Oper, Schauspiel, Puppentheater Die interessantesten Theaterstücke in Magdeburg, Stendal und Dessau im Mai 2023

In Magdeburg, der Altmark und Dessau-Roßlau laufen im Mai viele Theater-Produktionen, die sich lohnen. Im Norden von Sachsen-Anhalt gibt es Zukunftsvisionen zu erleben – mal erschreckend, mal mit blühender Hoffnung. In Magdeburg werden Klassiker mit frischem Blick gezeigt. In Dessau gibt es bundesweit gefeiertes Theater. Das sind die besten Aufführungen.

Ein Mann mit Glatze und Gesichtsverzierung schaut
Bildrechte: Kerstin Schomburg

Schauspiel für Optimisten: "Das Leben ein Traum" am Theater Magdeburg

Das neue Team am Magdeburger Theater blickt immer wieder in die Zukunft und greift dabei auf alte Stoffe zurück, ohne diese in die Zukunft zu zwingen. Das zeichnet auch die Inszenierung von Calderòns "Das Leben ein Traum". Ein König möchte trotz schlechter Voraussagungen seinen Nachkommen an das Regieren heranführen. In Magdeburg handelt es sich dabei um eine Künstliche Intelligenz, die dabei alles Menschliche ganz nebenbei infrage stellt. Immer wieder überrascht der Abend mit komischen, fast schon klamaukigen Einlagen, aber schafft es auch, mit träumerischen Bildern nachdenklich zu stimmen. "Das Stück ist eine sogenannte 'ernste Komödie', was wirklich nicht leicht zu machen ist. Die Magdeburger Inszenierung schafft es – sie ist zugleich urkomisch und sehr ernsthaft", meint MDR KULTUR-Kritiker Matthias Schmidt. Im Mai ist die Highlight Inszenierung in Magdeburg vorerst zum letzten Mal zu sehen.

Weitere Informationen   "Das Leben ein Traum" nach Pedro Calderón de la Barca 

Adresse: 
Kammer 1 im Schauspielhaus Magdeburg 
Otto-von-Guericke-Str. 64 
39104 Magdeburg 

Dauer: 130 Minuten, keine Pause 

Termine: 
26. Mai, 19:30 Uhr (zum letzten Mal)

Für Tanz-Fans: "Was ihr wollt" am Theater Magdeburg

Ein fast schon beispielloses Verwirrspiel mit Gefühlen und Geschlechtern erzählte der Meister William Shakespeare mit seiner Komödie "Was ihr wollt". Ein kurzer Einblick in die Handlung: Viola wird nach einem Schiffbruch ans Ufer gespült. Da sie ihren eineiigen Zwillingsbruder nicht finden kann, gibt sie sich kurzerhand selbst als Mann aus – in der Hoffnung so sicherer vor Angriffen zu sein. Dann jedoch verliebt sich die Gräfin in den jungen Boten. Doch Viola hat sich bereits in den Herzogen der Region verguckt, der wiederum die Gräfin für sich gewinnen möchte. Als dann überraschend der Zwillingsbruder doch wieder auftaucht, ist das queere Spiel komplett. Rolf-Dietmar Schmidt singt in der “Volksstimme” eine regelrechte Lobeshymne auf die präzise Hochleistung des Ensembles und den Einfallsreichtum des Chefchoreografen Jörg Mannes. Der greift auf die Bewegungen des klassischen Balletts zurück, "erweitert aber mit überraschenden Schritten und Berührungen die tänzerische Handschrift so intensiv, dass völlig neue Bewegungsbilder und Formationen entstehen". Obwohl der Tanzabend gerade erst Premiere gefeiert hat, wird das Stück im Mai vorerst zum letzten Mal gezeigt.

Weitere Informationen "Was ihr wollt" nach William Shakespeare
Ballett von Jörg Mannes

Adresse:
Kammer 1 im Schaupielhaus
Otto-von-Guericke-Str. 64
39104 Magdeburg

Termine:
28. Mai, 18 Uhr
29. Mai, 18 Uhr

Schauspiel für Kritische: "Corpus Delicti" am Theater der Altmark

Die Autorin Juli Zeh hat für skandalumwittertes Aufsehen gesorgt, weil das "Ich stelle doch nur Fragen" in Zeiten von Fake News und Verschwörungserzählungen nicht mehr ganz so unschuldig sind. Doch tatsächlich hat sich die in Leipzig ausgebildete Autorin schon vor Jahren Fragen über Freiheitseinschränkungen gestellt: "Corpus Delicti" spielt in einer Zukunft, in dem das Gesundheitssystem die Menschen komplett überwacht. Nach drei Corona-Jahren hat dieses Thema noch mal eine andere Relevanz bekommen. Regisseur Jochen Gehle setzt in seiner Inszenierung am Theater der Altmark vor allem auf hohes Tempo einer Dystopie, begleitet von viel Musik. Das erfordert manchmal viel Aufmerksamkeit vom Publikum, das dafür aber mit einer spannenden und mutigen Geschichte belohnt wird, wie Wolfgang Schilling bei MDR KULTUR befindet. 

Auf einem Hocker steht ein Mann mit einem über den Kopf gezogenem T-Shirt, um ihn herum stehen triumphierend drei Personen in weißen Schutzanzügen.
Mithilfe von Projektionen und digitalem Zeichenwerkzeug werden die Wände auf der Bühne live umgestaltet. Bildrechte: Nilz Böhme

Weitere Informationen "Corpus Delicti" von Juli Zeh

Adresse:
Uppstall-Kaufhaus
Ecke Breite Straße / Uppstall
39576 Stendal

Termine:
19. Mai, 19:30 Uhr

Schauspiel für Junge Menschen: "Monster wie wir" in Dessau

Schmerz verschwindet nicht – das ist eine der traurigen Erkenntnisse dieses Abends am Anhaltischen Theater Dessau. Katrin Plötner hat den Romanerstling "Monster wie wir" der erfolgreichen Dichterin Ulrike Almut Sandig mit viel Energie auf die Bühne gebracht. Das Publikum verfolgt das Aufwachsen von Ruth und Viktor zwischen DDR und Wiedervereinigung. Das die beiden im Kindergarten Freunde werden, scheint unwahrscheinlich, doch beide teilen etwas – vor allem die Erfahrung von sexualisierter Gewalt. Die Familie arbeitet das nicht auf und der Schmerz wird unterdrückt. Ruth kompensiert es mit Musik und Viktor wird selbst zum Gewalttäter. In einem faszinierend wandelbaren Bühnenbild überzeugen Cara-Maria Nagler und Andreas Hammer mit ihrem Schauspiel und lassen auf der Bühne eine innige Beziehung entstehen. Ein berührender Theaterabend! 

Weitere Informationen "Monster wie wir" nach dem Roman von Ulrike Almut Sandig

Adresse:
Altes Theater
Lily-Herking-Platz 1
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 60 Minuten

Termine:
23. Mai, 15 Uhr

Opernliebe für Roboterherzen: "Nessun Dorma" in Magdeburg

Ein Roboterarm ist in pinkes Licht getaucht. Davor ein kleiner Roboter auf vier Rädern und mit Putzwerkzeugen.
Der kleine Putzini verliebt sich den Künstler-Roboter Kuka Bildrechte: Nilz Böhme

Den ganzen Tag lang hat der Roboter Kuka Bilder gemalt zu einer Kassette mit berühmten Sterbearien. Der etwas Wackelige Putzroboter Putzini ist davon vollkommen fasziniert und unternimmt Annäherungsversuche. Es entspinnt sich ein Drama voller Liebe und Tod, das Shakespeares "Romeo und Julia" Konkurrenz machen möchte. Die beiden Roboter folgen zwar einen Skript, doch bewegen sich dabei auch autonom. Es ist erstaunlich, wie es dem Team um gelingt, mit kleinen Gesten soviel Humor und Gefühl zu vermitteln. Und ganz nebenbei wird auch die Kunst als solche hinterfragt. Im Mai wird die Koproduktion zum letzten Mal in Magdeburg gezeigt.

Weitere Informationen "Nessun Dorma"
Ein Liebesdiskurs für zwei Roboter

Adresse:
Kammer 2 im Schaupielhaus
Otto-von-Guericke-Str. 64
39104 Magdeburg

Dauer: 50 Minuten

Termine:
20. Mai, 19.30 Uhr

Für Fans von Figurentheater: "Schimmelreiter" am Puppentheater Magdeburg

Hauke Haien arbeitet sich hoch und will mit einem Deich neues Land bestimmt, die Natur verändern. Doch die Natur scheint zurückzuschlagen, der Hochmut von Hauke wird zum Verhängnis für das ganze Dorf. Am Magdeburger Puppentheater wirft Leonhard Schubert einen frischen Blick auf den Literaturklassiker. Dafür setzt er auf eine eingedampfte Bühnenfassung und starke Bilder: Hauke Haien ist gleich fünfmal zu sehen. Die anderen Figuren aus dem Dorf schälen sich aus der Naturszene und verschwinden dorthin auch wieder – als würden sie verschluckt. Kathrin Singer lobt auf dem Portal Fidena die Inszenierung als packend und hebt das wunderbare Zusammenwirken der Puppenspielerinnen und -spieler hervor.

Weitere Informationen   "Schimmelreiter" nach Theodor Storm

Adresse: 
Puppentheater Magdeburg
Warschauer Straße 25
39104 Magdeburg

Termine:
19. Mai, 20 Uhr
20. Mai, 20 Uhr
22. Mai, 11 Uhr

Hinweis Dieser Artikel wird jeweils zum ersten Tag des neuen Monats aktualisiert, so dass Sie hier immer die neuesten Empfehlungen für jeden Monat neu finden.

Für Musiktheater-Freunde: "Ariadne auf Naxos" am Theater Magdeburg

Welchen Sinn hat die Oper und der ganze Betrieb um das Musiktheater, wo verläuft die Trennlinie zwischen Kunst und kommerzieller Unterhaltung? – Das sind die Fragen, die der Komponist Richard Strauss und sein Autor Hugo von Hoffmannsthal mit ihrem Werk "Ariadne auf Naxos" verhandeln. Am Theater Magdeburg wird die Geschichte aus dem antiken Griechenland leicht modernisiert: Die Theatergruppe tritt vor den eisernen Vorhang und die Tragöde der verlassenen Ariadne spielt im Hollywood der 1960er-Jahre. Dabei zeigt sich MDR KULTUR-Kritiker Bernhard Doppler auch von der Ausstattung von Thibault Vancraenenbroeck begeistert. Im Hintergrund spiegeln die Videos von Anouar Brissel die Seelenzustände der Heldin wieder. Außerdem lobt der Kritiker, wie die Philharmonie die feine und manchmal auch melancholische Komposition interpretiert und auch das Ensemble überzeugt mit ihrer Darbietung. Im Mai wird die Inszenierung vorerst zum letzten Mal gezeigt.

Weitere Informationen "Ariadne auf Naxos"
Oper in einem Aufzug nebst einem Vorspiel von Richard Strauss
Libretto von Hugo von Hofmannsthal

Adresse:
Oper Magdeburg
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg

Dauer: 150 Minuten, eine Pause

Termine:
21. Mai, 18 Uhr

Preisgekröntes Schauspiel: "Hamlet" am Anhaltischen Theater Dessau

Zum ersten Mal ist das Anhaltische Theater zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen – als eine von zehn bemerkenswerten Inszenierungen der Saison. Darum wird die Inszenierung doch noch einmal in Dessau gezeigt: Ein langer Tisch steht auf der riesigen Bühne des Dessauer Hauses. Ganz am hinteren Ende sitzt der König und schwenkt freudig seinen Becher. Vorne sitzen gleich zwei Hamlets und lümmeln gelangweilt auf ihren Stühlen. Regisseur Philipp Preuss erzählt das berühmte Shakespeare-Drama nicht einfach nach, sondern schafft mit geschickter Arbeit am Text berührende Stimmungen und eindrucksvolle Spielsituationen. Die Verzweiflung, der Kampf um Macht und Deutungshoheit wird greifbar. Das Ende dieser Inszenierung ist dann so ungewohnt und konsequent, dass man es kaum vergessen kann. 

Bühnenszene: Auf der Bühne steht ein langgezogener Tisch
Der Dessauer "Hamlet" spielt an einer langen Tafel. Bildrechte: Claudia Heysel

Weitere Informationen "Hamlet" von William Shakespeare in einer Fassung von Philipp Preuss

Adresse:
Anhaltisches Theater Dessau
Friedensplatz 1a
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 150 Minuten, keine Pause

Termine:
letzte Aufführung am 12. Mai

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 31. März 2023 | 07:40 Uhr

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