Kult-Figur 60 Jahre Pittiplatsch: Der Kobold hat 227.000 Follower und füllt die Kassen
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17. Juni 2022, 13:44 Uhr
"Ach, du meine Nase!" – Der freche DDR-Kobold Pittiplatsch wird 60. Noch heute ist er Kult: Auf Facebook hat er 227.000 Follower. Viele Bücher, Puppen, und Tassen werden heute verkauft und damit gut Kasse gemacht.
Inhalt des Artikels:
- Pitti-Kult: YouTube-Videos werden tausendfach geklickt
- Fans lieben CDs mehr als Downloads
- Die Marke "Pittiplatsch": Fanartikel füllen die Kasse
- Pitti-Lizenzen sind ein Renner
- Neue Pitti-Folgen
- Sonderbriefmarke in der DDR
- Das Erfolgsgeheimnis: der unwiderstehliche Pitti
- Markenexperte: Teil des kollektiven Erbes der neuen Bundesländer
Am 17. Juni 1962 ist Pittiplatsch das erste Mal über den Bildschirm geflimmert. Gemeinsam mit Schnatterinchen, Moppi, Fuchs und Elster erlebte er unzählige Abenteuer im TV-Märchenwald des Sandmanns. "Kannste glauben" – würde der freche Kobold jetzt wohl selber sagen, angesprochen auf seinen 60. Geburtstag. Denn dies ist einer der Sprüche, die jeder, der ihn kennt, wohl mit einem Lächeln auf den Lippen mit dem frechen Kobold verbindet.
Pitti-Kult: YouTube-Videos werden tausendfach geklickt
Nach der Wende wurden zunächst keine neuen Pitti-Folgen mehr produziert, dennoch wurden die teils 30 Jahre alten Folgen laufend beim Sandmann wiederholt. Und während es um seine Freunde Schnatterinchen und Moppi eher ruhig wurde, ist um Pitti ein regelrechter Kult entstanden. Er hat auf Facebook über 227.000 Follower, seine YouTube-Videos werden tausendfach geklickt und bei jedem Tor der Berliner Eisbären schallt eben Pittis Spruch "Ach, du meine Nase“ durch das Eishockey-Stadion.
Fans lieben CDs mehr als Downloads
Der Hörverlag aus München gibt die beliebten Pittiplatsch-Hörbücher heraus. "Seit dem ersten Auftritt von Pittiplatsch in unserem Programm 2001 wurden insgesamt 120.000 Hörbücher verkauft – auf CD und als Download", schwärmt die Pressesprecherin Heike Völker-Sieber. Interessant: Pitti-Fans bevorzugen immer noch die klassische CD. "Inzwischen erlösen wir ca. 60 bis 70 Prozent unseres Gesamtumsatzes über den Download-Vertrieb. Der Anteil der Download-Verkäufe bei Pittiplatsch liegt mit zehn Prozent weit unter dem mittlerweile üblichen Prozentsatz."
Die Marke "Pittiplatsch": Fanartikel füllen die Kasse
Wem gehört eigentlich die Marke "Pittiplatsch" und wer verdient Geld mit der Figur aus DDR-Zeiten? Nach dem Ende des DFF-Fernsehens hatte der MDR die Markenrechte an allen Sandmännchen-Figuren inne. Schon früh erkannte der Sender-Exklusivvertrieb Telepool sein Potential und ging in die Fanartikel-Offensive. Seit Mitte der 1990er-Jahre wurden allein über eine Million Plüschtiere von Pitti verkauft – und damit ungefähr genauso viele, wie vom Sandmännchen.
Seit dem 1. April 2019 erfolgt die Vermarktung von Pittiplatsch und seinen Freunden aber über die rbb media GmbH aus Berlin. Genaue Verkaufszahlen gibt der Mediendienstleister nicht heraus, aber ein guter Teil des jährlichen Gewinns von sechs Millionen Euro dürfte bis heute mit dem Verkauf von Pitti-Produkten erzielt werden. Warum der Kobold so ein Goldesel ist, weiß der Markenexperte Prof. Zschiesche: "Er ist eine beliebte Figur, die für viele ein wichtiger Begleiter ihres Lebens ist oder war. Dies sind ideale Voraussetzungen um Zusatzverkäufe, neudeutsch 'Merchandising' zu generieren. Jeder möchte ein Stück 'Pitti' bei sich daheim haben, sonst muss man ja immer bis zum Abend warten..."
Pitti-Lizenzen sind ein Renner
Doch nicht nur durch den Direktvertrieb von Fanartikeln fließt Geld in die Kassen der Vermarkter, sondern auch durch den Verkauf von Vertriebslizenzen. Größter Lizenznehmer seit Jahren ist der Trötsch-Verlag aus Königs Wusterhausen. 30 verschiedene Pitti-Bücher sind in den letzten zehn Jahren erschienen. Laut Vertriebsleiterin Stephanie Westphal sind das neben Geschichtenbüchern auch Mal- und Beschäftigungsbücher. "Insgesamt wurden in diesem Zeitraum mehr als eine halbe Million Bücher des frechen Kobolds verkauft", resümiert sie gegenüber der MDR-Wirtschaftsredaktion. "Zusätzlich hat der Trötsch Verlag in den letzten Jahren auch mehr als 50 verschiedene Geschenkartikel, wie Tassen, Magnete, Sticker entwickelt. Auch diese erfreuen sich bei jung und alt großer Beliebtheit.“
Neue Pitti-Folgen
Auch im Abendgruß ist der freche Kobold mit neuen Geschichten zu sehen. Nachdem bereits im Jahr 2019 neue Geschichten mit ihm, Schnatterinchen und Moppi entstanden sind, hat der RBB 13 neue Folgen produzieren lassen. Die laufen ab sofort immer donnerstags beim Abendgruß.
Sonderbriefmarke in der DDR
Pittiplatsch – oder kurz Pitti – ist damit eine nun sechs Jahrzehnte andauernde Erfolgsgeschichte. In über 1.000 Sendungen ist er aufgetreten und das nicht nur im Abendgruß, sondern auch in längeren Formaten, wie dem "Besuch im Märchenland" oder "Pitti reist ins Koboldland". Auch im Arbeiter- und Bauernstaat, der DDR, war er ein Star – sein Bild erschien sogar auf einer Sonderbriefmarke zum Kindertag 1964 mit einer Auflage von vier Millionen Stück.
Das Erfolgsgeheimnis: der unwiderstehliche Pitti
Von Anfang an hat Pitti seinen Abendgruß-Kollegen die Show gestohlen. "Das psychologische Kindchen-Schema wird dank riesengroßer Augen und kleiner Stupsnase perfekt bedient, ergo: Eigentlich kann man der Figur als kinderliebender 'normaler' Mensch gar nicht widerstehen", sagt der Markenexperte Prof. Arnd Zschiesche der MDR Wirtschaftsredaktion. "Der kleine Kobold spielt Streiche, macht Dummheiten, so wie viele von uns – sowohl als Kind und manchmal auch als Erwachsener – dieses Handeln besitzt hohes Identifikationspotential bei groß und klein."
Markenexperte: Teil des kollektiven Erbes der neuen Bundesländer
"Er hat es geschafft, mehrere Generationen von Kindern und ihren Eltern regelmäßig zu begleiten, dazu in einer besonderen Phase des Lebens: Pitti gehört zu einer Kindheit irgendwie dazu", sagt Prof. Zschiesche. "Mehr kann eine Marke nicht erreichen, Pitti gehört mit zum kollektiven Erbe der neuen Bundesländer." Pitti hat es aber längst auch in die alten Bundesländer geschafft. Auch Prof. Zschiesche, der als gebürtiger Lübecker in der Nähe der DDR-Grenze aufgewachsen ist, kennt ihn seit der Kindheit: "Als ich acht oder neun war, bekam ich meinen ersten Pittiplatsch, den habe ich übrigens immer noch, auch wenn er ganz schön zerzaust ist."
MDR-Wirtschaftsredaktion
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Unser Sandmännchen | 17. Juni 2022 | 18:54 Uhr