Sa 17.02. 2024 09:00Uhr 35:00 min

Alexander Solschenizyn, Nobelpreis für Literatur 1994
Alexander Solschenizyn, Nobelpreis für Literatur 1994 Bildrechte: IMAGO / ITAR-TASS
MDR KULTUR - Das Radio Sa, 17.02.2024 09:00 09:35
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MDR KULTUR - Feature Alexander Solschenizyns - Archipel GULAG

Alexander Solschenizyns - Archipel GULAG

Von Tobias Barth; Lorenz Hoffmann

  • Stereo
(Übernahme)

Er gehörte zu den bekannten russischen Oppositionellen: Alexej Anatoljewitsch Nawalny (1976-2024). Nachdem der Kremlkritiker vor vier Jahren vergiftet und an der Berliner Charité behandelt wurde, kehrte er 2022 wieder in seine Heimat zurück. In Russland des Extremismus beschuldigt und zu mehrjähriger Lagerhaft verurteilt, teilte Ende Dezember 2023 seine Sprecherin mit, dass der Kremlkritiker in das Straflager "Polarwolf" im Norden Russlands verlegt wurde.

Am 16. Februar 2024 ist er dort zu Tode gekommen.

Sein Tod erinnert viele Kenner der russischen Geschichte an die brutalen Bedingungen des GULAG.

Wie es dort zuging, wie die Menschen zu ihren eigenen Feinden wurden, wie sie unter unmenschlichen Bedinungen dort lebten. dokumentierte der russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn in seinem Buch "Archipel GULAG". Das erscheint 1973 zuerst in französischer, 1974 in deutscher Übersetzung und verändert den Blick des Westens - vor allem der Westlinken - auf das sowjetische Regime, reißt ihm die menschliche Maske ab. Erst nach der Veröffentlichung im Westen finden abgetippte Kopien des russischen Originals ihren Weg in die Wohnungen der sowjetischen Intelligenzija - die Jagd nach Abschriften auf dünnen Schreibmaschinenpapier beschäftigt den KGB länger als ein Jahrzehnt.

Aus Zeitzeugen-Berichten konstruiert Solschenizyn ein Bild systematischen Terrors und systemischer Gewalt. Einer auf Zwangsarbeit basierenden, regelrechten Gefängnisindustrie, in der Gefangene misshandelt werden, ein hartes, ausbeuterisches System, das oft an Konzentrationslager erinnert.

Während der Perestroika wird der "Archipel" erstmals offiziell in der SU verlegt. Wladimir Putin empfiehlt ihn 2009 als Pflichtlektüre an russischen Schulen. Die Menschenrechtsorganisation "Memorial", die sich der Aufarbeitung des GULAGS verschrieben hat, lobt ihn damals dafür. Heute ist die Organisation verboten, mehrere Aktivisten von "Memorial" sind selbst in Lagerhaft.

Mitwirkende
Produktion: DLR 2024
Darsteller
Mitwirkende:
Ellen Schweda
Tobias Barth
Lorenz Hoffmann