Ein Puma-Schützenpanzer fährt auf eine Schwimmschnellbrücke Amphibie M3.
"Puma"-Schützenpanzer des Panzergrenadierbataillons 112 bei einer Zertifizierungsübung für VJTF im Frühjahr 2022 in Sachsen-Anhalt Bildrechte: MDR/Johannes Hornemann

Nach Puma-Ausfall Nato-Eingreiftruppe: Panzergrenadier-Bataillone in Thüringen und Sachsen als Ersatz wahrscheinlich

20. Dezember 2022, 20:07 Uhr

Für die Nato nur das Beste und Modernste: Nach diesem Motto hat die Bundeswehr die Einheiten ausgewählt, die im kommenden Jahr die Hauptstreitmacht der schnellen Nato-Eingreiftruppe VJTF bilden sollen. Darunter ein bayerisches Panzergrenadier-Bataillon, das mit dem neuen "Puma"-Schützenpanzer ausgerüstet ist. Doch weil dessen Panzerflotte nun kaputt ist, werden voraussichtlich Bundeswehr-Bataillone aus Bad Salzungen und Marienberg für die Eingreiftruppe nachnominiert.

Porträt Autor Dirk Reinhardt
Bildrechte: MDR/Dirk Reinhardt

Wegen der technischen Probleme bei Puma-Schützenpanzern der Nato-Eingreiftruppe VJTF werden dafür nun voraussichtlich Bundeswehr-Einheiten in Thüringen oder Sachsen im kommenden Jahr herangezogen. Nach Recherchen von MDR THÜRINGEN kommen die Panzergrenadierbataillone 391 im thüringischen Bad Salzungen und 371 im sächsischen Marienberg in Frage. Beide Einheiten verfügen noch nicht über den neuen "Puma"-Schützenpanzer. Sie sind mit dem älteren Modell "Marder" ausgestattet.

Generalmajor Ruprecht von Butler.
Generalmajor Ruprecht von Butler, Kommandeur der 10. Panzerdivision der Bundeswehr (hier bei einer Übung im April 2022 in Sachsen-Anhalt) Bildrechte: MDR/Johannes Hornemann

18 "Pumas" während einer Übung ausgefallen

Die beiden Bataillone mit jeweils rund 650 Soldaten sind der 10. Panzerdivision unterstellt. Deren Kommandeur, Generalmajor Ruprecht von Butler, hatte am Wochenende in einem Brief an die Heeresführung moniert, dass nach einer Schießübung im niedersächsischen Munster in der vergangenen Woche alle für die Eingreiftruppe VJTF vorgesehenen "Puma"-Schützenpanzer ausgefallen seien.

Konkret waren 18 Panzer betroffen, die zum Panzergrenadierbataillon 112 im bayerischen Regen gehören. Weil deren Einsatzbereitschaft nun bis zum 1. Januar 2023 nicht sichergestellt sei, werde er für die Eingreiftruppe den alten, aber bewährten Schützenpanzer "Marder" vorsehen, zitierte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel den General.

Sächsische Panzergrenadiere möglicherweise als Ersatz

Die Panzergrenadierbataillone in Bad Salzungen und Marienberg sind die einzigen Bataillone der 10. Panzerdivision, die noch den "Marder" einsetzen. Weil das Bataillon in Thüringen nach Recherchen von MDR THÜRINGEN aber im kommenden Jahr schon für einen anderen Einsatz der Nato in Litauen vorgesehen ist (Enhanced Forward Presence), dürfte eine Verpflichtung des Bataillons aus dem sächsischen Marienberg für die Eingreiftruppe VJTF wahrscheinlicher sein. Teile des sächsischen Bataillons hatten in den vergangenen Monaten schon mit anderen für die Eingreiftruppe vorgesehenen Bundeswehr-Einheiten zusammen trainiert.

Komplexe Ursachen für Panzer-Ausfälle

Nach MDR-Recherchen hat der gleichzeitige Ausfall einer großen Zahl von "Puma"-Panzern selbst die Bundeswehr überrascht. Demnach wurden die Ausfälle nicht durch ein bestimmtes Bauteil oder System im Panzer verursacht. Vielmehr ist von komplexen Problemen mit verschiedenen Komponenten des Panzers die Rede.

Ein Sprecher des Heeres sagte dem MDR, der Puma habe sich bislang "in Bezug auf die Einsatzbereitschaft als zunehmend verlässlich erwiesen". Zu den Ausfällen laufe derzeit eine umfangreiche Bestandsaufnahme, an der auch das Beschaffungsamt der Bundeswehr, die Heeresinstandsetzungslogistik sowie die Hersteller beteiligt seien. Die Ausfälle seien bei "herausfordernden Übungsbedingungen" passiert.

Wie das Nachrichtenmagazin Spiegel unter Berufung auf General von Butler meldete, sollen sich die ebenfalls bei der Übung eingesetzten Leopard-2-Kampfpanzer aus deutlich zuverlässiger erwiesen haben. Hier habe die Einsatzbereitschaft bei 80 bis 90 Prozent der eingesetzten Fahrzeuge gelegen.

Getarnter Puma-Schützenpanzer des Panzergrenadierbataillons 112 der Bundeswehr bei einer Übung in der Lüneburger Heide (Mai 2022)
"Puma"-Schützenpanzer der VJTF bei einer Bundeswehr-Übung im Mai 2022 in der Lüneburger Heide. Bildrechte: MDR/Dirk Reinhardt

In wenigen Tagen abmarschbereit: Nato-Eingreiftruppe VJTF

Die Nato-Eingreiftruppe VJTF wird im Jahr 2023 zum großen Teil von der Bundeswehr gestellt. Leitverband der Landstreitkräfte der VJTF ist die Panzergrenadierbrigade 37 "Freistaat Sachsen". Diese besteht aus rund 5.000 Soldaten. Zu ihr gehören vor allem Einheiten in Thüringen und Sachsen, darunter auch die beiden Panzergrenadierbataillone in Bad Salzungen und Marienberg.

Kernkampftruppe der VJTF 2023 ist das Panzerbataillon 393 aus dem thüringischen Bad Frankenhausen, das hierfür mit 44 neuen Leopard-2-Kampfpanzern ausgestattet wurde. Weil die Bundeswehr für VJTF vor allem modern ausgestattete Einheiten vorsieht, sollte das bayerische Panzergrenadierbataillon 112 mit seinen "Puma"-Panzern dort mitwirken. Doch dieser Einsatz ist nun fraglich. Die VJTF muss innerhalb von zwei bis sieben Tagen abmarschbereit sein. Sie kann an jedem Ort im Nato-Bündnisgebiet eingesetzt werden.

MDR (dr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 19. Dezember 2022 | 16:00 Uhr

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