Ukraine-News | 29. November Massive Fahnenflucht droht ukrainische Armee "auszuhungern"
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29. November 2024, 22:42 Uhr
Diese Ukraine-News vom Freitag, 29. November 2024, sind beendet.
Aktuelle Ukraine-News
- Massive Fahnenflucht droht ukrainische Armee "auszuhungern"
- Ukraine meldet erneut schwere russische Luftangriffe
- Merkel hält diplomatische Lösung für notwendig
- Weitere Nachrichten und Podcasts zum Ukraine-Krieg
22:42 Uhr | Selenskyj: Nato-Mitgliedschaft vorerst für nicht besetzte Teile der Ukraine
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einem Interview mit den Sender Sky News vorgeschlagen, der Ukraine die Nato-Mitgliedschaft zu gewähren, gleichzeitig aber Russland vorerst zu gestatten, die besetzten ukrainischen Gebiete zu behalten. Damit könnte die "heiße Phase" des 33 Monate andauernden Krieges beendet werden. Man könnte einfach den nicht von Russland eroberten Teilen die Nato-Mitgliedschaft geben. Die Einladung zur Nato-Mitgliedschaft müsse jedoch für die gesamte Ukraine gelten. "Man kann nicht nur einem Teil eines Landes eine Einladung aussprechen", sagte Selenskyj.
21:52 Uhr | Kiew bittet Nato um Einladung zur Mitgliedschaft
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha bittet die Nato, die Ukraine während eines Treffens in Brüssel nächste Woche zum Beitritt in das Militärbündnis einzuladen. Das geht aus einem Brief hervor, der der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. Das Schreiben spiegle einen erneuten Vorstoß Kiews wider, eine Einladung zum Nato-Beitritt zu erhalten, so die Agentur. Eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine ist Teil des sogenannten Siegesplans von Präsident Wolodymyr Selenskyj.
Die Ukraine räumt dem Brief zufolge zwar ein, dass sie der Nato erst nach Beendigung des Krieges beitreten kann, aber eine Einladung zum jetzigen Zeitpunkt würde dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zeigen, dass eines seiner Hauptziele - die Verhinderung eines Nato-Beitritts Kiews - nicht erreicht werden kann. Die Nato-Führung hat bislang erklärt, dass sich die Ukraine auf einem "unumkehrbaren" Weg zur Mitgliedschaft befinde. Sie hat jedoch bislang weder eine formelle Einladung ausgesprochen noch einen Zeitplan festgelegt.
21:34 Uhr | Rheinmetall baut Munitionsfabrik in Litauen
Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat den Bau einer Munitionsfabrik in Litauen angekündigt. Wie das Unternehmen mitteilte, wurden die entsprechenden Verträge mit der litauischen Regierung unterzeichnet. Geplant ist demnach eine hochmoderne Produktionsanlage für 155-Millimeter-Artilleriemunition auf einer Fläche von rund 340 Hektar. Die Anlage in Baisogala im Zentrum Litauens soll ab Mitte 2026 in Betrieb gehen und jährlich zehntausende Artilleriegeschosse produzieren. Die Investitionen belaufen sich den Angaben zufolge auf 180 Millionen Euro.
18:55 Uhr | Massive Fahnenflucht droht ukrainische Armee "auszuhungern"
Die hohen Desertionszahlen drohen die ukrainischen Streitkräfte nach einem Bericht der US-amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press (AP) "zu einem entscheidenden Zeitpunkt im Krieg gegen Russland auszuhungern". Dem AP-Bericht zufolge haben Zehntausende ukrainische Soldaten ihre Kampf- und Frontpositionen verlassen. "Ganze Einheiten haben ihre Posten verlassen, wodurch die Verteidigungslinien verwundbar sind und die Gebietsverluste beschleunigt werden", berichtet die Nachrichtenagentur unter Verweis auf ukrainische Militärkommandeure und Soldaten.
AP zitiert den in Kiew ansässigen Militäranalysten Oleksandr Kovalenko mit den Sätzen: "Dieses Problem ist kritisch. Dies ist das dritte Kriegsjahr, und dieses Problem wird nur noch zunehmen." Wie die Nachrichtenagentur unter Verweis auf die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft berichtet, wurden seit dem Einmarsch der russischen Streitkräfte im Februar 2022 mehr als 100.000 Soldaten nach den ukrainischen Desertionsgesetzen angeklagt. Ein von AP nicht namentlich genannter Parlamentsabgeordneter, "der sich mit militärischen Angelegenheiten auskennt", schätzte demnach ein, dass es sogar bis zu 200.000 Deserteure sein könnten.
Zu den Motiven für Fahnenfluchten zitiert der AP-Bericht unter anderem das Beispiel eines namentlich nicht genannten ukrainischen Deserteurs: "Der beste Weg, es zu erklären, ist, sich vorzustellen, dass man unter eingehendem Beschuss sitzt und von ihrer [der russischen] Seite sind es 50 Granaten, die auf einen zukommen, während es von unserer Seite nur eine ist. Dann siehst du, wie deine Freunde in Stücke gerissen werden, und du realisierst, dass es dir jede Sekunde passieren kann."
17:07 Uhr | Anti-Minen-Kampagne ruft Ukraine zu Verzicht auf US-Landminen auf
Die Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen (ICBL) hat die Ukraine aufgefordert, die von den USA angebotene Lieferung von Landminen abzulehnen. Das Angebot aus Washington habe das Ottawa-Abkommen über das Verbot von Landminen in eine "Krise" gestürzt, sagte ICBL-Chef Tamar Gabelnick auf einer Konferenz der Ottawa-Vertragsstaaten in Kambodscha. "Wir hoffen daher sehr, dass die von den USA angebotenen Minen von der Ukraine entschieden abgelehnt werden."
Washington hatte vor wenigen Tagen erklärt, der Ukraine Antipersonenminen zu liefern, um den Vormarsch russischer Truppen im Osten des Landes zu verlangsamen. Anders als die USA und Russland gehört die Ukraine zu den 164 Unterzeichnern des Ottawa-Abkommens, das den Erwerb, die Herstellung, die Lagerung und den Einsatz von Landminen verbietet.
17:03 Uhr | Syrskji kündigt Truppen-Verstärkung an ukrainischer Ostfront an
Der ukrainische Armeechef Olexsandr Syrskji hat eine Verstärkung der Truppen an der Ostfront angekündigt. Der General schrieb nach einem Besuch der Donbass-Städte Pokrowsk und Kurachhowe bei Telegram, es würden Soldaten, Munition und Ausrüstung geschickt. An den beiden Brennpunkten rücken die Russen so schnell vor wie nie seit Beginn des Ukraine-Kriegs 2022.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau nahmen die russischen Truppen mittlerweile zwei weitere Ortschaften ein. Syrskij hingegen beharrt darauf, dass die ukrainischen Truppen den russischen Vormarsch weiter abwehren und dem Gegner dabei hohe Verluste zufügen.
16:47 Uhr | Russland übergibt Ukraine über 500 Soldaten-Leichen
Russland hat Kiew 502 getötete ukrainische Soldaten übergeben. Wie der Koordinierungsstab für Kriegsgefangenenbelange der Ukraine mitteilte, stammen knapp 400 von Frontabschnitten im ostukrainischen Gebiet Donezk. 64 der Soldaten sind den Angaben nach im südukrainischen Gebiet Saporischschja und weitere 24 in der Region Luhansk im Osten des Landes gefallen. 17 seien dabei aus Leichenhallen in Russland. Russischen Medienberichten zufolge erhielt Moskau im Gegenzug 48 Leichen eigener Soldaten. Die Übergabe habe unter Vermittlung des Internationalen Roten Kreuzes stattgefunden.
13:05 Uhr | Russland: Zehn ATACMS-Raketen in einer Woche abgefangen
Die russische Armee hat nach Angaben der Regierung in Moskau in dieser Woche zehn von der Ukraine gestartete Raketen vom US-Typ ATACMS abgefangen. Zudem hätten sie die Kontrolle über zwei weitere Ortschaften im Osten der Ukraine übernommen, erklärt das russische Verteidigungsministerium den staatlichen Nachrichtenagenturen RIA und Interfax zufolge. Bei den Ortschaften handele es sich um Werchokamjanka und Rosdolne in der Region Donezk.
12:17 Uhr | Ukraine greift Öldepot in Russland an
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben in der Nacht zum Freitag das Öldepot Atlas in der südrussischen Grenzregion Rostow angegriffen. Dabei sei ein Brand ausgelöst worden. "Atlas ist Teil des russischen militärisch-industriellen Komplexes, der die russische Armee mit Erdölprodukten versorgt", erklärt die Armee auf dem Kurznachrichtendienst Telegram dazu. Zudem sei eine Radarstation für ein Buk-Flugabwehrsystem der russischen Armee in der südukrainischen Region Saporischschja getroffen worden, teilt das Militär weiter mit.
09:44 Uhr | Russischer Verteidigungsminister in Nordkorea
Russlands Verteidigungsminister Andrej Beloussow würdigt bei einem Besuch in Nordkorea die militärische Zusammenarbeit beider Länder. Sie nehme rasch zu, sagt er der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti zufolge. Die Beratungen in Pjöngjang zwischen den Verteidigungsministerien beider Länder dienten der Stärkung ihrer strategischen Partnerschaft im militärischen Bereich, sagt Beloussow.
08:23 Uhr | Ukraine fängt 88 russische Drohnen ab
Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht zu Freitag 88 russische Drohnen abgefangen. Insgesamt habe Russland 132 Drohnen auf Ziele in der Ukraine gestartet. 41 von ihnen seien aus dem Blickfeld verschwunden. Eine Drohne sei auf russisches Gebiet zurückgekehrt, teilt die ukrainische Luftwaffe auf Telegram mit.
05:30 Uhr | Weitere russische Luftangriffe auf die Ukraine
Russland hat die Ukraine in der Nacht erneut aus der Luft attackiert, die Angriffe blieben diesmal zunächst schwächer als in der Nacht zuvor. Über Kiew war am Donnerstagabend kurz vor Mitternacht Flugabwehrfeuer zu hören, weil Kampfdrohnen die Hauptstadt bedrohten, wie Bürgermeister Vitali Klitschko mitteilte.
Drohnenschwärme wurden auch über den Gebieten Sumy, Tschernihiw, Poltawa und Kirowohrad geortet, wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte. Vom Schwarzen Meer kommend, griffen weitere Drohnen die Küste bei Odessa an. Auch aus der Stadt Cherson im Süden wurden Explosionen gemeldet.
In der russischen Region Rostow wurden nach Angaben des Gouverneurs mindestens 30 ukrainische Drohnen abgewehrt, wie die russische Staatsagentur Tass berichtete. Verletzte gebe nicht. Allerdings sei ein Großbrand in einem Industriekomplex ausgebrochen, der von mehr als 100 Einsatzkräften bekämpft werde.
05:00 Uhr | Mehr Jobs für Ukrainer in Deutschland
Immer mehr Ukrainer finden in Deutschland laut Bundesagentur für Arbeit (BA) einen Job. "Es ist heute viel wahrscheinlicher, dass Ukrainerinnen und Ukrainer in Arbeit kommen als vor dem Jobturbo", sagte BA-Chef Daniel Terzenbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) mit Bezug auf das Programm zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen. Wie das RND unter Berufung auf Zahlen der BA weiter berichtet, ist die Zahl der ukrainischen Beschäftigten gestiegen: Im August 2023 zählte die Behörde demnach 197.660 Ukrainer in Arbeit, im August 2024 waren es insgesamt 272.400 geringfügig oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.
Terzenbach zufolge gibt es bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt "noch Luft nach oben". Ausländerbehörden seien zum Teil "so überlastet", dass viele Betroffene keine Termine bekommen.
02:00 Uhr | Merkel: Russland darf nicht gewinnen
Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Angriff Russlands auf die Ukraine scharf kritisiert, aber auch zum "Mitdenken diplomatischer Lösungen" des Konflikts aufgefordert. "Russland darf diesen Krieg nicht gewinnen", sagte Merkel im ZDF. Der Krieg sei "eine flagrante, völkerrechtswidrige Aktion". Sie sagte allerdings auch, "dass man parallel immer auch diplomatische Lösungen mitdenken muss". Die müsse man nicht jetzt schon auspacken, erklärte Merkel. Wann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen sei, müssten alle miteinander gemeinsam beraten, die Ukraine genauso wie ihre Unterstützer.
Merkel betonte, sie unterstütze alles, "was die Staatengemeinschaft tut, um die Ukraine in eine gute Lage zu versetzen". Es sei "nicht nur im Interesse der Ukraine, sondern auch im Interesse von uns, dass Putin diesen Krieg nicht gewinnt". Sie habe alles versucht, dazu beizutragen, dass es zu solch einer Eskalation nicht kommt.
01:30 Uhr | Nach Raketenangriff: Biden will Verteidigung der Ukraine stärken
US-Präsident Joe Biden hat wegen der massiven russischen Luftangriffen auf die Ukraine weitere Militärhife angemahnt. "Dieser Angriff ist ungeheuerlich und zeigt einmal mehr, wie dringend und wichtig es ist, das ukrainische Volk bei seiner Verteidigung gegen die russische Aggression zu unterstützen", erklärte der scheidende US-Präsident. "Meine Botschaft an das ukrainische Volk ist eindeutig: Die USA stehen an eurer Seite", sagte Biden. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte am Donnerstag unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, dass die US-Regierung neue Waffenlieferungen im Wert von 725 Millionen US-Dollar beschließen wolle.
00:30 Uhr | Russischer Anwalt zu sieben Jahren Haft verurteilt
Wegen seiner Kritik an der russischen Kriegsführung ist ein ehemaliger Anwalt in Russland zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht in der Republik Udmurtien urteilte, dass Dmitri Talantow willentlich "falsche" Informationen über die russische Armee verbreitet habe. Der Anwalt war im Juli 2022 verhaftet worden, nachdem er in Onlinemedien geschrieben hatte, die Taten der russischen Armee in den ukrainischen Städten Mariupol und Butscha erinnerten an "Nazi-Praktiken". Seit dem Beginn der Offensive in der Ukraine im Februar 2022 ist es in Russland strafbar, Falschinformationen über die russische Armee zu verbreiten.
Talantow sagte vor Gericht, er fürchte, dass er die Gefängnisstrafe nicht überlebe. "Ich bin 64 und es fällt mir schwer vorzustellen, dass ich lebend aus dem Gefängnis herauskomme", sagte er in einer Rede, die Menschenrechtler veröffentlicht haben. Talantow hat bereits zweieinhalb Jahre in Untersuchungshaft verbracht, davon zwei in Isolationshaft. Seine bisherigen Haftbedingungen nannte er "mittelalterlich". Talantow hatte 2021 den Militär-Journalisten Iwan Safronow verteidigt, der derzeit eine 22-jährige Haftstrafe absitzt.
0:00 Uhr | Ukraine-News am Freitag, 29. November 2024
Guten Tag! In unseren Ukraine-News halten wir Sie weiterhin über die Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten dazu erscheinen hier im Lauf des Tages.
Die Berichterstattung über den Russland-Ukraine-Krieg ist komplex. Es gibt eine Vielzahl von Medienvertretern vor Ort, darunter auch unabhängige Journalisten aus verschiedenen Ländern. Trotzdem ist wichtig zu wissen, dass die Beschaffung verlässlicher Informationen schwierig ist, weil viele Quellen politisch motiviert sein können und schwer zu überprüfen sind. Dennoch gibt es unabhängige Experten, Organisationen und Journalisten, die differenzierte Einblicke bieten. Bei der Bewertung von Informationen sind verschiedene Quellen und eine kritische Haltung unerlässlich, um ein möglichst umfassendes Bild zu erhalten. Alles das berücksichtigt der MDR in seinen Berichten über den Russland-Ukraine-Krieg.
Quellen: u.a. AFP,dpa,Reuters,MDR
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 29. November 2024 | 06:00 Uhr