Zwölf Frauen und männer stehen knöcheltief im Matsch und Schlamm und haben trotzdem ihren Spaß. Sie blicken lachend in die Kamera. Es sind Freunde des Erzgebirgers Danny Hofmann, der sich via Instagram an MDR SACHSEN gewandt hatte.
Gute Stimmung, inmitten von Matsch und Regen in Wacken. Das Freunde-Team von Danny Hofmann aus dem Erzgebirge nennt sich als Festivaltruppe "Camp of lost souls". Bildrechte: Danny Hofmann

Festivals im Regen Sachsen im Schlamm von Wacken: "Wenn alles nichts hilft, geht's barfuß weiter"

03. August 2023, 14:14 Uhr

Dauerregen, Wind, der Schlamm knöchel- und teils wadenhoch. Echte Heavy-Metal-Fans und Bewohner des Dorfes Wacken hält das nicht vom Helfen und Feiern ab. Inmitten des Festival-Schlamms stecken auch Besucher aus Sachsen. Und haben ihre Freude an Party-Stimmung, Pils und Heavy-Metal-Bands der alten Schule.

Nach Regentagen, Staualarm, Anreise- und Besucherstopp hat das Metal-Festival in Wacken begonnen. Mittendrin im Schlamm in Schleswig-Holstein feiert auch MDR SACHSEN-Nutzer Danny Hofmann aus Marienberg. Nach 36 Stunden Anfahrt, davon 24 Stunden im Stau ab Itzehoe, waren der Erzgebirger und elf weitere Freunde angekommen. "Ich hatte mir extra Gummistiefel von Arbeit mitgenommen. Zum Glück", erzählt der Metal-Fan. Der Campingplatz gehe ja noch, der sei nicht zu sehr durchnässt. "Aber vor den Bühnen ist der Schlamm wadenhoch. Auf dem Hauptgelände kommt man kaum noch vorwärts."

Ravioli-Zeit im "Camp der verlorenen Seelen"

Trotz des schlechten Wetters und Schlamms würden alle Anwohner und Einheimischen den Festivalgästen helfen, jeder käme gleich ins Gespräch miteinander, berichtet Hofmann. Es gebe genug Duschen mit Warmwasser. Und: "Wegen des Anreise-Stopps ist es nicht so voll wie in den vergangenen Jahren. Mehr Platz, alles entspannter." Hofmann und seine Freunde aus Thüringen und München kämen seit 2018 jedes Jahr zum Wacken-Festival. "Bisher kannte ich das nur staubig und trocken."

Sein Trupp hat sich den Namen "Camp of lost souls" (dt.: Camp der verlorenen Seelen) gegeben und übernachtet in vier Zelten mit Pavillon in der Mitte. Darunter "sitzen und quatschen wir und essen, was man eben im Wasser heiß machen kann: Ravioli oder Fertignudeln." Neben dem Quatschen und Bier - klar, da habe man "reichliche Vorräte mitgebracht" - geht es ja beim Wacken um Metal-Musik. "Der Hauptgrund für mich, hier zu sein, ist der Auftritt von Iron Maiden. Die sieht man nicht alle Tage. Heavy Metal der alten Schule", freut sich Danny Hofmann auf Freitagabend.

Mit der Schwalbe am Riesenstau vorbeigeschlängelt

Die Beobachtungen des Erzgebirgers passen zu den Angaben der Veranstalter. Demnach ist nur die Hälfte der Campingplätze belegt. Wegen des durchweichten Bodens wurde ein Besucherstopp festgelegt, rund 35.000 Fans mussten umkehren. Laut Polizei Itzehoe sind rund 50.000 Fans auf dem Gelände unterwegs. Auch Frans van der Kamp aus Ottendorf-Okrilla.

Der 24-Jährige war am Dienstag mit seiner roten Schwalbe, Baujahr 1985, an der kilometerlangen Autoschlange auf der B5 vorbeigefahren und hatte es mit seinem Einlassbändchen noch aufs Matschgelände geschafft. Dort traf er sich mit acht Freunden aus der Sächsischen Schweiz. "Ja, es ist bissel nässer als 2022. Aber die Organisatoren können ja nichts dafür. Die geben ihr Bestes", findet der Metal-Fan. Besucher müssten sich mit Gummi- oder Arbeitsstiefeln helfen. "Wenn alles nichts hilft, geht's barfuß weiter", sagt Frans van der Kamp.

Jo, habe es mit meiner Simson-Schwalbe aufs Gelände geschafft und wir feiern Schlammschlacht.

Frans van der Kamp Instagram-Post an MDR SACHSEN

Die Stimmung? "Ganz solide"

Warum sich der junge Mann das Chaos antut? "Das frage ich mich manchmal auch, keine Ahnung", sagt er lachend. Dann erzählt er MDR SACHSEN von seiner langen Anreise auf der Schwalbe. Mit Freunden hatte er sich an der Ostsee getroffen. "Und wenn ich schon im Norden bin, warum nicht gleich nach Wacken fahren?" Nach drei Tagesetappen war Frans van der Kamp dann da. Trotz des Regens sei im Festivaldorf "die Stimmung ganz solide. Alle machen das Beste daraus." Seine einzige Wetter-Sorge ist, ob die Zelte und Pavillons bis Sonntag standhalten.

Metal-Fans spielen auf dem vom Regen aufgeweichten und schlammigen Festivalgelände mit einem Ball
Wer hören will, muss waten: Zwischen den Festivalbühnen und Campingplätzen müssen Fans durch Schlammpisten waten. Die waren auch entstanden, weil Traktoren die Besucherautos aufs Gelände zogen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Christian Charisius

Moritzburg-Festival zieht notfalls in Kirche um

Dem Wetter standhalten will auch das Kammermusikfestival auf Schloss Moritzburg bei Dresden. Sollten Regen oder schlechtes Wetter dazwischenfunken, weisen die Organisatoren darauf hin, dass die Konzerte "in die Kirche Moritzburg verlegt werden und 15 Minuten später beginnen". Das Moritzburg Festival für Kammermusik beginnt am Freitag und geht bis zum 20. August. Dabei wird das Können von Solistinnen und Solisten der internationalen Musikszene aus aller Welt gefeiert.

Filmnächte am Elbufer: überdachte Sitzplätze und Decken

Filme und Musik feiert die Open-Air-Kultur-Reihe Filmnächte am Elbufer noch bis zum 30. August. "Natürlich sind wir wie andere Open-Air-Events auch wetterabhängig und wünschen uns für unsere Besucher am liebsten permanenten Sonnenschein. Wenn das Wetter doch mal nicht so ganz mitspielt, dann gibt es bei uns bis zu 300 überdachte Sitzplätze", sagt einer der Geschäftsführer der Filmnächte, Matthias Pfitzner. Zudem gebe es Decken zum Ausleihen. Und: "Wir haben den glücklichen Umstand, dass wir auf dem asphaltierten Weg am Elbufer spielen, somit haben wir auch nicht mit aufgeweichten Böden zu kämpfen."

Nur bei Gewitter oder Unwetterwarnungen müssen auch wir kapitulieren und eine Veranstaltung unterbrechen oder absagen.

Matthias Pfitzner Geschäftsführern der Filmnächte am Elbufer

Die baulichen Vorteile des Elbufers dürften auch den Roland-Kaiser-Fans am Wochenende zu Gute kommen, die zu drei ausverkauften Kaisermania-Konzerten in Dresden erwartet werden. An den drei Tagen ist Roland Kaiser der Star auf dem Gelände der Filmnächte am Elbufer.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 03. August 2023 | 09:56 Uhr

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