Ein Mann hält eine Dosis Astrazeneca
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MDRfragt - Das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland Mehrheit findet Corona-Impfstopp für Astrazeneca richtig

16. März 2021, 12:58 Uhr

Am Montagnachmittag kam die Nachricht: Auch in Deutschland werden die Corona-Impfungen mit Astrazeneca vorläufig gestoppt. Nach neuen Meldungen von Thrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung sollen zunächst weitere Untersuchungen abgewartet werden. Fast drei Viertel der MDRfragt-Teilnehmer finden die Entscheidung richtig. Viele hätten sie sich schon eher gewünscht. Das ergab eine Blitzbefragung von MDRfragt, an der sich binnen 18 Stunden mehr als 24.000 Menschen beteiligt haben.

Die Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der aktuellen Blitzbefragung von MDRfragt begrüßt den vorläufigen Corona-Impfstopp für Astrazeneca: Fast drei Viertel (73 %) von ihnen finden die Entscheidung richtig. Ein Großteil (43 %) ist der Meinung, dass die Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca schon eher hätten gestoppt werden müssen. 30 Prozent finden den Impfstopp zum jetzigen Zeitpunkt richtig. 27 Prozent finden die Entscheidung dagegen falsch.

Bei dieser Frage zeigen sich Unterschiede im Antwortverhalten der Altersgruppen: So ist der Anteil derjenigen, die den Impfstopp nicht richtig finden bei den 16- bis 29- Jährigen am größten (38 %). Fast ebenso viele (37 %) in dieser Altersgruppe hätten sich jedoch den Impfstopp zu einem früheren Zeitpunkt gewünscht. Der Anteil derer, die den Impfstopp falsch finden, wird mit dem Alter der MDRfragt-Mitglieder immer kleiner:

  • 30- bis 49-Jährige: 30 Prozent

  • 50- bis 64-Jährige: 26 Prozent

  • 65 Jahre und älter: 22 Prozent

Meinungen aus der MDRfragt-Gemeinschaft

Viele MDRfragt-Mitglieder haben uns geschrieben, warum sie den Impfstopp für Astrazeneca befürworten:

Auch, wenn von meinetwegen 1.000 Geimpften 15 Leute sterben: Wer möchte mit dieser Entscheidung leben? 985 gerettet und 15 verloren. Da kann man auch eine Pause machen und prüfen, ob es einen realen Zusammenhang gibt.

57-jähriger Teilnehmer aus dem Wartburgkreis

Da der Impfstoff wie alle anderen relativ schnell zugelassen wurde, muss jetzt eine Untersuchung dieser Fälle stattfinden. Vertrauen kommt nur wieder, wenn ganz klar ist, dass diese Fälle ursächlich nicht mit dem Impfstoff in Zusammenhang stehen.

65-jähriger Teilnehmer aus Chemnitz

Viele wollen sich vorerst nicht impfen lassen, das war erst auch mein Gedanke und es ärgert mich, dass der Gedanke nicht unberechtigt ist. Wieder ein Stück Vertrauen hinüber.

83-jährige Teilnehmerin aus Dresden

Einige MDRfragt-Mitglieder finden es zudem verwirrend, dass Deutschland erst am Impfstoff von Astrazeneca festhalten wollte, obwohl bereits andere Länder ihn gestoppt hatten, dann aber doch nachzog:

Unbegreiflich, wie man noch letzte Woche über skandinavische Länder schimpfen konnte und jetzt selbst den Stopp verhängt! Warum sind unsere Politiker immer viel langsamer als andere Länder?

32-jähriger Teilnehmer aus Meißen

Die Fülle an gegensätzlichen Informationen zu dem Thema sind zu verwirrend. Eine eigene Meinungsbildung ist für mich nicht mehr möglich.

72-jährige Teilnehmerin aus Nordhausen

Andere MDRfragt-Teilnehmer haben uns geschrieben, warum sie den Impfstopp für eine falsche Entscheidung halten:

Für die jetzt schon geringe Akzeptanz des Impfstoffs eine verheerende Entscheidung. Absolut nicht nachvollziehbar!

36-jähriger Teilnehmer aus Magdeburg

Angesichts der steigenden Infektionszahlen und dem nicht endenden Lockdown sollten die vorhandenen Impfstoffe nicht auch noch verteufelt werden. Embolien können auch durch viele andere Dinge hervorgerufen werden.

62-jährige Teilnehmerin aus Görlitz

Täglich erkranken Menschen an Thrombosen, es ist richtig, genau drauf zu schauen, aber mit Blick auf die Relationen. Jedes Medikament wird mit einem Beipackzettel ausgeliefert, der ungezählte Nebenwirkungen auflistet. Also bitte nicht gleich alles pauschal verteufeln. Jedes Medikament, jeder Impfstoff birgt Risiken in sich und jeder weiß das.

71-jährige Teilnehmerin aus dem Kreis Mansfeld-Südharz

Fast zwei Drittel würden sich aktuell nicht mit Astrazeneca impfen lassen

Einer Impfung mit Astrazeneca steht die Mehrheit der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, skeptisch gegenüber: 63 Prozent würden sich nach dem jetzigen Wissensstand nicht damit impfen lassen. Für 37 Prozent käme die Impfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca dagegen infrage.

Bei den jüngsten Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern ist die Impfbereitschaft mit Astrazeneca etwas höher: 46 Prozent der 16- bis 29-Jährigen würden sich derzeit damit impfen lassen. Bei den anderen Altersgruppen entspricht die Meinung in etwa dem Gesamtbild.

Viele MDRfragt-Mitglieder erhoffen sich nun eine schnelle Zulassung weiterer Impfstoffe, besonders des russischen "Sputnik V":

Ich würde mir wünschen, dass die Zulassung weiterer Impfstoffe wie Sputnik V schneller vorangetrieben würde und auch von diesen schnellstmöglich größere Mengen bestellt werden.

47-jährige Teilnehmerin aus Leipzig

Ich hoffe, dass bald weitere Impfstoffe zur Verfügung stehen. Pandemiebekämpfung sollte vor Patentschutz stehen. Auch Sputnik und Johnson sollte schnellstmöglich zur Verfügung stehen.

63-jährige Teilnehmerin aus dem Landkreis Leipzig

Über diese Befragung Die Blitzbefragung zum Impfstopp für Astrazeneca lief vom 15.03.2021, 17:30 Uhr bis zum 16.03.2021, 12 Uhr.

An der Befragung haben 24.116 Menschen teilgenommen. Aktuell sind bei MDRfragt 41.825 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angemeldet.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 30 Jahre: 501 Teilnehmende
31 bis 50 Jahre: 4.453 Teilnehmende
51 bis 64 Jahre: 10.078Teilnehmende
65+: 9.084 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 12.248 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 5.821 (24 Prozent)
Thüringen: 6.047 (25 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Männlich: 53 Prozent
Weiblich: 47 Prozent

Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Alter gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.

Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.

Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "MDRfragt". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um zwei | 16. März 2021 | 14:00 Uhr