Der Fluss Pleiße nahe Windischleuba ist über die Ufer getreten.
Der Fluss Pleiße nahe Windischleuba ist im Altenburger Land über die Ufer getreten. Doch Nordthüringen ist von Überschwemmungen am meisten betroffen. Bildrechte: EHL Media

Wetter Überschwemmungen in Thüringen: Höchste Hochwasser-Meldestufe an zwei Orten

25. Dezember 2023, 08:29 Uhr

Hochwasser hat in den Weihnachtstagen in Thüringen Keller und Straßen überschwemmt. Vor allem Nordthüringen ist betroffen. Die Hochwasserlage soll sich am Montag bis auf die Werra aber voraussichtlich weiter entspannen.

Hochwasser macht am Sonntag nach Dauerregen und Tauwetter in den Thüringer Höhenlagen in mehreren Thüringer Gemeinden weiter Probleme. Vielfach sind Keller und Straßen überschwemmt worden. Vor allem Nordthüringen ist betroffen. Auch am Sonntagnachmittag waren zum Beispiel im Kreis Nordhausen laut Landratsamt das Technische Hilfswerk und die Feuerwehren weiter stark gefordert. Bis Sonntagmorgen wurden 250 Einsatzkräfte alarmiert. An zwei Messstellen gab es in der Nacht zum Montag weiter die höchste Hochwasser-Meldestufe. Das Thüringer Landesamt für Umwelt geht mit Ausnahme des Gebietes der Werra jedoch von einer allmählichen Beruhigung der Lage in Nord- und Südthüringen aus.

B7 voll gesperrt
Wegen Hochwassers wurde die B7 bei Windischleube in Ostthüringen gesperrt. Bildrechte: EHL Media

Höchste Hochwasser-Meldestufe an zwei Thüringer Orten

In Thüringen gilt am Montagmorgen laut Hochwasserzentrale die höchste von drei Hochwasser-Meldestufen an den Messstellen für

  • die Helme in Sundhausen (Kreis Nordhausen)
  • die Nahe in Hinternah (Kreis Hildburghausen)


An 15 Messstellen im Land haben Flüsse zudem bis zum frühen Sonntagnachmittag die Melde-Stufe eins oder zwei erreicht. Im Norden und Süden soll das Wasser im Lauf der Nacht zum Montag langsam abfließen. Dagegen wird an der Werra in Westthüringen mit einem weiteren Anstieg bis zum ersten Weihnachtsfeiertag gerechnet.

Nordthüringen von Überschwemmungen am stärksten betroffen - erste Evakuierungen laufen

Schwerpunkte mit vielen vollgelaufenen Kellern waren unter anderem Ortschaften in und um Nordhausen. Insgesamt sind aus dem Nordhäuser Katastrophenschutz-Lager dem Landratsamt zufolge 70.000 Sandsäcke ausgegeben worden - die Hälfte davon ins Eichsfeld. Laut Einsatzzentrale werden mit Hochdruck weitere gefüllt.

Größere Flüsse wie Helme und Wipper sind im Kreis Nordhausen bis Sonntag jedoch nicht weiträumig über die Ufer getreten. Nach Angaben der Leitstelle der Feuerwehr in Nordhausen scheint es so, dass das Hochwasser seinen Scheitelpunkt überschritten hat. In Sundhausen und Hünstein sowie Nohra, einem Ortsteil von Bleicherode, mussten Feuerwehrleute Keller von Schlamm und Wasser befreien. Im Nordhäuser Ortsteil Krimderode hatten die Einsatzkräfte mit Hunderten Sandsäcken am Samstag erste Barrieren errichtet. Laut Landratsamt Nordhausen wurden bis Sonntagmittag rund 70.000 Sandsäcke ausgegeben. Seit Donnerstag hat es laut Feuerwehr 280 Einsätze gegeben.

Der Ortsteil Windehausen der Stadt Heringen/Helme bei Nordhausen wird wegen Hochwassers auf freiwilliger Basis evakuiert. Wie Heringens Bürgermeister Matthias Marquardt (Linke) MDR THÜRINGEN sagte, stehen weite Teile des Ortes an der Helme unter Wasser. Die Menschen werden derzeit in einer Turnhalle in Heringen/Helme untergebracht. Erst zehn Menschen haben bis zum Heiligabend freiwillig den Ort verlassen. Busshuttles wurden eingerichtet. Marquardt rechnet mit deutlich mehr Evakuierungen am Montagmorgen. Wegen der Überflutung funktionierten Abflüsse nicht mehr. Auch viele Toiletten seien nicht mehr funktionsfähig. In Windehausen leben etwa 500 Menschen. Man habe das Chaos gut im Griff, sagte Marquardt weiter.

Probleme gibt es laut Feuerwehr auch an kleineren Bächen. Wasser sei in der Nacht über Felder in Orte geströmt. Unter anderem in Branderode, Obersachswerfen und Gudersleben wurden Straßen und Keller verschlammt. Die B4 in Nordhausen und die B243 sind zwischen der Autobahnabfahrt Großwechsungen und Günzerode wegen Hochwassers gesperrt. Die Straße zwischen Görsbach und Auleben ist laut Landratsamt zudem nicht befahrbar. Dort ist neben der Feuerwehr auch das Technische Hilfswerk im Einsatz.

Auch im Eichsfeld ist Wasser auf Straßen und in Gebäude geflossen. Dort werden den Angaben zufolge weiterhin Sandsäcke befüllt. Laut Polizei war ein Hochwasserschwerpunkt auch der Unstrut Hainich-Kreis. Dort hat sich der Leitstelle zufolge die Lage zum Sonntagmorgen jedoch wieder beruhigt. Hier hatte das Hochwasser unter anderem Landstraßen überschwemmt. Vor allem kleine Bäche seien auch hier stark angestiegen und hätten mitunter angrenzende Gebäude geflutet. Teilweise wurden provisorische Deiche mit Sandsäcken errichtet. Gesperrt ist weiterhin die Ausweichstrecke für die Großbaustelle an der B247. In Mühlhausen waren laut Stadtverwaltung am frühen Samstagnachmittag zeitweise die Sandsäcke vergriffen.

Hochwasser-Folgen auch in anderen Teilen von Thüringen

In Weimar war am Samstag eine historische Stützmauer ausgespült worden. Sie stürzte teilweise ein. Der Bereich am Rothhäuserbergweg westlich des Ilm-Parks wurde zudem abgesperrt.

In Eisenach ist die Berufsfeuerwehr nach eigenen Angaben seit Freitag im "Dauereinsatz". Darunter seien zahlreiche Einsätze wegen überschwemmter Straßen. Die Feuerwehr warnt weiter vor lokalen Überschwemmungen an Werra und Hörsel. Dort wird mit einem weiteren Anstieg bis zum ersten Weihnachtsfeiertag gerechnet. Im Kreis Gotha ist die B247 zwischen dem Abzweig nach Höngeda und Großengottern wegen Überflutungen gesperrt.

Unterspülte Gleise zwischen Sonneberg und Neuhaus am Rennweg.
Unterspülte Gleise zwischen Sonneberg und Neuhaus am Rennweg führten zu Störungen im Bahnverkehr. Bildrechte: Ittig / News5

Ruhig ist die Lage laut der Rettungsleitstelle Suhl am Sonntagmorgen entlang der Werra im Kreis Hildburghausen. Bereits am Freitagmorgen war ein Mann tot aus der Werra geborgen worden. Er wollte nach ersten Angaben der Polizei wie an den anderen Tagen auch ein Wehr regulieren und stürzte dabei aus noch unklarer Ursache ins Wasser. Hoher Wasserstand und starke Strömung erschwerten die Bergung. Im Kreis Sonneberg wurde zwischen Sonneberg und Neuhaus am Rennweg am Sonntagvormittag nach Feuerwehrangaben die Bahnstrecke gesperrt. Dort seien Gleise mit Schlamm überspült worden. Züge der Südthüringenbahn sind betroffen.

Auch in Ostthüringen macht Hochwasser am Sonntagmorgen Probleme. Die B7 zwischen Windischleuba und Abzweig Pöppschen im Altenburger Land nahe der Grenze zu Sachsen ist überflutet und gesperrt. Nach Angaben von vor Ort schwammen Enten über die Straße und zahlreicher Unrat wurde angeschwemmt. Gemeindeangaben zufolge waren auch im Schmöllner Stadtteil Nöbdenitz die Freiwilligen Feuerwehren bis Sonntagnacht im Einsatz. Dort ist die Sprotte über die Ufer getreten.

Landesamt: Hochwasserlage soll sich allmählich beruhigen

Das Landesamt für Umwelt geht insgesamt von einer Entspannung der Hochwasserlage am Sonntag in Thüringen aus. "Wir erwarten für alle Pegel ab Mittag eine Beruhigung", sagte Landesamtsprecher Nils Fröhlich. Zwar geht der Deutsche Wetterdienst (DWD) gerade für die bereits vom Hochwasser teils stark betroffenen Gebiete in Nord- und Südthüringen von weiter teils noch bis zum Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags anhaltendem Dauerregen aus. "Der Regen wird den Vorhersagen nach aber nicht so stark ausfallen wie in den vergangenen Tagen", sagte Fröhlich.

Bereits am Sonntagmorgen sei an nur noch wenigen Messständen eine steigende Tendenz festgestellt worden. Gerade dort, wo die Pegelstände an den Flüssen aber die höchste Meldestufe erreicht hatten, könne es aber länger dauern, bis das Wasser abgeflossen sei, so Fröhlich.

Weiter kräftiger Wind, aber auch Regen und viel Tauwetter

Heiligabend beschert dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge Thüringen noch kräftigen Wind und weiter Regen. Auf seiner Website warnt der DWD vor Windböen in weiten Teilen des Landes. Teils sei auch mit heftigeren Sturmböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometern pro Stunde zu rechnen. Durch die sehr milden Lufttemperaturen taut der Restschnee im Thüringer Wald, am Südharzrand ist er bereits weitestgehend abgetaut. In den weiteren Tagen werden immer wieder Niederschläge gemeldet, die aber nicht mehr lange anhalten sollen.

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MDR (ls/rom/rom)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 23. Dezember 2023 | 19:00 Uhr

2 Kommentare

knarf vor 19 Wochen

Freies Moria:Selbst wenn die Feuerwehr streiken sollte,würde sie in einer Gefahrensituation den Streik sofort unter brechen um Hilfe zu leisten,meinen Sie nicht auch?Ansonsten schätze ich daß die Politiker aus den Versäumnissen der Vergangenheit durchaus gelernt haben.

Freies Moria vor 19 Wochen

Man stelle sich vor, die Feuerwehr streikt an solchen Tagen.
Mangels Mensch und Material, wie vielfach auf MDR zu lesen war.
Oder gar mangels rechtzeigen Alarms, wie im Ahrtal.
Das sind die wesentlichen Probleme, um die Politik sich zu kümmern hat.
Und wir können dankbar sein, dass hier die Menschen vor Ort Hilfe leisten, auch wenn es anderswo nicht so läuft wie es sollte.
Dieses Verhalten sollte die Messlatte für Politiker sein - für jeden einzelnen, den man wählt.

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