Biologische Vielfalt Camembert-Pilz vom Aussterben bedroht
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22. Februar 2024, 12:31 Uhr
Die biologische Vielfalt schwindet, viele Arten sind vom Aussterben bedroht: Französischen Forschern zufolge gilt das auch für den Camembert beziehungsweise für den Pilz, der für seinen charakteristischen Edelschimmel sorgt.
Tiger, Nashorn, Berggorilla, oder auch der Atlantische Lachs – sie alle sind vom Aussterben bedroht, die biologische Vielfalt schwindet. Oft wird vor den Folgen gewarnt, die damit für die Menschheit verbunden sind. Doch sind Tiger und Co. weit weg und haben vermeintlich wenig mit unserem Alltag zu. Nun warnen Forscher aber, dass die Verarmung der biologischen Vielfalt auch in der Lebensmittelproduktion dramatische Folgen haben kann. Konkret betroffen ist der Camembert.
Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts herrschte Camembert-Vielfalt an der Ladentheke. Die Camembert-Sorten waren teils orange, bräunlich, gräulich oder grünlich – doch dann setzte sich mehr und mehr ein Trend durch: Camembert hat strahlend weiß zu sein. Und deshalb verwenden sämtliche Produzenten weltweit einen einzigen Stamm des Edelschimmel-Pilzes Penicillium camemberti. Weil er sich seit Generationen nicht mehr mit anderen Pilzstämmen kreuzen durfte, verliert dieser Pilz inzwischen jedoch die Fähigkeit, sich fortzupflanzen. Er produziert immer weniger Sporen, und die Käse-Hersteller haben teilweise schon Schwierigkeiten, den Pilz in ausreichender Menge zu bekommen.
Camembert wird langfristig anders schmecken
Auf das Problem aufmerksam gemacht haben französische Wissenschaftler im Magazin "Le Journal" des französischen Forschungszentrums CNRS. Darüber berichten französische Zeitungen sowie die Deutsche Presse-Agentur. Der Käse ist nach Ansicht der Forscher in den nächsten 15 Jahren nicht vom Aussterben bedroht, aber eine zu große Verringerung der Biologischen Vielfalt sei ein Problem, auf das sie aufmerksam machen wollten.
Eine mögliche Lösung könnte sein, den Camembert mit anderen Schimmelpilzen herzustellen. Aussehen, Festigkeit und Geschmack würden sich dadurch allerdings verändern.
Die Herstellung eines Camembert dauert etwa drei Wochen. Um aus dem Käse den speziellen Weichkäse zu machen, wird er an der Oberfläche mit dem Schimmelpilz beimpft. Der Pilz zersetzt den Käse und gibt Substanzen ab, die dem Camembert sein besonderes Aroma verleihen. Im 18. Jahrhundert soll diese Art der Käseherstellung im Ort Camembert in der Normandie entwickelt worden sein, heute wird der Käse jedoch weltweit produziert.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL - das Nachrichtenradio | 22. Februar 2024 | 09:22 Uhr