recap Netflix, Amazon, Disney & Co.: Die Zukunft des Video-Streaming

17. März 2023, 19:26 Uhr

Vor acht Jahren hatte Netflix illegales Streaming quasi beendet: Filme und Serien legal und preiswert auf einer Plattform - praktisch. Andere Unternehmen, TV-Sender und Filmproduzenten sahen, dass sich damit Geld machen lässt. Und so haben wir heute einen zersplitterten Markt von kommerziellen Streaming-Anbietern. Für uns User ist das unübersichtlich, nervig und teuer. Wird sich das bald ändern? Wie könnte der Video-Streaming-Markt in fünf Jahren aussehen?

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Bildrechte: MDR/Denis Ludwig/Franz-Paul Senftleben

Netflix, Disney plus, Amazon Prime Video, Wow TV, Joyn, ... Es gibt aktuell dutzende Video-Streaming-Anbieter mit noch mehr Abo-Modellen. Einen Dienst zu abonnieren, um alle Filme und Serien gucken zu können, reicht längst nicht mehr. Das macht es für uns User unübersichtlich und vor allem teuer. Bleibt das in Zukunft so?

Wie das immer so ist mit der Zukunft, kann das natürlich niemand eindeutig beantworten. Aber es gibt zumindest ein paar Szenarien, die realistisch sind.

Szenario 1: Mehr Werbung

Wenn es immer mehr Streaming-Dienste gibt, die alle ihre eigenen Plattformen betreiben, bekommt jeder von denen natürlich weniger vom Kuchen - sprich: von unserem Geld. Schon jetzt sieht man: Wir User sind nicht bereit und haben auch nicht das Geld, immer mehr Abos abzuschließen.

Wenn trotzdem alle Anbieter überleben wollen, können sie eigentlich nur eines tun: Die Abos deutlich günstiger oder vielleicht sogar gratis anbieten. Und um das möglich zu machen, brauchen sie Werbung. Netflix macht das bereits und bietet seit Neuestem ein Abonnement mit Werbepausen, das dafür deutlich günstiger ist.

Szenario 2: Zusammenschluss der Anbieter

Weil es für die einzelnen Anbieter immer schwieriger wird, am Markt zu bestehen, tun sie sich wieder mehr zusammen. Für Medienwissenschaftler Marcus S. Kleiner ist das die wahrscheinlichste Zukunft:

Die Zersplitterung auf dem Streaming-Markt, die man heutzutage beobachten kann, wird sich langfristig nur halten können, wenn sich die kleinen Anbieter mit den großen Monopolisten zusammentun.

Prof. Marcus S. Kleiner, Medienwissenschaftler (SRH Berlin University of Applied Sciences)

Das könne bedeuten, dass kleine Nischen-Anbieter Teil eines Konzerns wie Amazon werden, um weiter auf dem Markt bestehen zu können.

Ebenso denkbar wäre, dass Lizenzen für Filme und Serien wieder großzügiger und weniger exklusiv verteilt werden. So gäbe es die nächste große Hype-Serie dann nicht nur bei dem einen Streaming-Dienst, sondern vielleicht bei allen.

Oder noch extremer: Es gibt eine Plattform für alle - ein Dienst, der alle Wettbewerber bündelt. Auf dieser Plattform würden Fernsehsender Shows und Live-Programm anbieten, Produktionsfirmen lieferten Filme und Serien, und die einstigen Streaming-Dienste könnten mit ihrer technischen Infrastruktur und smarten Algorithmen punkten.

Qualität statt Quantität

Weniger ist mehr, sagt auch Filmkritiker Robert Hofmann - auch bei den Produktionen. "Aktuell merkt man: Auf eine Top-Serie kommen acht bis zehn Rohrkrepierer. Das führt dazu, dass man einen gewissen Verdruss spürt. Gerade bei Netflix merkt man, dass oft Serien abgesägt werden, die eigentlich nicht zu Ende erzählt sind. Und das spürt man viel am Markt. Kurzum, es muss weniger werden und dafür bessere Qualität."

Ob sich die Anbieter zusammenschließen oder wir mehr Werbepausen haben wie im Privatfernsehen oder vielleicht auch beides: Das wird die Zukunft zeigen. Klar ist: Wir werden weiter streamen.

Neue recap-Folge

Wie teuer und unübersichtlich Video-Streaming aktuell ist, und mit welchen Tricks es die Anbieter schaffen, uns trotzdem zu ködern, das erfahrt ihr in der aktuellen recap-Folge.

Dieses Thema im Programm: recap bei youtube | 17. März 2023 | 17:00 Uhr

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