Schäden an Apfelblüten. 2 min
Die langen Frostnächte im April haben vielen Obstbäumen stark zugesetzt. Mehr dazu im Video. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

90 Prozent Verluste Nach Frost: Totalausfälle in Teilen der Obsternte erwartet

16. Mai 2024, 13:10 Uhr

Nach den Frostnächten im April rechnen die Obstbauern in Sachsen-Anhalt mit massiven Ernteausfällen von bis zu 100 Prozent. Bei Äpfeln, Kirschen, Aprikosen, Pflaumen und Co. sind trotz großer Anstrengungen fast alle Blüten erfroren. Das wird sich auch auf den Verkaufspreis vom Obst auswirken.

Die Obstbauern in Sachsen-Anhalt fürchten massive Ernteausfälle von bis zu 100 Prozent. Grund sind die stundenlange Minusgrade in den letzten April-Nächten, die große Schäden an den Obstblüten angerichtet haben.

Blüten der Apfelbäume sind eingefroren. 1 min
Bildrechte: MDR / Astrid Wulf
1 min

MDR SACHSEN-ANHALT Do 16.05.2024 12:37Uhr 00:34 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/audio-frost-obst-ausfaelle-ernte100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Kompletter Ausfall bei Aprikose

In ganz Sachsen-Anhalt berichten die Obstbauern von den katastrophalen Folgen des Frostes. Im Süden des Landes sagte Obstbauer Axel Neutag von der Obstproduktion Höhnstedt MDR SACHSEN-ANHALT, die Aprikosenernte falle dieses Jahr komplett aus. Bei Kirschen und Pflaumen betrage der Ernteausfall voraussichtlich etwa 90 Prozent. Bei Äpfeln und Birnen sehe es etwas besser aus.

Trotz Schutzmaßnahmen: Schäden an Blüten extrem

Die Schutzmaßnahmen, mit denen die Obstbauern versucht haben, die Bäume vor dem Frost zu schützen, haben größtenteils nicht ausgereicht. Der Stendaler Obstbauer André Stallbaum sagte MDR SACHSEN-ANHALT, dass er mit verschiedenen Methoden versucht habe, seine Obstbestände vor dem Frost zu schützen. Beim Steinobst habe er etwa mit Feuertonnen zwischen den Bäumen gearbeitet. "Trotz der Feuer, die wir da gemacht haben, sind allerdings Schäden entstanden", sagt Stallbaum.

Ein Mann schaut sich die Apfelbäume im Frost an. Neben den Bäumen stehen kleine Töpfe mit Feuer.
Viele Obstbauern versuchten ihre Bäume zu schützen. (Archivbild) Bildrechte: MDR / Astrid Wulf

Auf einem kleinen Teil der Apfelflächen habe er auf Frostschutzberegnung gesetzt. Das Wasser bildet dabei einen schützenden Eispanzer um die Blüten. "Wir haben gemacht, was wir machen konnten, mehr ging nicht", betont Stallbaum. Trotz aller Maßnahmen habe es erhebliche Ausfälle gegeben.

Steigende Preise beim Obst erwartet

Sabine Hornemann vom Obsthof Hornemann in Sülzetal rechnet damit, dass die Totalausfälle bei der Ernte insbesondere bei Äpfeln zu großen Preissteigerungen führen werden. Auch auf ihrem Hof erwartet sie extreme Ernteausfälle.

Bei den Pflaumen gebe es dieses Jahr einen Totalausfall und bei den Sauerkirschen seien die Frostschäden so massiv, dass "wir keine Leiter an die Bäume stellen werden, weil es einfach zu wenige Früchte sind und der Ernte-Aufwand zu groß", so Hornemann. Die Ernteausfälle bei Äpfeln und Aprikosen auf ihrem Obsthof schätzt sie in diesem Jahr auf etwa 80 bis 90 Prozent.

Große finanzielle Schäden erwartet

Der "Obstbauverband Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V." gibt die Frostschäden über alle Obstarten hinweg mit 80 bis 100 Prozent an. Den Angaben nach liegt der Gesamtschaden in Sachsen-Anhalt derzeit bei geschätzten 20 bis 30 Millionen Euro.

MDR (Martin Naß, Leonard Schubert, Stefan Bringezu, Bernd-Volker Brahms, Kevin Poweska, Grit Lichtblau, Lilli Love West)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 16. Mai 2024 | 08:00 Uhr

3 Kommentare

husar vor 23 Wochen

Aprikosen, Weintrauben, Kirschen usw. kommen demnächst aus den Sonnenländern Spanien, Italien, Portugal, Frankreich zu Spottpreisen zum deutschen Verbraucher. Warum muss man übrigens in Sachsen Wein usw. anbauen, ist fast so wie Ananas auf Grönland anbauen.

Wahrsager vor 24 Wochen

" ...Das Wasser bildet dabei einen schützenden Eispanzer um die Blüten. ... "
Ich glaube, das mit dem schützenden Eispanzer ist ein Trugschluß. Zwar bildet sich ein Eispanzer beim Beregnen, aber es ist nicht dessen Schutzwirkung, die hilft. Es ist vielmehr der Phasenübergang flüssig-fest, der die Temperatur bei 0°C festhält und nicht darunter sinken läßt. Soll heißen: Bäume einsprühen bis sich ein Eispanzer gebildet hat und dann aufhören reicht nicht. Man muß vielmehr dafür sorgen, dass solange ungefrorenes Wasser an den Blüten hängt , bis die Temperatur wieder steigt. Also die Nacht durchsprühen.

Dermbacher vor 23 Wochen

Also ich würde für eine frostfreie Blüte demonstrieren und Straßen blockieren!

Mehr aus Sachsen-Anhalt