Wenig Neuzulassungen Elektroautos in Sachsen-Anhalt: Warum die Zulassungszahlen sinken
Hauptinhalt
07. August 2024, 17:55 Uhr
Hochsommerliches Wetter stellt für E-Auto-Batterien eine erhebliche Belastung dar und kann die Reichweite reduzieren. Experten raten deshalb dazu, nicht in der Sonne zu parken und möglichst wenig Gewicht zu transportieren. Doch an diesen witterungsbedingten Nachteilen liegt es nicht allein, dass die Stromer derzeit nur noch hinterher fahren. Vor allem das überraschende Ende der staatlichen Kauf-Förderung verunsicherte viele Autofahrende. Vom anfänglichen Boom ist kaum etwas geblieben.
- Das Umweltbundesamt mahnt mehr Tempo beim Umstieg von Verbrenner auf E-Autos an.
- E-Auto zu fahren ist in Deutschland aktuell deutlich teurer als in anderen europäischen Ländern.
- Auch andere Barrieren, wie fehlende Ladestationen schrecken Autofahrer ab, sagt eine Professorin der Hochschule Merseburg.
Bernd Jung aus Bad Schmiedeberg ist überzeugt von der neuen Technologie. Seit vier Jahren saust er mit einem Elektroauto durch die Kurven, freut sich über den spritzigen Antrieb und die geringen Folgekosten. Der IT-Spezialist versucht so oft es geht, das Auto mit eigenem Solarstrom zu laden – von der heimischen Photovoltaikanlage. "Da kann man extrem sparen", sagt Jung. "Außerdem habe ich kaum Wartungskosten, da Durchsichten entfallen. Ich denke, E-Autos werden sich durchsetzen."
Deshalb verwundert es, dass die Zulassungszahlen von Elektroautos in Sachsen-Anhalt äußerst übersichtlich bleiben. Nach Angaben des statistischen Landesamtes in Halle waren zu Jahresbeginn lediglich 16.400 Fahrzeuge zugelassen. Die meisten Stromer fahren in Magdeburg, gefolgt von Halle und dem Landkreis Harz. Die wenigsten E-Autos rollen durch Dessau-Roßlau und den Landkreis Stendal. Schlusslicht ist der Altmarkkreis Salzwedel. Am Gesamtfahrzeugbestand steigt der Anteil an Elektro-Fahrzeugen. Allerdings nur langsam – er liegt derzeit bei 1,3 Prozent.
Umweltbundesamt appelliert an Bundesregierung
Für Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes in Dessau, dauert der Wechsel vom Verbrenner zum Elektroauto viel zu lange. Er mahnt mehr Tempo an. "Die E-Mobilität wird in Zukunft günstiger sein als der Verbrenner-Motor. Denn es ist die einfachere Technologie, nicht so komplex", sagt Messner. Allerdings seien geringe Stückzahlen teuer. "Die deutschen Unternehmen müssen nun in die Gänge kommen, weil weltweit sind andere Autohersteller in der Lage, preisgünstige Fahrzeuge anzubieten", fordert er.
Der Chef von Deutschlands wichtigster Umweltbehörde will aber auch mit eigenen Vorschlägen aufwarten. Er sei angetan vom französische Modell, wonach beim Kauf von Verbrenner-Autos zusätzliche Steuern anfallen, die wiederum der Elektro-Infrastruktur zugutekommen sollen. "Über solche Instrumente denken wir nach und sprechen darüber mit der Bundesregierung", sagt Messner.
E-Auto fahren in Deutschland besonders teuer
Eine Subventionierung des Strompreises fürs Autoladen, wie es beispielsweise in den Niederlanden praktiziert wird, schloss er dagegen aus: "Es darf keine Dauersubventionen für die E-Mobilität geben. Zumal wir uns bei der Stromerzeugung in einer Übergangsphase befinden." Der Netzausbau sei teuer und bedürfe hoher öffentlicher Investitionen. "Wenn wir trotzdem Strom subventionieren, wäre das eine Kostenfrage für die öffentliche Hand. Deshalb würden wir nicht dafür plädieren", so Messner weiter.
Während der UBA-Präsident noch nach Möglichkeiten sucht, die E-Mobilität wieder in Fahrt zu bringen, hat das Vergleichsportal Switcher.ie aus Irland herausgefunden, dass Deutschland für Fahrer von Elektroautos ein teures Pflaster ist. Was die Kosten angeht – angefangen beim Fahrzeugkauf oder beim Autoleasing bis hin zu den Strom- und Versicherungskosten nehme die Bundesrepublik in Europa einen Spitzenplatz ein – vor Irland und Belgien. Preiswert seien Stromer dagegen in der Türkei, im Kosovo und in Bosnien-Herzegowina.
"Umweltschutz muss bezahlbar sein"
Professorin Doreen Pick, Konsumforscherin an der Hochschule Merseburg, rechnet auch deshalb nicht mit einer schnellen Kehrtwende. Pick sagte MDR SACHSEN-ANHALT, noch seien Elektroautos zu teuer, es fehle an Ladestationen, auch Batterie-Reichweiten und der Tarifdschungel würden abschrecken.
"Es gibt noch zu viele Barrieren, die abschrecken", sagt Pick. "Auch der Umweltschutzgedanke zieht nicht mehr. Viele sagen sich inzwischen, dass Umweltschutz richtig ist, aber dass er auch bezahlbar bleiben muss." Die Wissenschaftlerin geht deshalb davon aus, dass in einem Flächenland wie Sachsen-Anhalt, wo Autofahrer lange Wege zurücklegen müssen, der Zuspruch für E-Autos verhalten bleibt und bestenfalls stagniert.
MDR (André Damm, Fabienne von der Eltz)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 06. August 2024 | 17:30 Uhr
C.T. vor 5 Wochen
"es gibt sicher Gründe, warum Peugeaut und Renault deutschen Stromern ... den ... Markt ablaufen"
Ja ganz einfach. Das Preis-Leistungsverhältnis der deutschen Autos ist nicht mehr wettbewerbsfähig. Unsere Spitzentechnologien (Dieselmotoren) hat man falschen Ideologien geopfert. Dazu noch die Entwicklungen hier im Land mit z.B. der 4 Tage Woche, die grenzlos steigenden Tariflöhne, urlaubsähnliche Arbeitsbedingungen, ... dann ist es bald zappen duster um die Autos in deutscher Produktion (oder besser: Endmontage chinesischer Technik)... Es wäre besser komplett in China zu produziern und dann auch die chinesischen Verbraucherpreise hier anzubieten. Dann würde soger ich eventuell weich werden mit 'nem Stromer :-) Und da wir angeblich einen Fachkräftemangel haben, finden die hochqualifizierten Mitarbeiter aus den Automobil-Endmontagewerken z.B. WOB bestimmt schnell eine neue Anstellung z.B. bei Intel ;-)
Nudel81 vor 5 Wochen
@Der Beobachter: Vielleicht ist für Verbraucher interessant. Wenn Strompreise niedrig sind.
Ich brauche ein Auto, wo meine Familie Platz mit Gepäck. Mit den ich dann auch mal 300 km auf der Autobahn mit 130 km/h ohne zu tanken oder laden.
Das wichtigste! Ich muss es bezahlen können und das bietet bis jetzt kein E-Auto.
DER Beobachter vor 5 Wochen
Zu Faultier, pwsksk, Nudel: es gibt sicher Gründe, warum Peugeaut und Renault deutschen Stromern in GB und Skandinavien etc. (trotz der Entfernungen ebda., winterlicher Kälte ebda. ... etc.) im unteren und mittleren Segment den weiterhin bestehenden Markt ablaufen und es dort bessere häusliche, öffentliche und betriebliche etc. Ladestrukturen gibt? Und warum China genau auch in diesen Segmenten E-KfZ "auf Halde" produziert, die nur noch darauf warten, nach D und Europa zu kommen (ein Hauptgrund übrigens m.W. für die Zurücknahme der Förderungen hier, eben damit sie nicht der Konkurrenz in die Hände fällt?). Wollen Sie die alle und deren weiter wachsende Kundenzahl ebda. auch für dumm erklären?