Gesellschaft und Träume Was kommt im Theater? – Sechs spannende Aufführungen in Halle und Leipzig im Juni 2023

Die Theater in Leipzig und Halle bieten im Juni 2023 ein vielfältiges Programm: In Halle wird der Evolution der Gefühle auf den Grund gegangen. In Leipzig kommt eine spannende Recherche und ein russischer Literaturklassiker auf die Bühne. Außerdem gibt es berührende Geschichten in der Oper und dem Figurentheaterzentrum. In unserer Übersicht finden Sie die Spielplan-Highlights im Juni.

Mehrere Personen sitzen in einer Reihe auf Stühlen in einem hohen Raum.
Am Schauspiel Leipzig inszenierte Claudia Bauer als eine großes Fest. Bildrechte: Rolf Arnold

Für Schauspiel-Fans: "Der Meister und Margarita" am Schauspiel Leipzig 

Fast wäre diese Inszenierung unter die Räder gekommen: Gerade erst feierte "Meister und Margarita" Premiere am Schauspiel Leipzig, als der der Lockdown das Theater in einen traumreichen Schlaf versetzte. Auch seitdem konnte die Inszenierung von Claudia Bauer nicht mehr gezeigt werden – denn sie feiert ein riesiges Theaterfest auf der Bühne. Die Bühne spiegelt den Zuschauerraum und die Szene aus dem Roman von Michail Bulgakow laufen im Schnelldurchlauf ab: Da kommt ein Mann namens Woland, der sich als der Teufel herausstellt. Er bringt einen Schriftsteller in die Irrenanstalt und nachdem er sich Margarita zu Diensten gemacht hat, vereint er die beiden Liebenden wieder miteinander.

Es ist ein wilder und vielschichtiger Roman, der schon oft auf die Bühne gebracht wurde. Und für den Kritiker Michael Laages gehört diese Inszenierung "in die Reihe der großen Ereignisse". Denn Claudia Bauer spielt vor allem mit dem Theater selbst – und dass sie das kann, beweisen ihre wiederholten Einladungen zum Berliner Theatertreffen. Unterstützt wird sie dabei zum einen von einem großartigen Ensemble und zum anderen von einem musikalischen Duo, das den Abend in eine Rock-Revue verwandelt. 

Weitere Informationen  "Meister und Margarita"
nach dem Roman von Michail Bulgakow

Adresse:
Schauspiel Leipzig
Bosestraße 1
04109 Leipzig

Dauer: 135 Minuten, keine Pause

Termine:
4. Juni, 19.30 Uhr
18. Juni, 19.30 Uhr

 Hinweis Dieser Artikel wird jeweils zum ersten Tag des neuen Monats aktualisiert, so dass Sie hier immer die neuesten Empfehlungen für jeden Monat neu finden.

Für Figurentheater-Kenner: "Staub" im Westflügel Leipzig

Eine Frau schaut nach oben. Vor ihrem Gesicht hängt eine abstrakte Gliederpuppe.
Mit Puppen und Objekten erzählen Menschen in Leipzig aus ihrer Familiengeschichte. Bildrechte: Dana Ersing

Wir bestehen alle aus Geschichten und am Ende bleiben von uns vor allem Geschichten. Das zeigt auch der Abend "Staub - Dust - אבק" vom Leipziger Duo Wilde und Vogel in Zusammenarbeit mit dem israelischen Duo Golden Delicious bestehend aus Ari Teperberg und Inbal Yomtovian. Die vier treffen sich auf einem kleinen Teppich umgeben von zahlreichen Gegenständen. Während Charlotte Wilde mit musikalischen Mittel Motive in Klang verwandelt, erzählen die anderen Michael Vogel, Ari Teperberg und Inbal Yomotovian Geschichten aus ihrer Familie. Dafür bauen sie aus Gegenständen um sie herum faszinierende Wesen oder schaffen kleine Szenerien. "Staub - Dust - אבק erzählt in hundert Minuten dicht verwobene, heiter faszinierende und auf seltsame Weise wunderbar berührende Geschichte(n)", fasst Jessica Hölzl auf dem Portal "Fidena" zusammen. 

Weitere Informationen  Staub – Dust – אבק

Adresse:
Westflügel Leipzig
Hähnelstr. 27
04177 Leipzig

Termine:
3. Juni, 21 Uhr
4. Juni, 19 Uhr

Für Musiktheater-Liebhaber: "Madama Butterfly" an der Oper Leipzig

Der italienische Komponist Giacomo Puccini war und ist ein Meister darin, Geschichten mit Musik zu erzählen, die zu Tränen rühren. Er führt uns verletzte Menschen vor, die ihr Glück selbst bestimmen wollen, sich aber in ihr Schicksal verfangen und am Ende danach zugrunde gehen. Die Oper "Madama Butterfly" ist besonders tragisch, weil sie so realitätsnah wirkt: Ein US-amerikanischer Offizier lässt sich in Japan eine Frau vermitteln und Cio-Cio-San gibt sich daraufhin ganz dem Traum hin, das glitzernde Leben einer Ehefrau in den USA zu leben. Doch dann muss sie ihr Kind allein großziehen und wird von den Nachbarn in Japan angefeindet. Nur um am Ende festzustellen, dass sich Offizier Pinkerton doch für eine blonde Frau aus seiner Heimat entschieden hat.

Eine Frau in traditionell japanischer Kleidung kniet auf dem Boden. Im Hintergrund steht ein Mann.
Die Tragödie von Cio-Cio San berührt an der Oper Leipzig. Bildrechte: Kirsten Nijhof

Regisseur Aron Stiehl erzählt diese Geschichte auf der Bühne der Oper Leipzig sehr geradlinig, konzentriert sich auf die Gefühle seiner Figuren. Doch schon von Anfang an ist klar, dass etwas nicht stimmt: Denn das Haus mit Türen aus Reispapier steht schief und kippt immer mehr. Das Ensemble der Oper Leipzig und das Leipziger Gewandhausorchester kennt sich mit der Musik des Wagner-Fans Puccini bestens aus und überzeugt mit einer perfekten Interpretation: "Klangfarben und Vitalität kamen zum Tragen, Transparenz und Gediegenheit wirkten von Vorteil", urteilte Michael Ernst in der "Neuen Musikzeitung" zur Premiere. Im Juni ist die Produktion wieder auf dem Spielplan der Oper Leipzig. 

Weitere Informationen "Madama Butterfly"
Oper von Giacomo Puccini

Adresse:
Oper Leipzig
Augustusplatz 12
04109 Leipzig

Dauer: 150 Minuten, eine Pause

Termine:
4. Juni, 17 Uhr
17. Juni, 19 Uhr
28. Juni, 19.30 Uhr

Für Kabarett-Freunde: "Hauptsache Theater" bei den Academixern Leipzig 

Melanie Haupt liebt das Theater und hat daraus einen Liederabend gemacht. Dabei überrascht sie zum einen mit ihrer Soul-Stimme, die sie vielseitig einzusetzen weiß. Zum anderen lebt der Abend von ihren schauspielerischen Fähigkeiten. Davon ließ sich zum Beispiel Kerstin Krämer von der "Saarbrücker Zeitung" überzeugen. In ihren Texten und Erzählungen beschäftigt sich Melanie Haupt mit allem, was auch auf den Theaterbühnen verhandelt wird: Frauenrechte und Diversität. Letztlich geht es darum, was Theater so besonders macht: Einen Ort zu haben, an dem die Gesellschaft darüber nachdenken kann, wie sie sein möchte. 

Weitere Informationen "Hauptsache Theater"
Musikalische Kabarett von Melanie Haupt

Adresse:
Kabarett academixer
Kupfergasse 2
04109 Leipzig, Sachsen

Termine:
8. Juni, 19.30 Uhr

Für Tanz-Fans: "Evolution" an der Oper Halle 

Eine Frau in einem Kleid aus weißen Fäden tanzt vor einem Netz, hinter dem eine goldener Ring zu erkennen ist.
Das Ballett "Evolution" erforscht die Grundemotionen der Menschheit. Bildrechte: Falk Wenzel

Wie man soziologische Konzepte tanzen kann, beweist Václav Kuneš in Halle. Inspiriert von Noah Yuval Hararis "Eine kurze Geschichte der Menschheit" und Konrad Lorenz‘ "Das sogenannte Böse" hat der Choreograf das Stück "Evolution" entwickelt. Er bringt Emotionen auf die Bühne und untersucht, wie sie zum Menschsein gehören. Er schafft faszinierende Bilder, hinterfragt die Kunst selbst und zeigt die Sehnsucht nach dem Wunderbaren. "Dieses rituelle Ballett-Theater überrascht und überwältigt, weil es lustvoll einen Bogen um reguläre Bilder vom Menschsein schlägt", so Roland Dippel in "Der deutschen Bühne".  

Weitere Informationen  "Evolution"
Tanzabend von Václav Kuneš 

Adresse: 
Oper Halle 
Universitätsring 24 
06108 Halle (Saale) 

Dauer: 120 Minuten, eine Pause 

Termine: 
10. Juni, 19.30 Uhr

Für Interessierte an dokumentarischem Theater: "Die Krebsmafia"

Eine Krebserkrankung muss nicht immer tödlich sein. Wenn sie früh erkannt und ordentlich behandelt wird, stehen die Chancen oft recht gut. Aber hin und wieder tritt die gute Behandlung hinter dem Profitstreben zurück. So deckte eine Recherche des Magazins "Stern" vor einigen Jahren eine Masche auf, bei der sich Praxen und Apotheken Fälle für eine medikamentöse Behandlung zugeschanzt hatten – die dann aber gar nicht helfen konnte. Diese Geschichte erzählt Helge Schmidt mit seinem Stück "Die Krebsmafia" nach, das im Mai 2022 im Hamburger Lichthof Theater Premiere feierte. Dabei verlässt sich der Theatermacher vor allem auf die guten Recherchen und verbindet einzelne Fallgeschichten. Die Inszenierung entwickelt zwar keine großen Bilder, bleibt eher spröde, aber sie funktioniert trotzdem sehr gut, so Falk Schreiber auf "nachtkritik": "Weil in dem szenischen Minimalismus eine Kraft steckt, auf die die Inszenierung bauen kann."

Weitere Informationen "Die Krebsmafia"

Adresse:
Lofft – das Theater
Spinnereistraße 7, Halle 7
04179 Leipzig

Termine:
2. Juni, 20 Uhr
3. Juni, 20 Uhr

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 08. Februar 2023 | 13:10 Uhr

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