"Jedermann" in Annaberg-Buchholz
"Jedermann" in Annaberg-Buchholz ist ein Theater-Highlight im Juni 2024. Bildrechte: Dirk Rückschloß / Pixore Photography

Ungewöhnliche Begegnungen Chemnitz und Zwickau: Sechs tolle Theater-Highlights im Juni

13. Juni 2024, 16:15 Uhr

In und um Chemnitz und Zwickau gibt es im Juni 2024 wieder viele tolle Theaterstücke zu erleben: In Chemnitz wird das Roman-Highlight "Die Vermessung der Welt" mit Puppen erzählt und die DEFA-Erfolgsserie "Spuk unterm Riesenrad" mit Musik. In Zwickau wird der Ibsen-Klassiker "Ein Volksfeind" ins Vogltland verlegt, in Chemnitz auf dem "Tipping Point" getanzt und in Annaberg-Buchholz wird eine Kirche zur Bühne für "Jedermann". Hier unsere Tipps mit Adressen und Terminen:

Hinweis: Diese Übersicht wird immer zu Beginn eines neuen Monats aktualisiert.

Puppentheater in Chemnitz: "Die Vermessung der Welt" nach Daniel Kehlmann

Mit dem Roman "Die Vermessung der Welt" gelang dem damals noch jungen Autor Daniel Kehlmann bereits ein großer Wurf. Die "New York Times" listete das Buch 2005 als eines der meistverkauften weltweit. Neben einer Hörspiel-Version gab es auch eine Verfilmung. Das Chemnitzer Puppentheater holt die Geschichte über Alexander von Humboldt, der durch die Welt reist und Entdeckungen macht, und Carl Friedrich Gauß, der mit Berechnungen am Schreibtisch unseren Blick auf die Welt veränderte, auf die Bühne.

"Das Ensemble des Figurentheaters spielt gekonnt subversiv mit allen Mitteln, die ihnen der eigene Körper, die Stimme, aber auch das vielseitige Bühnenbild zur Verfügung stellen", schreibt Kritikerin Sarah Hofmann in der "Freien Presse". Die beiden Forscher werden von kleinen, aber sonst naturalistischen Puppen verkörpert – zwei kauzige und eigensinnige Gestalten. Der Rest wird eher mit viel Fantasie angedeutet, andere Figuren erscheinen nur in Form von Perücken und die Kisten auf der Bühne verwandeln sich vom Studierzimmer schnell in ein Gebirge. "Die Umsetzung ist kreativ, abstrahiert und knüpft in ihrer Bildsprache spannende Zusammenhänge und Verweise", schreibt Hofmann, empfiehlt aber zugleich, man sollte die Geschichte kennen – als Buch, Hörspiel oder Film.

Zwischen mehreren Holzkisten stehen drei Personen mit Puppen.
Mit Einfallsreichtum erzählt das Chemnitzer Puppentheater von der Entdeckung neuer Weltsichten. Bildrechte: Nasser Hashemi

Weitere Informationen "Die Vermessung der Welt" nach Daniel Kehlmann

Adresse:
Kulturhaus Arthur
Hohe Straße 33
09112 Chemnitz

Dauer: 135 Minuten, eine Pause

Termine:
6. Juni, 19 Uhr
7. Juni, 19.30 Uhr
13. Juni, 19 Uhr
14. Juni, 19.30 Uhr
15. Juni, 19.30 Uhr
20. Juni, 19 Uhr
23. Juni, 18 Uhr

Schauspiel in Zwickau: "Ein Volksfeind" im Gewandhaus

Der Klassiker "Ein Volksfeind" von Henrik Ibsen wird in Zwickau radikal in unsere Zeit verlegt. Folgerichtig befindet sich das Kurbad nicht in der Heimat des Dramatikers, sondern mitten im pittoresken Vogtland. Doch der Arzt Thomas Stockmann stellt bald mit Erschrecken fest, dass die Heilquelle verseucht ist. Grund dafür ist eine Batterie-Fabrik, die Stockmanns Schwester als Bürgermeisterin in den Ort geholt hat. Gerade das Zusammenspiel von Daniel Koch und Claudia Lüftenegger als Geschwisterpaar begeistert die Kritikerin Nicole Jähn in der "Freien Presse". Später im Stück wird auch das Publikum zu diesem fiktiven Fall befragt: Würden Sie mehr Steuern zahlen, um die Heilquelle zu sichern? So betont die Produktion das, was das Stück gerade aktuell so relevant macht: Die Frage, was wir geben würden zum Wohle der Gemeinschaft.

Eine Frau mit blonden Haaren und in einem langen blauen Mantel spricht gestikulierend.
Claudia Lüftenegger überzeugt als Bürgermeisterin. Bildrechte: André Leischner

Weitere Informationen "Ein Volksfeind" von Henrik Ibsen

Adresse:
Gewandhaus
Hauptmarkt
08056 Zwickau

Dauer: 140 Minuten, eine Pause

Termine:
1. Juni, 19:30 Uhr

Tanz in Chemnitz: "Tipping Point" beim Festival "Tanz Moderne Tanz"

Die Welt scheint am Abgrund zu stehen. Neben all den gesellschaftlichen und kriegerischen Krisen scheint uns die ökologische Krise besonders zu fordern. Schon seit Jahren warnt uns die Wissenschaft vor sogenannten Kipppunkten, die das Klima unwiderruflich und vermutlich verheerend verändern könnten. Nur als Weltgemeinschaft könnten wir uns dem entgegensetzen. Ohne mit Parolen zu arbeiten, scheint die Produktion "Tipping Point" der niederländischen Gruppe Panama Pictures genau das zu verhandeln. Auf der Bühne steht einige riesige Metallkonstruktion, eine Art Scheibe, durch die ein großer Mast geht. Die Gruppe tanzt und turnt auf (manchmal auch hängend unter) dieser Scheibe, um sie in ein Gleichgewicht zu bringen. Es ist ein motivierendes und gleichzeitig beeindruckend poetisches Stück.

Im Juni wird die Produktion im Rahmen des Festivals "Tanz Moderne Tanz" in Chemnitz gezeigt, das 2024 zum zehnten Mal stattfindet und auch darüber hinaus ein spannendes Programm zu bieten hat. Gleich mehrere Stücke beweisen, wie Tanz Menschen über die Grenzen von Raum und Zeit verbindet: Daniel Cardoso untersucht mit dem Quorum Ballett aus Portugal die Werte von Menschenrechten, Frieden und Respekt zwischen den Menschen. Die französische Gruppe Cie Par Terre verbindet verschiedene Tanzstile von den Straßen Afrikas in "Matière(s) Première(s)" zu einem Stück über Kolonisation und Gewalt.

Choreograf Hervé Koubi untersucht in "Les Nuits Barbares ou les Premiers Matins du Monde" wie Tanz-Praktiken aus dem gesamten Mittelmeerraum sich erhalten haben und die angeblich verschiedenen Kulturen verbindet. Mehrere Produktionen finden auch auf offener Straße statt und feiern beispielsweise den Hip Hop-Tanz oder andere Formen von Akrobatik beispielsweise mit einer Performance an einer Art Strickleiter.

Zwei Personen auf einer Metallstange. Einer lässt sich mit seinen Händen nach unten gleiten, der andere beugt sich mit erhobenen Armen nach hinten.
"Tipping Point" bewegt sich zwischen Tanz und Zirkus. Bildrechte: Teis Albers

Weitere Informationen "Tipping Point"

Adresse:
St. Markuskirche
Theodor-Körner-Platz
09130 Chemnitz

Termine:
19. Juni, 20 Uhr

Das Festival "Tanz Moderne Tanz" findet vom 12. bis zum 23. Juni statt.

Mehr Informationen auf den Seiten des Festivals.

Schauspiel in Annaberg-Buchholz: "Jedermann" in der St. Annenkirche

Die St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz ist ein Glanzstück spätgotischer Architektur. Auch deswegen ist der Kirchenraum mit seinem hohen Rippengewölbe mit Blumenmuster der ideale Ort für den Klassiker "Jedermann". Darin erzählt Hugo von Hofmannsthal von einem reichen Mann, der überraschend vom Tod besucht wird. Als er sich auf seinen Tod vorbereiten will, muss er jedoch feststellen, dass kaum etwas in seinem Leben von wirklichem Wert ist – seinen Besitz kann er nicht behalten und seine Beziehungen sind eher Schein. Die neue Inszenierung von Markus Steinwender betont den parabelhaften Charakter des Stückes nochmal mehr: Alle im Ensemble verkörpern den Jedermann (und alle anderen Figuren), schreibt Antje Flath in der "Freien Presse". Der gesamte Kirchenraum wird zur Bühne und die Handlung findet zwischen den Reihen des Publikums statt, das so auch Teil der Geschichte wird – und Teil der Erlösung vielleicht auch.

Menschen in langen gold-roten Gewändern stehen in einer V-Formation auf einer Treppe.
Die Inszenierung im Erzgebirge betont den Titel der Hofmannthal-Parabel "Jedermann". Bildrechte: Dirk Rückschloß / Pixore Photography

Weitere Informationen "Jedermann"
Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes von Hugo von Hofmansthal

Adresse:
St. Annenkirche
Große Kirchgasse 21
09456 Annaberg-Buchholz

Termine:
28. Juni, 20 Uhr, ohne Pause

Musiktheater in Chemnitz: "Spuk unterm Riesenrad" im Opernhaus

Die drei Kinder sind in der Geisterbahn ihres Opas auf dem Rummel. Durch einen Zufall erwecken sie dabei drei echte Geister, die sie nun wieder einfangen müssen. Das Theater Chemnitz hat die siebenteilige DDR-Fernsehproduktion als Musiktheater auf die Bühne gebracht: "Entstanden ist dabei eine knallbunte und mindestens ebenso turbulente Mischung aus Oper, Operette und Musical mit einem gehörigen Schuss Filmmusik, die auf ganzer Strecke überzeugte", begeistert sich Torsten Kohlschein in der "Freien Presse".

Die Ausstattung arbeitet mit grellen Farben und erzeugt so eine Stimmung wie in einem Comic. Die Musik überrascht mit viel Witz, der auf den Punkt gespielt wird. Der Kritiker lobt vor allem die Darstellerinnen und Darsteller, die auch in kleinen Rollen glänzen. Doch das Wichtigste: Die Handlung wird auch denen sofort klar, die das Original noch nie im Fernsehen geschaut haben.

Drei Personen in gelber Kleidung bewegen sich auf einer orangefarbenen Bühne um drei Puppen in rötlicher Kleidung.
In comic-haft leuchtenden Farben kommt die Opernversion der Abenteuergeschichte in Chemnitz auf die Bühne. Bildrechte: Nasser Hashemi

Weitere Informationen "Spuk unterm Riesenrad"
nach der gleichnamigen Serie

Adresse:
Opernhaus
Theaterplatz 2
09111 Chemnitz

Dauer: 135 Minuten, eine Pause

Termine:
2. Juni, 17 Uhr

Festival "Der Rahmen ist Programm" am Fritz Theater in Chemnitz

Theater, das sich einmischt, das sich mit den Menschen beschäftigt – das will das Festival "Der Rahmen ist Programm", das maßgeblich vom Verein Asa-FF organisiert wird. Neben Theaterstücken gibt es Filme, Gesprächsformate und Rundgänge. Der Audiowalk "Tyrannosaurus Regina" überlegt, wie uns etwas, das nicht mehr da ist (wie Dinosaurier oder die DDR) immer noch beeinflussen können. In "Frau Minister" untersucht Jule Torhorst das Leben ihrer Großmutter, die erste weibliche Ministerin in Deutschland, die kaum noch jemand kennt. Das Fritz Theater steuert die eigene Produktion "Schlagersüsstafel" über ein Treffen von Jugendlichen aus DDR und BRD bei. 

Weitere Informationen Das Festival "Der Rahmen ist Programm" findet vom 30. Mai bis zum 2. Juni statt.

Adresse:
Fritz Theater
Kirchhoffstraße 34-36
09117 Chemnitz

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 30. April 2024 | 18:00 Uhr

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