zu kompliziert für die Allgemeinheit. Es sei zu schwer, ihn zu lösen, und keiner könnte das schaffen. Er passte nicht zu den Dingen, die es sonst schon auf dem Markt gab, da waren alle sehr pessimistisch.

Ernö Rubik

Siegeszug jenseits des Eisernen Vorhangs

Doch dann biss die Firma Ideal Toy Corporation an. Anfang 1980 feierte der bunte Würfel aus Ungarn sein internationales Debüt auf den Spielzeugmessen von London, Paris, Nürnberg und New York. Damit war der Eiserne Vorhang überwunden. Bereits ein Jahr später war die Nachfrage so groß, dass das Ideal Toy nicht genug Rubik-Würfel herstellen konnte und billige Nachahmungen aus Fernost den Markt überschwemmten.

Inzwischen gilt die Erfindung von Ernö Rubik als eines der meistverkauften Spielzeuge der Welt. Und: Sie fand auch Eingang in die Popkultur. Der Zauberwürfel kommt in verschiedenen Filmen und Serien vor, unter anderen in mehreren Folgen der "Simpsons".

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Einfach genial | 20. Februar 2018 | 19:50 Uhr