Polizistenmord in Rheinland-Pfalz Mordprozess um zwei erschossene Polizisten ist gestartet
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21. Juni 2022, 14:48 Uhr
Am Dienstag hat der Prozess um die zwei ermordeten Polizisten bei Kusel in Rheinland-Pfalz begonnen. Ein Angeklagter muss sich wegen Mordes, ein zweiter wegen versuchter Strafvereitelung verantworten. Der Prozess findet vor dem Landgericht Kaiserslautern statt.
- Der Angeklagte hat angedeutet, in Notwehr gehandelt zu haben.
- Zudem beschuldigt der Angeklagte seinen Komplizen, eins der Opfer erschossen zu haben.
- Der Mordvorwurf gegen den Komplizen wurde fallen gelassen – Vorwurf der versuchten Strafvereitelung steht weiter im Raum.
Knapp fünf Monate nach den tödlichen Schüssen auf eine Polizistin und einen Polizisten hat am Dienstag der Prozess begonnen. Vor dem Landgericht Kaiserslautern muss sich nun der 39-jährige mutmaßliche Schütze verantworten.
Der Angeklagte soll Ende Januar eine 24 Jahre alte Polizistin und ihren 29-jährigen Kollegen bei einer zufälligen nächtlichen Verkehrskontrolle mit mehreren Gewehrschüssen getötet haben, um Jagdwilderei zu verdecken. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem zwei Morde vor, "aus Habgier und um eine Straftat zu verdecken". Die Tat sorgte bundesweit für Entsetzen.
Angeklagter räumt Schüsse ein
Zum Prozessauftakt räumte der Angeklagte die Schüsse ein. Einer seiner Verteidiger erklärte vor dem Landgericht, sein Mandant habe angegeben, in einer Art Notwehrsituation gehandelt zu haben. Sein Mandant habe bei dem Vorfall Ende Januar Schüsse gehört und sei "perplex" gewesen, sagte der Verteidiger. Sein Mandant habe zwar danach auch geschossen – aber "nur, um zu erreichen, dass nicht weiter auf ihn geschossen wird".
Nach dem Vorfall bei Kusel habe er sich im Saarland den Behörden stellen wollen, wollte aber zuvor mit seiner Frau sprechen – so sei ihm ein Spezialeinsatzkommando zuvorgekommen und habe ihn festgenommen.
Angeklagter beschuldigt Komplizen
Zudem hat der angeklagte 39-Jährige seinen mutmaßlichen Komplizen für den Tod eines der Opfer verantwortlich gemacht. Denn während der Angeklagte nach den Fahrzeugpapieren gesucht habe, habe er bereits Schüsse gehört, wie sein Verteidiger schilderte. Sein Beifahrer habe eine Schrotflinte in der Hand gehalten und "vollkommen geistig abwesend" gewirkt. Der Angeklagte habe ihm die Waffe schließlich entrissen, führte der Verteidiger den Tathergang weiter aus.
Darüber hinaus ließ der Angeklagte in der Erklärung umfangreich das Kennenlernen der beiden sowie die Drogenprobleme des zweiten Mannes schildern. Demnach soll dieser sich an illegalen Jagden beteiligt haben, um seinen Drogenkonsum zu finanzieren.
Der Verteidiger des 33-jährigen Mitangeklagten wies die Darstellung als unzutreffend und vorhersehbar zurück. Es sei so gewesen, wie es sein Mandant bei der Vernehmung geschildert habe.
Mordvorwurf gegen Komplizen fallen gelassen
Ursprünglich wurde auch der zweite Mann des Mordes verdächtigt, der in der Tatnacht mit im Auto saß. Der Mordvorwurf gegen ihn wurde allerdings fallen gelassen. Dem 33-Jährigen wirft die Justiz jedoch unter anderem versuchte Strafvereitelung vor – er habe beim Spurenverwischen geholfen. Zudem werden beide der gemeinschaftlichen nächtlichen Jagdwilderei beschuldigt. Die beiden Verdächtigen flohen der Justiz zufolge und wurden wenige Stunden später im Saarland festgenommen.
Bis zum 9. September sind 14 Verhandlungstermine vorgesehen, mehrere Sachverständige und eine Vielzahl von Zeugen und Zeuginnen sind geladen.
dpa/AFP (sra)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 21. Juni 2022 | 09:09 Uhr