MDR-Medienimpuls "Wenn Computer Meinungen machen"

23. Januar 2017, 17:30 Uhr

Der "MDR-Medienimpuls" ist eine gemeinsame Veranstaltungsreihe des MDR und des MDR-Rundfunkrates, bei der medienrelevante Fragen technologischer, ökonomischer, politischer und gesellschaftlicher Art diskutiert werden. Der Einladung von MDR-Intendantin Prof. Dr. Karola Wille und dem MDR-Rundfunkratsvorsitzenden Steffen Flath waren rund 140 Gäste gefolgt.

Informationsvermittlung konzentriert sich heute zunehmend auf das Internet. Viele Nutzer steuern dabei nicht direkt die klassischen Medienanbieter an, sondern suchen mit Tablet, Smartphone und PC journalistische Artikel und Berichte über soziale Netzwerke und Suchmaschinen.

Teilöffentlichkeiten und Echokammern

Dort sind Computerprogramme am Werk, die die Nutzerinnen und Nutzer sehr erfolgreich und passgenau entlang ihrer Interessen und Nutzungsgewohnheiten bedienen. Im Ergebnis entstehen die so genannten "Teilöffentlichkeiten" und "Echokammern", in denen die Menschen in Gruppen untereinander, aber diese Gruppen nicht mehr miteinander kommunizieren. "Roboterjournalismus" und "Social Bots" verstärken diesen Trend zur Automatisierung und "Algorithmisierung" der Informationsvermittlung und gesellschaftlicher Kommunikation.

Gefahr für Medienvielfalt?

Ist diese digitale Auslese eine Gefahr für die Medienvielfalt und damit auch für die öffentliche Meinungs- und Willensbildung? Müssen die Auswirkungen von Algorithmen in sozialen Medien besser kontrolliert und ihr Einsatz gesetzlich geregelt werden? Was bedeuten die veränderten Rahmenbedingungen für etablierte Medienhäuser? Ist es richtig, dass klassische Medienanbieter die großen Player wie Facebook, Google, Youtube & Co direkt und indirekt mit ihren eigenen journalistischen Angeboten stärken, - was aber wäre die Folge, wenn sie dies unterließen?

Rolle von Algorithmen für die Meinungsbildung

Der Rundfunkrat und die Intendantin des MDR haben diese relevanten Fragen am 19. Januar 2017 in Leipzig in dem gemeinsamen Diskussionsforum "MDR-Medienimpuls" diskutiert. Im Mittelpunkt stand die Rolle von Algorithmen für die gesellschaftliche Kommunikation und Meinungsbildung.

Als Impulsgeberin sprach Professorin Katharina Anna Zweig von der Universität Kaiserslautern. Seit 2013 ist sie Juniorfellow der Gesellschaft für Informatik und wurde 2014 als "Digitaler Kopf" Deutschlands durch das Bundesforschungsministerium ausgezeichnet. Mit ihrem Forschungsschwerpunkt der Sozioinformatik, der die Auswirkungen der Digitalisierung auf Individuen und Gesellschaft untersucht, ist sie ausgewiesene Expertin und vielgefragte Beraterin verschiedener Einrichtungen.

In der sich anschließenden Podiumsrunde diskutierten:

• Katharina Anna Zweig, Informatikprofessorin Universität Kaiserslautern
• Nathalie Wappler Hagen, Programmdirektorin MDR
• Juliane Leopold, Journalistin und Medienberaterin, u. a. für tagesschau.de
• Jan Kottmann, Leiter Medienpolitik bei Google Deutschland

Moderation: Vera Linß, freie Medienjournalistin, u. a. Deutschlandradio