Eine Hackersoftware ist auf einem Laptop geöffnet.
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Weltweiter Einsatz BKA: Bisher größter Schlag gegen weltweite Cyberkriminalität

30. Mai 2024, 17:15 Uhr

Internationale Strafverfolgungsbehörden haben mehrere Server und Domains unschädlich gemacht. Die Ermittler sprechen vom größten Schlag gegen Cyberkriminelle. Außerdem wurden Schadsoftware vom Netz genommen. Bei dem Einsatz in Armenien, den Niederlanden, Portugal und der Ukraine wurden mehrere Menschen festgenommen.

Internationale Strafverfolgungsbehörden haben bei einem weltweiten Einsatz gegen Cyberkriminalität mehr als 100 Server und über 1.300 kriminell genutzte Domains vom Netz genommen. Das teilten die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt (BKA) mit.

"Mit der bislang größten internationalen Cyber-Polizeioperation ist den Strafverfolgungsbehörden ein bedeutender Schlag gegen die Cybercrime-Szene gelungen", sagte BKA-Vizepräsidentin Martina Link der Mitteilung zufolge.

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In Sachsen-Anhalt hat es 2023 etwas mehr Fälle von Cyberkriminalität gegeben als im Vorjahr.

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"Unsere Ermittlungen dauern schon mehrere Jahre an und sind jetzt nicht durch einzelne Schadensfälle initiiert worden", sagte Benjamin Krause, Leiter der Zentralstelle für Internetkriminalität (ZIT) bei der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am Main. Insbesondere die Schadsoftware "Smokeloader" sei die größte Gefährdung in Deutschland gewesen, für Unternehmen wie auch für Institutionen wie Krankenhäuser, Bildungseinrichtungen und die gesamte öffentliche Verwaltung. "Keiner war geschützt davor, alle mussten mit Angriffen rechnen", sagte Krause.

Faeser: Großer Erfolg im Kampf gegen Internetkriminalität

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach von dem bedeutendsten Schlag gegen die Cyberkriminalität. Von der zerschlagenen Infrastruktur seien weltweit "massive Angriffe" ausgegangen, sagte die SPD-Politikerin. Der Umfang des Einsatzes zeige, "wie stark wir zuschlagen und mit welcher Dimension wir es hier zu tun haben". Der "große Erfolg im Kampf gegen Internetkriminalität" zeige, dass sich Straftäter auch im Internet "nicht sicher fühlen" könnten.

Der Vorsitzende des Bundesverbands für IT-Sicherheit, Norbert Pohlmann, sieht den weltweiten Schlag gegen internationale Cyberkriminalität ebenfalls als großen Erfolg. Pohlmann sagte MDR AKTUELL, die Ermittler in diesem Bereich würden immer besser. Der Einsatz mache den Kriminellen deutlich, dass sie nicht ohne Risiko angreifen könnten.

Schadsoftware vom Netz genommen

Mehrere der derzeit einflussreichsten Schadsoftware-Familien seien vom Netz genommen worden. Es handle sich dabei um die Gruppierungen hinter den sechs Schadsoftware-Familien "IcedID", "SystemBC", "Bumblebee", "Smokeloader", "Pikabot" und "Trickbot". Mit diesen Softwares habe man Zugriff auf fremde Computer erlangen können.

Laut Bundeskriminalamt wurden bei einem Server-Betreiber Vermögenswerte in Höhe von 69 Millionen Euro eingefroren. Zudem sei Krypto-Währung im Wert von mehr als 70 Millionen Euro gesperrt worden.

Wie das BKA weiter mitteilte, dienten die sechs Schadsoftware-Familien Cyberkriminellen als "Türöffner", um angegriffene Computersysteme mit weiterer Schadsoftware zu infizieren. Ziel solcher Angriffe war es demnach unter anderem, persönliche Daten wie Nutzernamen und Passwörter abzugreifen oder die angegriffenen Systeme oder Netzwerke mit sogenannter Ransomware zu verschlüsseln. Bei Angriffen mit Ransomware verschlüsseln Hacker die Daten von betroffenen Unternehmen, Privatleuten oder Behörden und verlangen dann ein Lösegeld zur Freigabe der Daten.

Mehrere Haftbefehle und Festnahmen

Bei den von deutschen Behörden koordinierten Maßnahmen sind den Angaben zufolge zehn internationale Haftbefehle erlassen und vier Menschen vorläufig festgenommen worden. Gegen insgesamt acht Akteure seien von Deutschland Haftbefehle erlassen worden. Auf dieser Grundlage werde nach sieben Personen gefahndet, die im dringenden Verdacht stünden, "sich als Mitglied an einer kriminellen Vereinigung zum Zwecke der Verbreitung der Schadsoftware Trickbot beteiligt zu haben", teilten die Ermittler weiter mit. Außerdem ermitteln die Behörden wegen des Verdachts der banden- und gewerbsmäßigen Erpressung.

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Bei dem Einsatz am Dienstag und Mittwoch gab es den Angaben zufolge Durchsuchungen in insgesamt 16 Objekten in Armenien, den Niederlanden, Portugal und der Ukraine, bei denen zahlreiche Beweismittel sichergestellt worden seien. Die Daten würden derzeit ausgewertet und könnten zu weiteren Ermittlungen führen.

An der Aktion waren demnach Strafverfolger aus den Niederlanden, Frankreich, Dänemark, Großbritannien, Österreich sowie den USA beteiligt. Unterstützt wurden sie von der Polizeibehörde Europol und der Agentur der Europäischen Union für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen.

AFP/dpa/reuters (jst/nvm)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. Mai 2024 | 09:00 Uhr

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