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Alle Sinfonien und weitere Werke von Gustav Mahler werden vom 11. bis 29. Mai 2023 in Leipzig aufgeführt. Bildrechte: imago/Leemage

Mahler-Festival 2023Zehn Weltklasseorchester und führende Mahler-Interpretinnen und Interpreten sind in Leipzig zu erleben

11. Mai 2023, 00:00 Uhr

2011, 100 Jahre nach Gustav Mahlers Tod, hatten nicht Wien, nicht New York, zwei der Hauptwirkungsstätten des Komponisten, sondern hat Leipzig Gustav Mahler zu Ehren ein grandioses Musikfest mit Orchestern aus aller Welt ausgerichtet. Ein Ereignis, das nach einer Wiederholung dürstete. Zwei Jahre lang mussten coronabedingt die Stadt Leipzig und ihre Gäste aus aller Welt auf die Neuauflage des Mahler-Festivals warten. Denn auch für Leipzig gab es mehr als nur einen Grund, Gustav Mahler zu würdigen.

von Michael Oehme, MDR KLASSIK

Mahler und Leipzig

In Leipzig hatte Gustav Mahler in den Jahren 1886 bis 1888 seine erste Anstellung als Kapellmeister am Städtischen Theater. Hier dirigierte er über 200 Mal das Gewandhausorchester und komponierte die für sein gesamtes Schaffen wegweisende 1. Sinfonie.

Arthur Nikisch machte es sich als Kapellmeister zur Aufgabe, zeitgenössische Musik, wie die von von Gustav Mahler, bekannt zu machen. Bildrechte: IMAGO/piemags

Der große Arthur Nikisch, Gewandhauskapellmeister seit 1895, leitete die Leipziger Erstaufführungen der meisten Sinfonien Gustav Mahlers. Ihm folgten der unvergessene Mahler-Interpret Bruno Walter, dann (nach der Unterbrechung durch den Nationalsozialismus) die Mahler-Zyklen während der Amtszeit von Kurt Masur und schließlich – inzwischen legendär – von Riccardo Chailly.

Das "Auferstehn, ja auferstehn" in Mahlers 2. Sinfonie, welche innerhalb des breit gefächerten Festivals die Aufführungsserie aller seiner Sinfonien und vokalsinfonischen Werke einleitet, darf nun getrost als Motto und Hoffnungszeichen dieses neu belebten Musikfestes verstanden werden. Jener sinfonische Auftakt mit der Zweiten wie auch der Abschluss mit der Achten, der "Sinfonie der Tausend", liegt selbstverständlich in den Händen der Gastgeber, dem Gewandhausorchester und seinem Kapellmeister Andris Nelsons.

Der MDR-Rundfunkchor wird u.a. mit dem Gewandhausorchester auftreten und bei der 2. und 8. Sinfonie Mahlers mitwirken. Bildrechte: MDR / Fotograf Marco Prosch

Dabei stehen ihnen neben exzellenten Solisten herausragende Chöre zur Seite: der MDR-Rundfunkchor, der Thomanerchor sowie der GewandhausChor und GewandhausKinderchor. Zwischen "Zweiter" und "Achter" Mahlers mit dem Gewandhausorchester geben sich neun Weltklasseorchester die Klinke in die Hand.

Top-Orchester zu Gast in Leipzig

Die Münchner Philharmoniker unter Tugan Sokhiev haben ebenfalls eine lange Mahler-Tradition (das Kaim-Orchester, aus dem die Philharmoniker hervorgegangen sind, hat u. a. die Vierte, die jetzt auch mit den Münchnern in Leipzig erklingt, unter Mahlers eigener Leitung 1910 uraufgeführt). Das Royal Concertgebouw Orchester Amsterdam mit Myung Whun Chung, kann seit Willem Mengelberg auf die vielleicht längste ununterbrochene Mahler-Pflege zurückblicken.

Spannende Konzerterlebnisse versprechen fernerhin das City of Birmingham Symphony Orchestra unter der Leitung ihrer jungen Chefdirigentin Mirga Gražinytė-Tyla mit der von Deryck Cooke vervollständigten Fassung von Mahlers 10. Sinfonie und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Daniel Harding. Die Bayern hatten 2011 in Leipzig mit der 7. Sinfonie wahre Triumphe gefeiert und werden das jetzt mit dem gleichen Werk sicher wiederholen.

Zu den Top-Orchestern der Welt zählt schon seit vielen Jahren das Budapest Festival Orchestra. Mit ihrem langjährigen "Chef" Iván Fischer werden sie die "Neunte", Mahlers Abschiedswerk, zum tiefgehenden Erlebnis werden lassen.

Dem steht in keiner Weise das Gustav Mahler Jugendorchester nach. Noch zu Zeiten des Eisernen Vorhangs von Claudio Abbado gegründet, vereinte es damals als Grundidee junge Musikerinnen und Musiker aus den europäischen Ländern, in denen Gustav Mahler gelebt und gewirkt hatte: Österreich, Ungarn, Deutschland, Italien, die damalige Tschechoslowakei und das ehemalige Jugoslawien. Daniele Gatti wird mit diesem immer wieder verjüngten Ensemble u.a. Mahlers 1. Sinfonie interpretieren.

Das "Strauss-Orchester" par excellence (die Saechsische Staatskapelle) ist prädestiniert für die Musik seines Zeitgenossen Gustav Mahler. Bildrechte: imago/Max Stein

Schließlich bringt die Sächsische Staatskapelle Dresden mit ihrem Chefdirigenten Christian Thielemann Mahlers monumentale Dritte nach Leipzig. Das "Strauss-Orchester" par excellence ist natürlich geradezu prädestiniert für die Musik seines Zeitgenossen Gustav Mahler.

Seine Kompetenz in Sachen Mahler wird dann auch Dennis Russell Davies mit den Klangkörpern des Mitteldeutschen Rundfunks unter Beweis stellen und die Begegnung mit den selten zu hörenden frühen Werken Mahlers "Totenfeier" und "Das klagende Lied" ermöglichen.

Last but not least kommt mit der 6. Sinfonie, der "Tragischen", die Tschechische Philharmonie mit ihrem Chefdirigenten Semyon Bychkov zum Mahler-Festival nach Leipzig. Die Beziehung Mahlers zu Böhmen und Mähren ist ja ursächlich: Im böhmischen Kalischt wurde Mahler am 7. Juli 1860 geboren. Im mährischen Iglau (heute Jihlava) verbrachte er seine Jugend. In Prag dirigierte er u. a. die Uraufführung seiner 7. Sinfonie.

Das Begleitprogramm

Das Begleitprogramm des Festivals beinhaltet eine Meisterklasse, geleitet von Thomas Hampson. Bildrechte: MDR/Zauberbergfilm

Ergänzt wird dieser orchestrale Parforce-Ritt durch ein umfangreiches Begleitprogramm. So gibt es zum Auftakt drei konzertante Aufführungen von Carl Maria von Webers Oper "Die drei Pintos". Die hatte Mahler während seiner Leipziger Zeit bearbeitet und ergänzt. Dmitri Jurowski hat hier die musikalische Leitung. Der amerikanische Bariton Thomas Hampson wird in der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" eine Meisterklasse leiten.

Es gibt eine Reihe wissenschaftlicher Vorträge, u. a. mit Peter Wollny zu den Bach-Bearbeitungen Mahlers bzw. dessen Verhältnis zur Musik des Leipziger Thomaskantors.

Das Schauspiel Leipzig steuert unter dem Titel "563. Eine Recherche zu Friedrich Rückerts und Gustav Mahlers ‚Kindertotenlieder‘" eine eigene Theaterproduktion bei. Bearbeitungen von Werken Mahlers spielt der Pianist Igor Levit in einem Klavierabend. Die 5. und die 6. Sinfonie erklingen mit dem britischen Organisten David Briggs in seiner Fassung an der Schuke-Orgel des Gewandhauses und in mehreren Kammerkonzerten sind u. a. das Gewandhausquartett, die Pianistin Yulianna Avdeeva und das Ensemble Amarcord zu erleben.

MDR Kultur und MDR Klassik werden täglich vom Mahler-Festival berichten. Konzertübertragungen gibt es – live oder zeitversetzt – bei MDR Kultur und MDR Klassik sowie bei ARTE und online bei ARTE Concert.

Mehr zu Gustav Mahler und dem Festival

Dieses Thema im Programm:MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 13. Mai 2023 | 09:10 Uhr

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