Auf eine Fahne vor dem Tectrum in Duisburg weht das Logo des Konfuzius-Instituts Metropole Ruhr.
Die chinesischen Konfuzius-Institute in Deutschland stehen wegen ihrer möglichen Einflussnahme in der Kritik (Archivbild). Bildrechte: picture alliance/dpa | Fabian Strauch

Politische Einflussnahme Länder sehen kein Handlungsbedarf wegen Konfuzius-Instituten

02. Juli 2023, 17:01 Uhr

Kritiker werfen den chinesischen Konfuzius-Instituten politische Einflussnahme vor. Die Bundesbildungsministerin hat deswegen Hochschulen dazu aufgerufen, die Kooperationen mit den Einrichtungen aufzulösen. In Deutschland gibt es 19 Konfuzius-Institute, die meisten davon im Westen. In Erfurt wurde die Kooperation mit der Fachhochschule vor etwa zwei Jahren beendet. In Sachsen-Anhalt gibt es kein Institut. In Sachsen sieht man nach Aussage des Wissenschaftsministeriums keinen Handlungsbedarf.

Carolin Voigt, Reporterin, Redakteurin und Sprecherin
Bildrechte: MDR/Karsten Möbius

In Deutschland gibt es 19 Konfuzius-Institute – die meisten davon sind an Unis und Hochschulen angesiedelt und erklären dort chinesische Sprache und Kultur. Den deutschen Sicherheitsbehörden gefällt das gar nicht. So stuft etwa der Verfassungsschutz die Institute als Instrumente ein, mit denen China politischen Einfluss in Deutschland nimmt. Bundeswissenschaftsministerin Bettina Stark-Watzinger von der FDP nahm das zum Anlass und appellierte an die Unis, ihre Zusammenarbeit kritisch zu prüfen und gegebenenfalls zu beenden.

Benjamin Creutzfeldt ist Leiter des Konfuzius-Instituts in Leipzig. Der Sinologe und Politikwissenschaftler sagt dazu: "Das Gegenteil von Abhängigkeit ist ja nicht Abschottung". Seit fünfzehn Jahren arbeiteten Konfuzius-Institut und Universität Leipzig eng zusammen. Im Vertrag stünden keine Beschränkungen, über welche Themen das Institut sich äußern dürfe. "Deswegen sehe ich es auch mit Sorge, wenn in bestimmten politischen Kreisen pauschal dafür plädiert wird, Konfuzius-Institute zu schließen." Da müsse man tatsächlich stark differenzieren. Und das mache ja auch die Hochschulrektorenkonferenz.

Kein Pauschales Verbot

Die Hochschulrektorenkonferenz hatte sich nach der Äußerung von Stark-Watzinger gegen ein pauschales Verbot von Konfuzius-Instituten an deutschen Hochschulen ausgesprochen. Das sächsische Wissenschaftsministerium verweist auf die Forschungs- und Wissenschaftsfreiheit. Dessen Sprecher Falk Lange sagt, es obliege "in erster Linie der Hochschule und den Forschenden und Lehrenden, Chancen, Nutzen und Risiken der Zusammenarbeit einzuschätzen". Bislang habe das Wissenschaftsministerium keine Erkenntnisse, "dass die Freiheit der Wissenschaft speziell am Konfuzius-Institut in Leipzig etwa durch politische Einflussnahme gestört oder eingeschränkt wird." Sowohl seitens der Universität als auch des Ministeriums sei man sehr sensibel, was die Sicherheit angehe, so Lange.

Der Chemnitzer FDP-Politiker Frank Müller-Rosentritt sieht das Thema nicht ganz so entspannt. Er ist Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags und dort Berichterstatter für Asien. Mit den Konfuzius-Instituten beschäftigt er sich schon lange. "Die Konfuzius-Institute sind eine wesentliche Säule der chinesischen Außenpolitik. Hier soll Einfluss genommen werden auf unsere Gesellschaft. Aber eben noch viel mehr. Es soll die Propaganda der kommunistischen Partei uns übergestülpt werden."

Müller-Rosentritt: Deutschland braucht China-Kompetenz

Frank Müller-Rosentritt in der 66. Sitzung des Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude.
Der Chemnitzer FDP-Politiker Frank Müller-Rosentritt glaubt, dass die Institute die Propaganda der kommunistischen Partei verbreiten. Bildrechte: IMAGO/Future Image

Die Geheimdienste berichten laut Müller-Rosentritt, dass viele Studierende chinesische Spione seien. Da Deutschland trotzdem eine große China-Kompetenz brauche, plädiert der Außenpolitiker für eine Zusammenarbeit mit Partneruniversitäten in Taiwan. Das schwebt auch Anna Marti von der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung vor.

Marti, die das Taiwan-Büro der Stiftung in Taipeh leitet, sagte: "Auch in Taiwan spricht man Mandarin. Und auch die taiwanische Regierung arbeitet ja gerade daran, da vielleicht eine Alternative anzubieten. Also man könnte auch mit einem demokratischen Territorium – Deutschland erkennt Taiwan ja nicht als Staat an – kooperieren und auf die Sprachausbildung setzen."

Einem Sprecher des Thüringer Wissenschaftsministeriums zufolge gibt es im Freistaat keine offizielle institutionelle Zusammenarbeit mehr zwischen Unis oder Hochschulen und dem Erfurter Konfuzius-Institut. Eine Zusammenarbeit, die es an der Fachhochschule Erfurt einst gegeben habe, sei vor etwa zwei Jahren aufgelöst worden. In Sachsen-Anhalt gibt es gar kein Konfuzius-Institut.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 02. Juli 2023 | 07:08 Uhr

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