
Mehr als nur lästig Wespen: Nicht alle stechen und wollen Kuchen rauben
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23. August 2024, 08:47 Uhr
Wespe ist nicht gleich Wespe, die Kaffeetafel im Garten umschwirren vor allem zwei Arten: Die Deutsche und die Gemeine Wespe. Doch es gibt noch viel mehr Wespenarten und die meisten sind weder an unserem Essen interessiert, noch stechen sie. Dafür erfüllen alle Wespenarten - auch die lästigen - wichtige ökologische Funktionen. Und mit etwas Umsicht kann man sich auch mit den aufdringlichen Spezies arrangieren.
Viele Wespenarten - auch die Hornisse gehört dazu
Die hierzulande verbreiteten Wespen gehören zur großen Familie der Faltenwespen (Vespidae). Die Flügel dieser Insekten sind in Ruhelage längs gefaltet, daher ihr Name. Die Faltenwespen wiederum teilen sich in die Unterfamilien der Echten Wespen (Vespinae) und der Feldwespen (Polistinae). Beide Unterfamilien sehen sich sehr ähnlich und bauen Nester aus zerkauten Holzfasern, die in ihrer Konsistenz an Papier erinnern, weshalb man sie auch als Papierwespen bezeichnet.
Die echten Wespen
Von den Echten Wespen kommen elf Arten in Mitteleuropa vor, die beiden bekanntesten sind die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica). Von ihnen ist landläufig die Rede, wenn man von Wespen spricht. Sie umschwirren im Spätsommer auf Nahrungssuche gern Kuchen- und Fleischteller und setzen sich mit schmerzhaften Stichen zur Wehr, wenn sie irritiert sind.
Obwohl sie sehr viel größer sind, zählen auch die Hornissen (Vespa crabro) zur Unterfamilie der Echten Wespen. Trotz ihrer Größe gelten sie gemeinhin als weniger reizbar als ihre kleineren Verwandten. Doch auch sie stechen, wenn sie sich in Gefahr wähnen.
Erdwespen Die Deutsche und die Gemeine Wespe bauen ihr Nest gern in der Erde und werden landläufig dann als Erdwespen bezeichnet. Erdwespen sind also keine eigene Wespenart. Erdwespennester finden sich in wenig genutzten Gartenteilen und in naturbelassenen Gärten relativ häufig. Tritt man versehentlich drauf, reagieren die Insekten oft mit schmerzhaften Stichen. Am besten markieren Sie die Stelle und versuchen sie zu umgehen.
Feldwespen - sie sind meist harmlos
Die Unterfamilie der Feldwespen (Polistinae) zählt nur sieben Arten in Mitteleuropa. Weltweit gibt es jedoch mehr aus 1.000 Arten. Die meisten von ihnen leben in den Tropen und Subtropen. Eine häufig bei uns vorkommende Art ist die Haus-Feldwespe (Polistes dominula). Sie sieht den Echten Wespen zwar sehr ähnlich, ist aber nicht an menschlicher Nahrung interessiert. Haus-Feldwespen sind weniger reizbar als die Deutsche oder die Gemeine Wespe, können aber auch stechen.
Nicht alles, was Wespe heißt, ist auch eine Im deutschen Sprachgebrauch werden viele Insekten als Wespe bezeichnet, ohne dass sie im biologischen Sinne viel mit den Faltenwespen gemein hätten, denn ihr Aussehen und ihre Lebensweise sind ganz anders. Dazu gehören beispielsweise die Schlupfwespen (Ichneumonidae) oder auch die mit ihnen verwandten Brackwespen (Braconidae). Wer interessiert an biologischen Zuordnungen ist, sollte einen Blick auf den lateinischen Namen der Insekten werfen.
Wie unterscheide ich Echte Wespen und Feldwespen?
Im Gegensatz den den Echten Wespen haben die Feldwespen lange Hinterbeine, die beim Fliegen herunterhängen. Ihre Fühler am Kopf sind orange. Gelb-schwarz gestreift ist sie zwar auch, aber ihr Körperbau ist nicht so gedrungen und viel zarter als der der Echten Wespen. Außerdem bewegt sie sich nicht so hektisch.
Auch sehen die Nester sehr anders aus. Die Echten Wespen bauen große, tropfenartige Gebilde, diese Ummantelung schützt die Waben. Bei den Feldwespen hingegen liegen die Waben offen. Die Nester sind relativ flach und werden einfach an geschützte Oberflächen geklebt.
Verkleidet als Wespe Manche Schwebfliegenarten imitieren das Aussehen der Wespen, um mit der markanten gelb-schwarzen Zeichnung Fraßfeinde abzuschrecken. Im Gegensatz zu den Wespen haben Schwebfliegen nur ein Flügelpaar, keine Wespentaille und auch keinen Stachel.
Wespen - Nützlinge im Garten
Auch wenn manche Wespenarten nerven, so sind die Tiere doch wichtig für das ökologische Gleichgewicht im Garten. Sie bestäuben Pflanzen und fressen unter anderem Mücken, Spinnen oder Fliegen.
Wespennester entfernen ist verboten
Wespen- und Hornissennester dürfen daher auch nicht entfernt oder zerstört werden. Laut Bundesnaturschutzgesetzt können dafür je nach Wespenart und Bundesland Strafen von bis zu 50.000 Euro fällig werden.
Wie arrangiert man sich mit Wespen?
Wespen gehen uns nur eine relativ kurze Zeit im Jahr auf die Nerven: im Spätsommer. Meist ist der Spuk Ende August schon wieder vorbei. Man kann sich also durchaus in dieser Zeit mit den Tieren arrangieren.
Versuchen Sie vor allem gelassen zu bleiben, Wespen reagieren gereizt auf panische und hektische Bewegungen. Wenn Sie in dieser Zeit draußen essen, decken Sie Ihre Getränke ab und passen Sie auf, dass Sie versehentlich nicht eine Wespe verschlucken.
Weitere Tipps, was Sie gegen Wespen tun können, haben wir hier für Sie zusammengestellt.
Was tun bei einer Wespengiftallergie?
Wespenstiche sind zwar schmerzhaft, aber für die meisten Menschen harmlos. Oft hilft es, die betreffende Stelle zu kühlen. Als altes Hausmittel gilt es, eine halbierte Zwiebel ein paar Minuten auf die Stichstelle zu drücken.
Je nach individueller Empfindlichkeit und Stichstelle können Wespenstiche aber auch stark anschwellen. Stiche in Füße oder Hände schwellen oft stärker an als solche in die Beine oder in den Torso. Besonders beobachtet werden sollten Stiche in den Hals und ins Gesicht. Hier können die Schwellungen die Atemwege blockieren und dann wird es gefährlich.
Reagieren Sie gar mit Kreislaufproblemen auf einen Stich, sollten Sie umgehend den Notarzt rufen. Bei einem allergischen Schock zählt jede Minute! Zum Glück sind diese Fälle sehr selten.
Wenn Sie eine ungewöhnlich starke Reaktion auf einen Stich feststellen, sollten Sie abklären lassen, ob Sie eventuell auf Wespengift allergisch sind. Der Hautarzt führt dazu einen sogenannten Pricktest durch. Da Hornissen biologisch zu den Wespen zählen, werden ihre Stiche mit denen von Wespen gleichgesetzt.
Wespengiftallergiker bekommen ein Notfallset mit Cortison- und Fenistilpräparaten sowie einer Adrenalinspritze verschrieben, das sie immer bei sich führen sollten. Außerdem wird in den meisten Fällen zu einer Immunisierung geraten, die jedoch mehrere Jahre dauert.
Quelle: MDR Garten (dgr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 18. August 2024 | 08:30 Uhr