Kinderbetreuung in Rumänien

19. Oktober 2018, 08:50 Uhr

Zwei Jahre können Mütter oder Väter in Rumänien nach der Geburt ihres Babys zu Hause bleiben und bekommen in dieser Zeit Geld vom Staat. Wer danach eine Kinderbetreuung braucht, hat schlechte Aussichten, in einem der wenigen staatlichen Kindergärten einen Platz zu ergattern. Wer Geld hat, sucht oft gleich in privaten Einrichtungen oder beschäftigt ein Kindermädchen.

Die ersten beiden Jahre nach der Geburt ihres Kindes können Eltern in Rumänien Elternzeit nehmen. Sie erhalten einen monatlichen staatlichen Zuschuss in Höhe von 85 Prozent ihres Durchschnittslohnes der vergangenen zwei Jahre vor der Geburt. Das Elterngeld beträgt derzeit umgerechnet mindestens 268 Euro, höchstens aber 1.824 Euro pro Monat.

Staatliche Kitas - Tropfen auf dem heißen Stein

Nach den zwei Jahren müssen sich die Eltern aber überlegen, was sie mit ihren Kindern machen, wenn sie wieder arbeiten wollen oder müssen. In der Regel suchen die Eltern dann händeringend nach einem Kita-Platz. Einen Rechtsanspruch gibt es nicht. Die staatlichen Kindertageseinrichtungen sind die preisgünstigsten. Für einen staatlichen Kita-Platz zahlt man nur fürs Mittagessen des Kindes und für Materialien. Je nachdem also, ob das Kind über Mittag bleibt, kostet der Platz zwischen 43 bis 96 Euro monatlich.

Doch die staatlichen Kitas reichen nicht aus. Hier werden bevorzugt Waisen, Halbwaisen und Kinder mit Handicap aufgenommen. Oder Geschwisterkinder. Das Zahlen eines Bestechungsgeldes soll ebenfalls wirken. Medienberichten zufolge gab es im Jahr 2017 ohnehin nur rund 330 Kindergärten, die gerade einmal drei Prozent der Kinder aufnehmen können, für die ein Platz gesucht wird.

Kurz nach der Revolution 1989 soll es fast dreimal so viele Kita-Einrichtungen gegeben haben: rund 900. Nach 1989 wurden zahlreiche Kindergärten aufgelöst, auch weil viele große Betriebe in Rumänien schlossen oder viele Kita-Gebäude an Alteigentümer zurückgegeben wurden. Andere Kitas fielen dem damals herrschenden "Immobiliendruck" zum Opfer.

Private Kitas als Alternative?

Haben rumänische Eltern Geld, suchen sie oft gleich in privaten Kinderbetreuungseinrichtungen nach einem Platz für ihren Sprößling. Viele versprechen sich bei privaten Anbietern auch eine bessere Qualität in der Kinderbetreuung, zum Beispiel durch Fremdsprachenunterricht. Wie viele private Kitas es im Land gibt, weiß in Rumänien wohl niemand. Nicht alle privaten Kitas sind zertifiziert. Sie kommen die Eltern auf jeden Fall deutlich teurer als eine staatliche Kita. Ein Platz in einer privaten Einrichtung kostet umgerechnet zwischen 215 und 300 Euro, je nach Umfang der Betreuung.

Keine Tagesmütter, aber Kindermädchen

Tagesmütter oder -väter, die da mit der Betreuung kleinster Gruppen in die Bresche springen, gibt es in Rumänien nicht. Das ist dort nicht üblich. Vielmehr ist es so, dass man ein Kindermädchen für seine eigenen Kinder hat, falls man sich diese Variante finanziell leisten kann. Ein Kindermädchen kann monatlich bis zu 350 Euro kosten. Zum Vergleich: Ein Bruttodurchschnittslohn liegt in Rumänien bei derzeit rund 894 Euro.

Und was machen die Eltern, die keinen staatlichen Kita-Platz ergattert haben und die private Betreuung nicht bezahlen können? Sie müssen zu Hause bleiben. Wer noch ein bisschen Glück hat, kann den Nachwuchs während der Arbeitszeit bei den Großeltern oder Verwandten oder vielleicht sogar bei den Nachbarn im Wohnblock lassen.

(am)

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Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell auch im TV: 31.08.2018 | 17:45 Uhr