Generation Vision Das Stehaufmännchen

05. Januar 2016, 09:33 Uhr

Mit Ostalgie-Diskos traf Ralf Heckel Anfang der 1990er-Jahre den Nerv der Zeit. Auf dem Höhepunkt der Ostalgie-Welle hörte er aber auf und griff nach den Sternen: In Leipzig gründete er ein Institut für Raumfahrtbildung.

Ralf Heckel aus Nordhausen, Jahrgang 1969, startet nach dem Mauerfall als Musikmanager durch. Er tourt mit einer ausländischen Band um den halben Globus - ein Leben auf der Erfolgsspur. Doch plötzlich platzt ein großes Geschäft, und Heckel bleibt auf den Schulden sitzen. Aber er gibt nicht auf, und kommt 1993 zurück nach Thüringen, wo er bald eine neue Geschäftsidee hat. Heckel wird zum Begründer der Ostalgie-Diskos. "Der Begriff Ossi war ja Anfang der 1990er-Jahre fast ein Schimpfwort. Und ich hab' mir gesagt, diesen Begriff wandelst Du jetzt positiv um." 1999, auf dem Höhepunkt der Ostalgie-Welle hört Ralf Heckel auf. Er hat zwar ein eigenes Kapitel Unterhaltungsgeschichte geschrieben, die Schulden sind aber geblieben. Eine private Insolvenz ist unabwendbar.

Doch Heckel ist ein Stehaufmännchen. Jetzt besinnt er sich seiner kosmischen Träume, die er schon als Schüler hatte und seiner technischen Begabungen. Er will nach den Sternen greifen und gründet in Leipzig ein Institut für Raumfahrtbildung. Heckel weiß, dass staatliche Raumfahrtprogramme weltweit von Einsparungen betroffen sind und private Space-Unternehmen vor allem kommerziellen Interessen dienen. Darum will er die Vision von der Eroberung des Weltalls wachhalten und junge Menschen für wissenschaftlich-technische Höchstleistungen motivieren. 2010 gewinnt das Leipziger Moonbuggy – eine Hightech-Entwicklung aus Heckels Institut - beim NASA-Wettbewerb um das weltraumtauglichste Gefährt einen ersten Platz.

Ralf Heckel und sein Team, das aus Schülern und Studenten verschiedener Länder besteht, haben mit ihrem Enthusiasmus viele Sponsoren gewonnen. Zum Verein gehört auch ein Hotel. Dort sind unter anderem Heckels junge Mitstreiter untergebracht, die aus dem Ausland kommen. Das Haus bietet genug Platz für Workshops, die regelmäßig stattfinden. Das Hotel schafft die finanzielle Grundlage für die Nachwuchsarbeit. "Hotelier würde ich mich nicht bezeichnen wollen, das Hotel ist nur Mittel zum Zweck. Aber man gibt sein Bestes dafür. Grundsätzlich galt für mich, immer Herausforderungen anzunehmen und zu beseitigen", erklärt Heckel.

Ralf Heckel ist ein Visionär, den offenbar nichts aufhalten kann. Und schon hat er den nächsten Traum: Ein E-Buggy, das die Chance bekommt, irgendwann mal auf dem Mars zu landen.

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