Firmengründung Anhaltender Trend zu Firmengründungen in Sachsen
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"Ich mache mich selbstständig!" Trotz Inflation und Energiekrise haben im ersten Halbjahr viele Sachsen den Mut zu einer Firmengründung gefasst. Das Landesamt für Statistik zählte etwas mehr Gewerbeanmeldungen als im Vorjahr. Auffällig ist darunter die hohe Prozentzahl von Start-ups und anderen neugegründeten Firmen, besonders in den Branchen Bau, Dienstleistungen und Handel.

Auf dieser Seite:
- Die meisten Anmeldungen sind neugegründete Firmen.
- Start-ups im Gastgewerbe legen im Vergleich zum Jahr 2021 gewaltig zu.
- Ein IHK-Konjunkturexperte erklärt die vielen Gründungen in der Energiekrise.
- So teilen sich die Firmenanmeldungen auf Frauen und Männer auf.
Gründen ausgerechnet jetzt in der Energiekrise? Viele Menschen in Sachsen sehen in der Krise eine Chance. Das zeigen die neuen Zahlen aus dem Landesamt für Statistik in Sachsen:
Trotz Krise: Mehr Gewerbe angemeldet als abgemeldet
Danach wurden im ersten Halbjahr 2022 14.020 Gewerbe an- und 12.118 in Sachsen abgemeldet. Damit wurden zwar im Vergleich zu 2021 nur knapp ein Prozent mehr Gewerbefirmen angemeldet. Doch positiv schlägt zu Buche, dass 1.902 Firmen mehr an- als abgemeldet wurden. Die meisten Anmeldungen - rund 80 Prozent - waren die 11.349 Neugründungen, darunter knapp 9.000 Einzelunternehmen, hat die Landesstatistik vermeldet.
In der Pandemie gebeutelte Gastronomie glänzt mit Neugründungen
Nach Branchen liegt die Kraftfahrzeug-Branche an der Spitze, auch wenn die rund 3.100 Anmeldungen im ersten Halbjahr 2022 rund drei Prozent unter Vorjahresniveau lagen. Kräftig zugelegt haben auch im Jahresvergleich die Baubranche und das Gastgewerbe. Die Baubranche schaffte mit 1.844 Anmeldungen ein Plus von 2,7 Prozent insgesamt und von 2,5 Prozent bei Neugründungen. Mit rund 1.000 Anmeldungen lag das Gastgewerbe mit 12,5 Prozent über Vorjahresniveau und verzeichnete rund 30 Prozent mehr neugegründete Firmen als im gleichen Zeitraum 2022.
IHK-Experte sieht hinter Zahlen eine Krisenstrategie
Den Trend zur Firmengründung erklärt Heiko Hebenstreit, Referent für Konjunktur und Statistik der IHK Dresden, MDR SACHSEN so: "Auch in den Coronazeiten haben wir das Phänomen erlebt, dass es trotzdem viele Gründungen gab. Auch jetzt versuchen offenbar Fachkräfte, das Beste aus der aktuellen Lage zu machen und selbstständig zu wirtschaften. Sei es aus einer Arbeitslosigkeit heraus oder als Wechsel ihres Geschäftsmodells zu einer neuen Firma, weil sich das alte in der Energiekrise nicht mehr lohnt."
Auch jetzt versuchen offenbar Fachkräfte, das Beste aus der aktuellen Lage zu machen und selbstständig zu wirtschaften. Sei es aus einer Arbeitslosigkeit heraus oder als Wechsel ihres Geschäftsmodells zu einer neuen Firma, weil sich das alte in der Energiekrise nicht mehr lohnt.
SAB verzeichnet steigende Nachfrage an Fördermitteln und Darlehen
Auch die Sächsische Aufbaubank (SAB) verzeichne "eine steigende Nachfrage von Start-ups im Hinblick auf Fördermittel und Darlehen fest", sagte SAB-Sprecher Volker Stößel MDR SACHSEN. Ein Grund dafür sei das Auslaufen der alten und der Start der neuen Fördermittelperiode. Als besonders bei der SAB nachgefragte Fördermittel nannte Stößel "das neue Technologiegründungsstipendium oder das Förderprogramm "Markteinführung Innovativer Produkte (MEP) Zuschuss".
Die Gründer, beziehungsweise Anmelder der Einzelunternehmen, waren zu 35 Prozent Frauen und zu rund 65 Prozent Männer. Gut ein Fünftel der neu gegründeten Einzelunternehmen (21,4 Prozent) wurden von ausländischen Staatsangehörigen angemeldet, an der Spitze lagen dabei Gründer aus Polen und Rumänien.
Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) sieht Winterezzession
Der mutige Schritt, eine Firma zu gründen, erfolgt trotz schlechter wirtschaftlicher Prognosen. Das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo hat am Montag eine Winter-Rezession mit einem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent vorausgesagt.
MDR (wim)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | NACHRICHTEN | 11. September 2022 | 11:00 Uhr